Jüdischer Kulturverein"Davidstern" zieht ins Herz von Wiesdorf

Das städtische Haus in der Kaiserstraße (rechts) will die Jüdische Gemeinde mieten.
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Wiesdorf – Davidstern heißt der neue jüdische Leverkusener Kulturverein. Er gründete sich im Spätsommer 2011. Bisher fehlte es den 130 Mitgliedern an einem Versammlungsraum in der Stadt. Nach allem, was zu hören ist, ist die Sache aber jetzt perfekt: Die Gemeinde kann sich fortan im Herzen Wiesdorfs versammeln, und zwar in der Kaiserstraße. Oberbürgermeister Buchhorn bestätigte, dass einem Mietvertrag über die Versammlungsstätte mit der Stadt nichts mehr im Wege stehe. In den nächsten Tagen soll alles festgemacht werden.
Keine eigene Synagoge
In der Kaiserstraße besitzt die Stadt schräg gegenüber dem ehemaligen Reiterfachgeschäft Sattelkammer eine rund 130 Quadratmeter große Geschäftsimmobilie. Genau genommen mietet die Düsseldorfer Jüdische Gemeinde in Vertretung ihrer Leverkusener Glaubensbrüder. Denn Davidstern ist ein noch junger Verein, hat dem Vernehmen nach nicht viel Geld, und die Mitglieder sind bisher mangels einer eigenen Synagoge meist in das Düsseldorfer Gebetshaus gefahren. Die Leverkusener nutzen gelegentlich kirchliche Gemeindesäle oder auch einmal den Gartensaal von Schloss Morsbroich für ihre traditionellen Feste. Aber seit der Gründung gab es den Wunsch nach eigenen Räumen in der Stadt. Ein Vereinsraum, in dem sich jüdische Gläubige treffen, muss in Deutschland auch im Jahr 2013 noch erhebliche Anforderungen erfüllen.
Ganz oben bei der Beurteilung einer solchen Immobilie steht die Sicherheit; ein solches Gebäude muss gut zu schützen und zu überwachen sein. Sowohl Polizei als auch Sicherheitsfachleute der Düsseldorfer Gemeinde sollen das Haus in Augenschein genommen haben, sagte Juri Leitmann, der Sohn des Vereinsvorsitzenden Lev Ismikhanov, der für den russisch sprechenden Vater übersetzt. Die Räume seien nicht ideal zu überwachen, aber insgesamt haben sowohl die eigenen Sicherheitsfachleute, als auch die Polizei ihren Segen gegeben. Wohl auch deshalb gab es monatelange Verhandlungen zwischen Stadt und Düsseldorfer Gemeinde. Die Kölner Synagoge etwa wird ohne Unterbrechung von Polizisten bewacht. Das soll hier nicht geschehen, aber dass demnächst sehr viel öfter Polizeiwagen in der Kaiserstraße stehen, werden die meisten Anwohner als Nebeneffekt des Einzugs der neuen Nachbarn empfinden.
Gegenüber in der alten Sattelkammer leben Mitglieder der stadtbekannten Leverkusener Großfamilie. Dazu sagte Leitmann, dass man mit der Nachbarschaft keinerlei Bedenken habe: „Die leben für sich.“ Die städtischen Räume, die die Wohnungsgesellschaft Leverkusen verwaltet, nutzte zuletzt bis Mitte 2011 die Griechische Gemeinde, vorher waren Sarden darin. Ursprünglich gab es dort ein kleines Postamt, heute kaum noch vorstellbar.
Eine andere Geschichte ist der Platz der Synagoge in Opladen an der Ecke Altstadt- und Lessingstraße. Dort stand die Synagoge, die im November 1938 in Brand gesetzt und dabei total zerstört wurde. Ein Gedenkstein erinnert an die Historie des Hauses, jedes Jahr am 9. November gibt es eine Gedenkveranstaltung. Bis 1939 gehörte das Grundstück der Jüdischen Gemeinde Solingen. Stadtverwaltung und der Regierungspräsident erzwangen nach dem Brand, den Verkaufspreis für das Grundstück von 1500 auf 1000 Reichsmark zu reduzieren. Ein Opladener Ehepaar kaufte es.
Was dieses Grundstück angeht – es befindet sich jetzt in städtischem Besitz – hegt Buchhorn Ideen: „Ich habe überlegt, was man damit machen kann. Wenn man dort vielleicht etwas baut, ein Gedächtniszentrum, in den oberen Etagen eine Versammlungsstätte und eine Wohnung.“ Dabei sei in der aktuellen Kassenlage auch an Zuschüsse zu denken. Buchhorn: „Wir haben da eine besondere Verantwortung. Es muss ja nicht heute oder morgen sein.“