AboAbonnieren

Bezahltes Praktikum, mehr PlätzeSo will Leverkusen künftig mehr Erzieherinnen ausbilden

Lesezeit 3 Minuten
Kinder mit Erzieherin beim Mittagessen

Kinder mit Erzieherin beim Mittagessen

Ein Arbeitskreis hat überlegt, wie man die Erzieherausbildung attraktiver machen kann, auch der Frauenring Leverkusen macht Vorschläge.

Dass viele Kitas in der Stadt aktuell ihre Betreuungszeiten stunden- oder gar tageweise einschränken müssen, liegt daran, dass es nicht genug Personal gibt, weder in den Einrichtungen, noch auf dem Stellenmarkt. Und wo nicht genug Fachkräfte sind, müssen neue ausgebildet werden, soviel steht fest. Nur wie bekommt man mehr Menschen in die Erzieherausbildung? Darüber wird der Kinder- und Jugendhilfeausschuss am 9. November diskutieren, denn es liegen mehrere Lösungsansätze auf dem Tisch. Ein Überblick.

Der aktuelle Stand

Es gibt zum einen die klassische schulische Ausbildung zur Erzieherin, die allerdings nur im dritten Ausbildungsjahr, dem Berufspraktikum, vergütet wird. Immer beliebter ist daher die 2019 in Leverkusen eingeführte praxisintegrierte Ausbildung (PiA). Auch sie dauert drei Jahre, allerdings werden die Auszubildenden von Beginn an bezahlt und neben der Schule in Kitas eingesetzt. Im Jahr 2022 wurde dazu die PiA als Kinderpfleger oder Kinderpflegerin eingeführt. Für beides gab es zunächst jeweils zehn Plätze. Für die PiA zur Erzieherin konnte die Anzahl mittlerweile auf 20 erhöht werden, schreibt die Stadt. Allerdings wurden im Jahr 2023 nur 14 Plätze vergeben, obwohl mehr als 80 Bewerbungen vorlagen. „Im Auswahlverfahren für den Ausbildungsstart 2023 gab es für das Berufsbild insgesamt 85 Bewerbungen“, bestätigt die Stadtverwaltung. „Davon konnten insgesamt 24 Bewerbende den benötigten Schulplatz für den theoretischen Teil der Ausbildung vorweisen und erfüllten damit erst die Voraussetzungen für die Aufnahme der Ausbildung.“ 14 davon wurden eingestellt, die anderen zehn hätten sich entweder selbst gegen die Ausbildung entschieden oder konnten im Auswahlverfahren nicht überzeugen. Für das Einstellungsjahr 2024 werden nun erneut bis zu 20 Ausbildungsplätze angeboten.

Vorstoß des Frauenring

Dass ein Großteil der Bewerbungen schon im ersten Schritt scheitern, weil kein Schulplatz vorgewiesen werden kann, ist einer der Kritikpunkte, die der Leverkusener Frauenring in einem Bürgerauftrag aufgegriffen hat. Er fordert: Die Stadt soll alle Bewerberinnen, die die Voraussetzungen für die PiA erfüllen, mit einem Platz versorgen. Die dafür nötigen Finanzmittel könnten aus dem Personalbudget der Kitas entnommen werden – hier seien schließlich laut Angaben der Stadt regelmäßig rund 50 Stellen nicht besetzt. Die dadurch eingesparten Personalkosten sollten für die Ausbildung verwendet werden. Ein weiterer Knackpunkt bei der Ausweitung der Ausbildung ist fehlendes Lehrpersonal. Hier schlägt der Frauenring vor, Lehrer aus Fachschulen für Sozialwesen anzuwerben.

Ideen aus dem Arbeitskreis

Nachdem die CDU im Januar 2022 eine städtische Ausbildungsprämie für angehende Erzieherinnen gefordert hatte, hat man sich im Stadtrat zunächst auf die Einrichtung einer Arbeitsgruppe geeinigt, die herausfinden soll, wie die Erzieherausbildung attraktiver gemacht werden kann. Erste Ergebnisse liegen jetzt in einem 20-seitigen Bericht der Arbeitsgruppe vor. Als konkrete Maßnahmen wird zunächst vorgeschlagen, das Vorpraktikum, das für einen PiA-Platz nötig ist, künftig finanziell mit 200 Euro monatlich zu vergüten. Hier habe man sich an anderen Städten orientiert: Düsseldorf zahlt beispielsweise 76,69 Euro monatlich für das mindestens sechswöchige Vorpraktikum, Mönchengladbach 100 Euro und Münster sogar 450 Euro. Um einen Abstand zum in Leverkusen mit 438 Euro entlohnten Bundesfreiwilligendienst in Kitas zu schaffen, habe man sich auf 200 Euro geeinigt.

Zusätzliche Stelle in der Verwaltung

Um Praktikumsanfragen effizienter bearbeiten zu können, soll der Fachbereich Kinder und Jugend von dieser Aufgabe befreit werden. Stattdessen soll im Fachbereich Personal und Organisation im Team Ausbildung und Qualifizierung eine zusätzliche Vollzeitstelle eingerichtet werden, die sich darum kümmern soll. Auch das ist ein Vorschlag des Arbeitskreises, dem die Politik nun zustimmen soll. Außerdem soll das Marketing sowohl für die Ausbildung, als auch für den Bundesfreiwilligendienst in Kitas intensiviert werden.


Nächste Sitzung dea Ausschusses

Der Kinder- und Jugendhilfeausschuss berät über den Bürgerantrag des Frauenrings sowie den Bericht und die Forderungen der Arbeitsgruppe am Donnerstag, 9. November, 17 Uhr im Verwaltungsgebäude Goetheplatz. Die Sitzung ist öffentlich.