JugendzentrumAnstieg der Kinderarmut
Leverkusen – Fünfjähriges Bestehen feiert in diesem Monat das Projekt „Kindermahlzeit“ der Leverkusener Jugendeinrichtungen. Grund, die Sektkorken knallen zu lassen, gibt es aber nicht. Rainer Hilken, Leiter des Jugendzentrums Bunker in Wiesdorf, nannte am Donnerstag Zahlen, die aufhorchen lassen: „Pro Woche versorgen wir in zwölf Einrichtungen im Stadtgebiet 600 Kinder mit Essen.“ Bei Projektbeginn vor fünf Jahren waren es rund 300 junge Leverkusener.
Die Aufgabe ist in den vergangenen Jahren also größer geworden. Die benötigten Lebensmittel sind Spenden von Kölner Supermärkten. Weil in Leverkusen bereits die Tafel mit vielen Händlern kooperiere, sei man auf die Nachbarstadt ausgewichen, erläuterte Hilken. Dennoch gibt es immer wieder Wochen, in denen diese Spenden nicht ausreichen, und die Organisatoren müssen Essen hinzukaufen. Öffentliche Mittel erhält das „Netzwerk Kinderarmut“ – dem Fachleute aus den Bereichen Kinder-und Jugendhilfe sowie Sozialwesen angehören – aber nicht. Neben acht Ehrenamtlern wird neuerdings auch ein hauptamtlicher Mitarbeiter beschäftigt. Zu den laufenden Kosten zählen außerdem Versicherungen.
Groß war also die Freude bei Rainer Hilken, der auch als Sprecher des „Netzwerks Kinderarmut“ fungiert, als Karl-Heinz Horst bei ihm anrief. Der Geschäftsführer der in Wiesdorf ansässigen IT-Firma GIA bot eine Spende für das Netzwerk an. Am Donnerstag überreichte Horst einen Scheck über 2500 Euro für die Essensversorgung. „Erschreckend“, so Horst, sei die Tatsache, dass in Leverkusen 20 Prozent der Kinder in Armut aufwachsen: „Das war mir auch nicht so bewusst.“ Mit seinen 80 Mitarbeitern habe er deshalb über das Netzwerk und dessen Arbeit gesprochen.
Die Kindermahlzeit – zu der auch das gemeinsame Kochen und Abwaschen gehören – ist nur ein Baustein der Jugendeinrichtungen. Das Netzwerk organisiert auch Tauschbörsen für Kleidung und bemüht sich, durch „Klinken putzen“ an Eintrittskarten für Kultur- und Freizeiteinrichtungen zu kommen.
Bei allen Projekten sei Sensibilität gefragt, betonte Rainer Hilken. Es bestehe ja durchaus die Gefahr, dass sich Eltern nur noch auf die Jugendzentren verlassen, „so nach dem Motto, da kriegt mein Kind ja was zu essen“. Wenn möglich, werde also der Kontakt zu den Familien gesucht. Und den jungen Stammgästen werde durchaus klar gemacht, dass es noch eine „Welt da draußen“ gebe.