Kleinstes Wahllokal der StadtLeverkusener wählen bei Familie Fabrizius im Wohnzimmer
Leverkusen – Wenn am Sonntag gewählt wird, verwandelt sich das Wohnzimmer der Familie Fabrizius aus Neuenhaus in ein Wahllokal. Sofa, Sessel und Esstisch kommen beiseite, wenn die Wahlurne aus dem Keller geholt wird.
„Schon zwei Europawahlen, zwei Landtagswahlen, zwei Kommunalwahlen und in Kürze die vierte Bundestagswahl wurden hier abgehalten“, erzählt Johannes Peter Fabrizius. Früher wählten die Bürger in einer Gaststätte in Edelrath. Als diese schloss, war man auf der Suche nach einem neuen Lokal. Da bot das Ehepaar sein Wohnzimmer an. „Die damalige Notlösung hält nun bereits zwölf Jahre an“, erinnern sich die beiden.
Möbel müssen weichen
Vortag der Wahl: Das schwarze Ledersofa weicht einer Wahlkabine, der große Holzesstisch zwei Bierzeltgarnituren. Die Jalousien werden heruntergefahren, damit niemand durch das Fenster schauen kann, wo die Kreuze gesetzt werden. Nachbarn packen mit an – auch später als Wahlhelfer. Geprüft wird noch einmal, ob verfängliche politische Literatur aus dem großen Bücherregal gleich neben der Tür entfernt werden muss. Auch Abstandsmarkierungen klebt das Ehepaar coronabedingt auf den Boden und stellt vor der Haustür Desinfektionsmittel bereit. „Normalerweise hatten wir nie Probleme nach der Wahl sauber zu machen, weil wir Fliesenboden haben. Aber die Klebereste sind wirklich hartnäckig “, hat Ehefrau Sybille bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr festgestellt und lacht.
Rund 500 Wahlberechtigte leben im Wahlbezirk der Familie Fabrizius, der die Dörfer Hummelsheim, Edelrath, Uppersberg und Neuenhaus umfasst . Der 72-Jährige schätzt, dass am Sonntag etwa 250 Wähler persönlich kommen werden. Den Rest bilden Briefwähler und Nichtwähler, die in dem Bezirk aber traditionell einen eher geringen Anteil ausmachen.
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Bevor das Wahlbüro 344 am Morgen der Wahl seine Türen öffnet, werden die Stimmzettel gebracht und alle Wahlhelfer prüfen, ob die Urne auch wirklich leer ist. Dann kann der Startschuss gegeben werden. „Manchmal fragt einer nach Abgabe seiner Stimme auch mal nach einem Schnaps“, erzählt Fabrizius.
Eibahnstraßensystem bei hohem Andrang
Wenn der Andrang zu bestimmten Uhrzeiten sehr groß sein sollte, wird ein Einbahnstraßensystem eingeführt: Durch die Haustür rein, durch die Terrassentür wieder raus. Auch die Wohnzimmertür wird aus den Angeln gehoben, um Durchzug zu ermöglichen. Wenn um 18 Uhr das Wahllokal seine Türen schließt, schiebt das Ehepaar Fabrizius nebst Wahlhelfern die Bierzeltgarnitur zusammen und zählt die Stimmen aus. Welche Partei auch immer vorne liegt: Unabhängig vom Wahlergebnis wird im Anschluss eine Wahlparty veranstaltet.
„Solange wir fit sind, werden wir gerne weiterhin Wahlen bei uns im Wohnzimmer durchführen“, beteuert das Ehepaar.