Das Schulkabarett „Cut! So nehmen wir's!“ des Opladener Landrat-Lucas-Gymnasium ist im Kulturausbesserungswerk (KAW) zu Gast
KabarettLeverkusener Schülerinnen rechnen mit drängendem Problem am Landrat-Lucas ab
Bevor „Cut! So nehmen wir's!“ losgeht, gibt es einen kurzen Prolog von der Lehrerin der Gruppe von Schülerinnen, Anja Gawantka. In dem ausverkauften kleinen Saal des Kulturausbesserungswerks (KAW) – einige Gäste haben am Freitagabend kein Ticket mehr bekommen – fragt sie in der Rolle einer Putzfrau: „Wat wollt ihr alle hier? Dat sind fünf kleine Mädchen, die hier Kabarett versuchen, das kann gar nicht lustig werden.“
Und sie stellt fest: „Worüber soll man im Moment eigentlich Kabarett machen, im Moment ist es nicht lustig in der Welt, sondern scheiße.“ Dann fragt sie die Zuschauer, ob sie nicht nach Hause gehen möchten, dann hätte sie schließlich auch früher Feierabend – die Zuschauer bleiben sitzen. „Den Humor solltet ihr euch aufsparen für schlechte Zeiten“, sagt sie, „wenn Putin am Rhein steht.“
Leverkusener Schülerinnen knöpfen sich Reality-TV vor
Vor allem zwei Themen haben die fünf Mädchen aber gefunden, die genug Komik mitbringen, um damit einen Kabarettabend zu füllen: Zum einen rechnen sie mit Parodien wie „The Bitchlor“, „Helf dir! Jung. Dumm. Triebgesteuert“, „Dance Dumbs“ und „Parasite Hotel“ – also mit Reality-TV-Formaten der Privatsender ab, zum anderen mit dem Schulsystem. Im ersten Teil sitzen die Zuschauer im KAW mit am Tisch einer Redaktionssitzung für eine neue Reality-Show. „Wir brauchen mehr Haareziehen, Kratzen und Sexdrama“, fordert die cholerische Chefin in knallbunter Batikkleidung.
„Aber wir haben doch im Moment schon so viel davon im Programm wie noch nie“, so eine Schülerin in der Rolle einer Produktionsmitarbeiterin. „Noch nicht genug! Wir brauchen mehr Einschaltquote!“, schreit die Chefin. Zwischen den weiteren Szenen gibt es immer wieder von den Schülerinnen produzierte Einspielfilme, die das Geschehen am Set dieser Sendungen auf die Schippe nehmen. Insbesondere in den Parodien aktueller Fernsehsendungen liegt die Komik in extrem vulgärer Sprache. Was im Kampf um die größte Aufmerksamkeit in den Medien wohl längst normal geworden ist, wirkt aus den Mündern von Schülerinnen beinahe befremdlich.
Auch Leverkusener Lehrkräfte bekommen ihr Fett weg
„Unser Deutschlehrer hat wohl zu viel von dem Wasser aus dem dreckigen Trinkbrunnen der Schule getrunken“, erzählen die Schülerinnen, „er versucht schon seit Wochen seinen Laptop mit dem Beamer zu verbinden.“ Erst nachdem er Kabel, Adapter und Laptop und schließlich sogar den Raum gewechselt hat und er gerade auf dem Weg war, einen VHS-Videokassettenspieler zu besorgen, dämmerte ihm sein Fehler: Als er nämlich den Zettel mit der Aufschrift „Beamer einschalten“ an der Wand entdeckte. „Der Zettel war schließlich auch nur in Din-A-drei-Format ausgedruckt“, scherzt eine Schülerin ironisch. Die Szene wird beendet mit dem Satz: „An einer Schule, wo das WLAN auf dem Klo am besten ist, ist wahrscheinlich auch die Bildung für'n Arsch!“
In einem anderen Sketch begleitet man eine Mutter mit ihrer Tochter beim Kleidungskauf, die Mutter möchte der Tochter Anziehsachen bei einem Discounter kaufen, doch die Tochter möchte Markenkleidung in der Schule tragen: „Es steht doch nicht darauf, dass die Sachen vom Discounter sind“, zeigt sich die Mutter verständnislos dafür.
Dann möchte die Mutter ihr eine Zimmermannsbluse kaufen. „Das ist kulturelle Aneignung“, entgegnet die Tochter. „Wenn wir nichts zum Anziehen für dich finden, musst du nackt in die Schule gehen, nicht dass dann Adam und Eva beleidigt sind“, schießt die Mutter zurück.
Weiterer Aufführungstermin
Das Kabarettprogramm der fünf Schülerinnen vom Landrat-Lucas-Gymnasium „Cut! So nehmen wir's!“ wird erneut am Montag, 11. März, 19 Uhr im KAW, Kolberger Str. 95a aufgeführt.