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Kita-Plan auf dem LandLeverkusen will im Landschaftsschutzgebiet bauen

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Feld Bohofsweg Ecke An der Wasserkuhl will die Stadtverwaltung jetzt eine Kindertagesstätte bauen. Foto: Ralf Krieger

Auf dem Feld (rechts) am Bohofsweg Ecke An der Wasserkuhl will die Stadtverwaltung jetzt eine Kindertagesstätte bauen. Links endet die Siedlung Mathildenhof.

Jetzt plant die Stadtverwaltung am Bohofsweg im Steinbücheler Osten eine Kita – zum Ärger der Leverkusener Naturschützer.

Es ist vier Jahre her, da beerdigte die Stadtverwaltung das Projekt eines Wohnviertels am Bohofsweg in Steinbüchel. Auf dem Feld im Winkel von Bohofsweg und An der Wasserkuhl wollte ein Investor eine „Ökosiedlung“ bauen: hochpreisige Eigenheime auf 800 Quadratmeter großen Grundstücken, die einem besonders hohen Öko-Standard entsprechen sollten. Dazu eine Kindertagesstätte. Die Ökosiedlung wurde dann doch nicht gebaut, weil sie als Bau auf der grünen Wiese, im Kaltluftentstehungsgebiet und auf wertvollem Boden ökologisch nicht vertretbar war. 1,4 Hektar Land sollten in dem Neubaugebiet auf der Steinbücheler Höhe versiegelt werden.

Jetzt soll nach dem Willen der Stadtverwaltung auf der Wiese aber doch gebaut werden, die dafür notwendige Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung eines Bebauungsplans lehnte eine große Mehrheit im Naturschutzbeirat allerdings ab. Zwei Mitglieder enthielten sich, alle anderen waren gegen das Projekt.

Der Biologe und ehemalige Leiter des Naturguts Ophoven, Hans-Martin Kochanek, ist jetzt Nabu-Vorsitzender. Man kennt ihn als immer wohltemperiert agierenden Naturschützer, seine Reaktion auf den Verwaltungsvorstoß muss man aber wohl als Wutausbruch werten: „Das ist doch ein übler Trick!“, rief er im Beirat und unterstellte, dass dieses Vorgehen inzwischen Methode im Leverkusener Baudezernat habe. „Leverkusen baut alle Grundstücke drumherum zu und dann heißt es: Jetzt brauchen wir aber noch eine Kita. Eine andere Bebauung wäre dort niemals durchgekommen!“ 2024 sei das Versiegeln und Bauen außerhalb der Siedlungsbereiche keine Option mehr, rief Kochanek, das Land sei zu schützen „1970 hätten Sie mich mit dem Trick noch reingelegt. Heute nicht mehr“, sagte er.

1970 hätten Sie mich mit dem Trick noch reingelegt. Heute nicht mehr
Hans-Martin Kochanek im Naturschutzbeirat

Eine sechs-zügige Kita, quasi am Siedlungsrand, könne aus der nahen Umgebung gar nicht gefüllt werden, so ein weiteres Argument im Beirat. Die Einrichtung ziehe erheblichen Autoverkehr an.

Staunend nahmen die Mitglieder im Naturschutzbeirat zur Kenntnis, dass die Stadtverwaltung auf eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit in der Sache verzichten will. Die habe es im Januar 2020 für das Bebauungsplan-Verfahren für die damals viel größer geplante „Ökosiedlung“ schon gegeben. Das stimmt. Der „Leverkusener Anzeiger“ hatte anschließend von der durchweg ablehnenden Haltung der bei der Veranstaltung anwesenden Bürger berichtet.

Feld (Gerste und Mohn) und Wiese am Bohofsweg / In der Wasserkuhl, den das Bauamt unbedingst bebauen lassen will. (Hintergrund: das Rote Hochhaus). Foto: Ralf Krieger

Auf das Feld am Bohofsweg / In der Wasserkuhl soll jetzt eine Kita (Hintergrund: das Rote Hochhaus von Mathildenhof).

Jetzt schreibt die Verwaltung in ihrem Antrag: Aufgrund vielfältiger politischer Diskussionen und zeitnah nicht lösbarer Problemstellungen im Plangebiet hat sich die Stadt Leverkusen im Rahmen ihrer kommunalen Planungshoheit entschieden, an diesem Standort nur die Entwicklung der Kita (ohne Siedlung) weiterzubetreiben.

Das ablehnende Votum des Beirats hat allerdings keine bindende Wirkung. Es kommt bei der Frage, ob die Kita tatsächlich gebaut wird, auf die politischen Gremien an.


Plangebiet von mehr als einem halben Hektar

Die Fakten: 6200 Quadratmeter ist das Plangebiet groß, für das der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan erstellt werden soll. Bedarf sieht die Verwaltung, die Einrichtung soll sechs Gruppen bekommen. Das Stadtrandklima ist geprägt durch starke Frisch- und Kaltluftproduktion. Die Stadtverwaltung schreibt aber: „Relevante Veränderungen der Kaltluftversorgung und –dynamik (für die Stadt, d. Red.) wurden nicht erkannt.“ Besonders schutzwürdig ist der Boden am Bohofsweg: Dort liegt die fruchtbare Parabraunerde. (rar)