Am Umzug durch Bürrig nahmen 1100 Aktive teil.
Kirmes BürrigGroßer Umzug mit Maikönigin in Leverkusen erinnert an Karneval im Hochsommer
Nein, es ist kein Karnevalszug im Hochsommer, der sich am Sonntagvormittag durch Bürrig bewegte. Aber die Zahl derer, die bei dem traditionellen Umzug des J.G.K. (Jung Gesellen Klub) Fidelio Bürrig mitgehen, stellt einige Karnevalszüge in den Schatten. Es sollen 1100 sein, sagt Peter Odenthal, der zwar kein Junggeselle ist, seit kurzem aber Ehrenpräsident des „Klubs“. 300 Mitglieder hat alleine sein Verein.
Was wird in letzter Zeit oft über Lastenräder geunkt und geschimpft, bei der Bürriger Feuerwehr waren sie schon vor vielen Jahrzehnten im Einsatz, jetzt fahren die umgebauten historischen Räder, mit Blaulicht natürlich, immer noch im jährlichen Umzug mit.
Die amtierende Maikönigin Nina Ziegler ist eine waschechte Bürrigerin. Sie ist im Dorf schon zur Krabbelgruppe gegangen, wenn man das so sagen kann. Heute lässt sie sich im Cabriolet durch die Straßen fahren und lächelt den vielen Menschen zu, die an den Straßen stehen, oder die Stühle auf die Bürgersteige vor die Häuser gestellt haben.
Man wundert sich, dass bei so vielen Teilnehmern noch immer genug Menschen da sind, die am Zugweg stehen, aber da das Wetter ordentlich ist, sind genug Leute gekommen. Am Samstag, als der große Regen niederging, rettete sich die Kirmesgesellschaft kurzerhand in den überdachten Innenhof. Peter Odenthal freut sich, weil sein Junggesellenverein nicht unter Altersschwäche leidet und sich anscheinend genug Nachwuchs findet: gefeiert wird immer, manche tun es lauter und manche leiser.
Das zeigt sich auch im Umzug, der nicht ohne ein paar brüllend laute Ballermann-ähnliche Partywagen auskommt. Eine Wohltat und irgendwie passender ist die prima gespielte Musik vom Musikverein Süng und vom Bayer Spielmannszug, der zwar immer noch so heißt, aber in dem eine Menge Frauen mitspielen.
Frauen spielen auch in mehreren Tanzgruppen eindeutig die Hauptrollen, etwa bei den „Funken on Fire“, bei den Kajütmüüs der Rheinflotte und bei den Manforter Tänzerinnen, für die der Bürriger Umzug zur quasi Halbzeit zwischen den Sessionen eine schöne Gelegenheit zum Üben ist.
Zum ersten Mal waren Frauen der neuen Karnevalsgruppe „KG Fraulückcher Opladen“ dabei. Ausgerechnet ein kühles Hellblau, nicht etwa rosa, ist die Vereinsfarbe, obwohl doch nur Frauen aufgenommen werden. Die Vereinsfahne deutet durch die Verwendung altdeutscher Buchstaben heute schon an, dass man später mal als Traditionsverein gelten will, allerdings wird auch nicht verschwiegen, wie neu der Verein ist: „vun 2023“, steht da im Kleingedruckten.
Tus „Rot-Land“ Bürrig
Von 1887, also wirklich alt, ist dagegen ein anderer Verein: Im Namen des Tus Roland Bürrig fehlt eigentlich nur ein „t“, denn durchgängig rot-schwarz gekleidet zeigen die Sportler, dass ihr Herz zwar für den eigenen Turnverein, aber auch für den großen SV Bayer 04 schlägt.
Am Schluss gehen die Mitglieder vom Junggesellenverein, seit 1980 ist übrigens egal, ob die „Junggesellen“ im Klub weiblich, anderweitig orientiert oder verheiratet sind.
Der heimliche Bürgermeister, quasi der „Bürrigermeister“, der Heimaterforscher und Mühlenkenner Peter Odenthal, setzt sich jetzt auch auf den Weg durch den Stadtteil, er zieht eine Karre mit dem Spruch „Sei nicht mürrisch, komm nach Bürrig“. Wenige Meter vor den Kehrwagen läuft der neue Hahnenkönig Andreas Sieberts und freut sich.