Kirchenzeitung„Von Kosten war nie die Rede“

Wolfgang Duisberg unterschrieb einen leeren Bestellschein für ein Abonnement der Kirchenzeitung. Auf die monatlichen Kosten wies der Werber an der Haustür ihn nach seinen Angaben nicht hin.
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Leverkusen – Wolfgang Duisberg steht am Mittwochmorgen gegen 9.45 Uhr unter der Dusche, als es an seiner Haustür klingelt. Mit Shampoo in den Haaren öffnete der 64-Jährige die Tür. Ein älterer Mann erklärt ihm, dass es einen neuen Pastor in Bürrig gebe. Ob er nicht auch zukünftig über Neuigkeiten der katholischen Kirchengemeinde informiert werden wolle? In diesem Falle müsse er nur einen Bestellschein unterschreiben. Zwei Nachbarn hätten den ebenfalls bereits unterschrieben. Duisberg sieht, dass der Mann eine Liste dabei hat, in der Namen von Mitgliedern der Kirchengemeinde vermerkt sind. Der Name seiner Frau ist darauf vermerkt. Sein eigener nicht, Duisberg ist evangelisch. Nach der Ehefrau fragt der Werber aber gar nicht. Und Duisberg unterschreibt, weil er davon ausgeht, es gehe um die kostenlosen Kirchennachrichten aus Bürrig, die öfters mal im Briefkasten liegen. "Ich hatte meine Brille noch im Badezimmer liegen und habe mir das Formular nicht so genau angeguckt."
Natürlich sei das dumm gewesen. Denn erst, als Duisberg in seinem Briefkasten einen Durchschlag des Bestellscheins sieht, fällt ihm auf, dass er ein Abo der Kirchenzeitung des Erzbistums Köln über zwölf Monate unterschrieben hat und ihn das monatlich 8,15 Euro kostet. Auf den Namen seiner Frau. Als Zahlungsweise ist "vierteljährlich" angekreuzt - "obwohl von Kosten nie die Rede war". Den Bestellschein hat Duisberg blanko unterschrieben, alle Angaben füllte der Werber nachträglich aus. Duisberg ist nun besorgt, dass auch andere, vor allem ältere Leute sich täuschen lassen. "Hier im Altenheim wohnen sicher ebenfalls katholische Gemeindemitglieder." Auch Duisbergs Nachbarin Monika Hürtgen fühlt sich betrogen. "Ich bin vor der Haustür von dem Herrn angesprochen worden. Mir wurde mitgeteilt, dass mich das Abo 1,35 Euro im Monat kosten würde." Da Hürtgen es eilig hatte, unterschrieb sie den Schein ebenfalls, ohne genauer hinzusehen. "Ich werde mein Abo widerrufen."
"Das ist das erste Mal, das ich von dieser Art aufzutreten höre", sagt Pastor Ralf Hirsch, der erst seit wenigen Wochen im Amt der katholischen Gemeinde Bürrig ist. Wohl sei ihm bekannt, dass die Kirchenzeitungs-Vertreter des Kölner Verlags J.P. Bachem Medien derzeit in Bürrig an den Haustüren klingelten. "Das ist prinzipiell auch kein unsittliches Unterfangen." Ein derartiges Vorgehen aber könne er nicht billigen: "Ich unterstütze es nicht, wenn Leute hinters Licht geführt werden." Der Verkauf einer Zeitung müsse eindeutig als Verkauf deklariert werden. Der Verlag ist um Schadensbegrenzung bemüht. Man werde der Sache nachgehen. "Die Werber sind dazu verpflichtet, vor der Unterschrift die Kosten zu benennen", heißt es. Der per E-Mail gesandte Widerruf Duisbergs sei bereits in Bearbeitung. Duisberg hat seinen Widerruf zusätzlich auch als Brief geschickt. Um sicher zu gehen. "Mit einer Sonderbriefmarke", sagt er schelmisch. Auf der breitet Papst Benedikt XVI. segnend seine Arme aus.