Das Junge Theater Leverkusen (JTL) wird 25 - und ermöglichte in dieser Zeit schon vielen professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern die erste Bühnenerfahrung.
Junges Theater LeverkusenFür viele der erste Schritt zur Bühnenkarriere
Der Begriff ist zwar korrekt und in der deutschen Theaterlandschaft absolut geläufig. Dennoch klingt er stets wenig schmeichelhaft: „Laientheater“. Genau so eines ist das Junge Theater Leverkusen (JTL). Ein Haus des Schauspiels, in dem zumeist junge Menschen auf der Bühne stehen, Stücke zwischen Klassiker und Zeitgenössischem spielen - und dafür weder Geld bekommen noch schul- oder vorlesungsfrei. Sie sind eben: Laien. Und doch wird dieses Wort dem, was rund um das im Flachbunker Karlstraße beheimatete Theater geschieht, nicht wirklich gerecht. Das Junge Theater ist nämlich schon in zahlreichen Fällen der Grundstein für Professionalität gewesen. Aus dem stets wechselnden Ensemble gingen viele Schauspielerinnen und Schauspieler vor, die heutzutage im ganzen Land tätig sind und ihr Publikum unterhalten.
Serkan Kaya machte Musical-Karriere
Die bekanntesten Namen sind sicherlich Katharina Lorenz und Serkan Kaya. Lorenz, Enkelin des Leverkusener Künstlers Kurt Lorenz sowie Tochter des mittlerweile in Berlin lebenden Musikers und Malers Peter Lorenz, war für eine kurze Zeit Teil des Jungen Theaters - und wurde später zu einer renommierten Darstellerin, nicht zuletzt am weltberühmten Wiener Burgtheater.
Kayas Vita ist sogar noch enger mit Opladen verknüpft: Er gehörte mehrere Jahre zum Ensemble der jungen Truppe - und schlug dann eine rasante, bis heute andauernde Karriere an Schauspielhäusern und in Musicals ein. Lange Zeit mimte er als Hauptdarsteller in „Hinterm Horizont“ in Berlin den Udo Lindenberg. Hinzu kamen Rollen im Queen-Musical „We Will Rock You“ und „Elisabeth“ in Österreich. Der Fernsehfilm „Der König von Köln“, in dem Kaya eine Hauptrolle spielte, erhielt 2020 den Grimme-Preis.
Auch Eric Rentmeister ist einer derjenigen, die sich einen guten Teil ihrer praktischen Ausbildung im Jungen Theater holten, ehe es sie hinauszog: Er studierte an der Folkwang-Universität der Künste in Essen und ist heute als freischaffender Künstler unter anderem im Ensemble des Consol-Theaters Gelsenkirchen und als Teil des Brachland-Ensembles, das sich als Projekt einer Verknüpfung aus Schauspiel, journalistischer Recherche und politischer Bildung verschrieben hat.
Pforzheim, London, Berlin, München
Die beiden Brüder Julius und Timon Schleheck, Söhne der Leverkusener Autorin Regina Schleheck, landeten nach ihrer Ausbildung am Jungen Theater unter anderem am Westfälischen Landestheater (Julius) sowie am Theater Plauen und dem Theater Pforzheim (Timon). Philipp Arnold, er ist der Sohn der Kulturausschussvorsitzenden Grünen-Politikerin Roswitha Arnold, studierte nach seiner Zeit im Jungen Theater Performative Kunst an der Goldsmiths University in London, wurde Regieassistent am Deutschen Theater Berlin, brachte dann seine eigenen Inszenierungen („Tropfen auf heiße Steine“, „Der Tempelherr“) auf die dortige und anderen Bühnen - und ist seit der Spielzeit 2021/22 Hausregisseur am Münchner Volkstheater. Die entsprechende Premiere feierte er 2022/23 mit seiner Inszenierung des bekannten Böll-Stückes „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“.
Ein weiteres ehemaliges JTL-Mitglied, das vor allem den Musical-Weg eingeschlagen hat, ist Marc Lamberty. Er stand in den vergangenen Jahren in Deutschland und Österreich in Produktionen wie „Evita“, „Jesus Christ Superstar“, „The Rocky Horror Picture Show“ oder „Les Misérables“ auf der Bühne und studierte in Hamburg an der Hochschule für Musik und Theater. Renè Schwittay wiederum war am Theater Magdeburg tätig, ist seit Jahren Mitglied des Hans-Otto-Theaters in Potsdam, wirkt regelmäßig in Film- und Fernsehproduktionen mit („Tatort“, „Soko“) und ist zudem als Hörspielsprecher und Regisseur von Hörspielen („Sturmnacht der Geschichten“) tätig.
Moritz Klaus ist am Düsseldorfer Schauspielhaus tätig - und spielte zuletzt eine Rolle im oscarprämierten Kinofilm „Im Westen nichts Neues“. Kilian Bierwirth ist seit dem vergangenen Jahr festes Ensemblemitglied am Schauspiel Baden-Baden. Die Hitdorferin Millie Vikanis ist Mitglied des Ensembles des Theaters der Jungen Wildnis (TDJW) in Leipzig, dem nach eigenen Angaben ältesten professionellen Kinder- und Jugendtheater Deutschlands.
Marina Poltmann gehört zum Ensemble der Schauspielbrigade Leipzig, des Schauspielstudios Dresden und des Deutschen Theaters Göttingen. Und Christina Thießen studierte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Frankfurt und spielte zuletzt unter anderem am Schauspiel Frankfurt sowie am Staatstheater Kassel.
Definition: Ausbildungsbetrieb
Aktuell umfasst das Ensemble des Jungen Theaters, dessen Verantwortliche das Haus als Ausbildungsbetrieb für Jugendliche ab 17 Jahren definieren, 17 Laienschauspielerinnen und -schauspieler. Diese werden ausgebildet von der Leverkusener Regisseurin und Dozentin Petra Clemens sowie der Regisseurin Claudia Sowa, die beide quasi seit der Gründung des Hauses - damals noch unter dem 2006 verstorbenen Bernd Vossen - die künstlerische Leitung innehaben. Hinzu kommen zahlreiche externe Dozentinnen und Dozenten, darunter auch ehemalige Ensemblemitglieder.
www.jungestheater.net