Roman Nogin ist Künstler aus der Ukraine. Er gastiert derzeit während der Leverkusener Jazztage im Erholungshaus.
JazztageUkrainischer Musik-Maler ist beim Leverkusener Festival Gast im Erholungshaus
Dass Roman Nogin den Februar 2022 niemals vergessen wird, ist klar. Es war der Monat, in dem Russlands Despot Wladimir Putin seine Heimat, die Ukraine, mit einem Krieg überzog, der bis heute andauert. Man muss wissen: Roman Nogin wurde 1976 im ukrainischen Charkiw geboren, das bis zuletzt auch seine Heimat war, und lebte somit zeit seines Lebens nur wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt. „Auf einmal schlugen Bomben ein, hörten wir Tag für Tag, Nacht für Nacht Artilleriefeuer“, erinnert er sich. Und: Genauso plötzlich seien auch alle zuvor seit Jahren bestehenden, mitunter freundschaftlichen Verbindungen zu den Menschen gleich hinter der Grenze weggefallen. Sie waren jetzt Feinde. Ein ganzes Sozialgefüge war gekappt. Roman Nogin floh mit der Familie.
Neue Heimat in Spanien
Eine neue Heimat fanden er, seine Frau und seine Tochter in Spanien, nahe Valencia. Und von dort aus reiste er zuletzt auch nach Leverkusen, um den hiesigen Jazztagen eine der schönsten Geschichten abseits der Konzertbühnen zu bescheren. Denn Roman Nogin ist Künstler. Professionell. Hat Kunst studiert. Arbeitet als Dozent via Internet-Calls weiter mit seinen Studierenden. Und malt – neben vielen anderen Motiven – Jazz-Bilder. Porträts von Musikern wie John Coltrane und Miles Davis ebenso wie Szenen von Konzerten in engen, urigen Jazzclubs in New Orleans.
Zuletzt hatte Roman Nogin Ausstellungen bei einem Festival im italienischen Perugia sowie beim „North Sea Jazz“ in Rotterdam. Das blieb nicht unentdeckt. Im Gegenteil: Auch Jazztage-Chef Fabian Stiens wurde auf ihn aufmerksam. Er fragte Roman Nogin, ob der seine Bilder denn vielleicht auch in Leverkusen bei seinem Festival ausstellen wolle – und stieß auf offene Ohren beim Ukrainer: „Das ist eine Ehre und selbstverständlich für mich.“
Zeichnungen als Geschenk an die Menschen
Und so sitzt Roman Nogin nun jeden Abend, und bis zum Ende der Jazztage Anfang in der kommenden Woche, im Foyer des Erholungshauses, während nebenan im Saal die Musik spielt. Eine Auswahl seiner Bilder – extrem detailreich, mit viel Liebe zur jeweiligen Farbkomposition versehen und sichtbar basierend auf dem Willen, Musik im gemalten Bild festzuhalten – hat er an die Wände des Hauses gehängt, wo die Jazztage-Besucherinnen und -Besucher sie betrachten können.
Zudem sitzt Roman Nogin an einem Tisch, wo er kleine Zeichnungen anfertigt, diese den Menschen, die ihn ansprechen, schenkt – und sich dann einfach freut, hier zu sein. Gleichgesinnte zu treffen. Seine Leidenschaft teilen zu können. Über Gott und die Welt und Musik zu sprechen.
Musik – egal ob Jazz oder die von ihm ebenfalls geliebte Klassik – hat für den ukrainischen Künstler etwas Verbindendes. Ebenso wie Kunst. Und durch die Jazztage hofft Roman Nogin, die Menschen auch auf seine anderen Bilder aufmerksam machen zu können, darunter viele Landschaftsmotive. Aber auch Motive, die an den Krieg in seiner Heimat gemahnen und mit denen er das bislang Erlebte zu verarbeiten versucht.
Ob Roman Nogin dann im kommenden Jahr wieder hier zu Gast sein wird, wenn die Leverkusener Jazztage anstehen? „Ich weiß es nicht“, sagt er. Und lächelt. Und schiebt hinterher: „An mir soll es nicht liegen. Wenn die Menschen mich hier haben wollen, dann natürlich liebend gerne!“ Was ein guter Anfang ist: Aus seiner Zeichenfeder stammt das Porträt eines Saxofonisten, welches das Cover des aktuellen Jazztage-Programmes ziert und auf das er schon von vielen Menschen angesprochen wurde. Insofern: Warum nicht auf ein Neues im kommenden Jahr?