Klinikum LeverkusenChirurgen stellen „3D-Navi“ für Rücken-Operationen vor
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Im Klinikum Leverkusen wurde eine neue Technik für Wirbelsäulen-Operationen vorgestellt.
Damit können die Chirurgen millimetergenaue Behandlungen durchführen.
Die Technik könnte bei vielen Wirbelsäulenschäden das Eingriffsrisiko minimieren.
Leverkusen – „Sehen Sie, wenn ich hier mit dem Stift entlanggehe, kann ich auf dem Bildschirm den gesamten Bereich der Wirbelsäule sehen, wo ich operieren muss.“ Privat-Dozent Dr. Jan Siewe, Ärztlicher Leiter Department Wirbelsäule im Leverkusener Klinikum, ist sichtlich begeistert von dem Navigationsgerät, das ihm seit rund fünf Wochen im OP zur Verfügung steht.
Der Spezialist für Wirbelsäulenbeschwerden kennt die die Ängste seiner Patienten. Vor allem, wenn es um mögliche Risiken bei einer Operation im sensiblen Bereich des Rückenmarks geht. Wird dieses verletzt, kann eine Querschnittlähmung die Folge sein.
Milimetergenaue Operation
Die neue Hightech-Ausstattung im OP soll daher noch mehr Sicherheit schaffen. Vornehmlich eingesetzt für Operationen, bei denen es auf Genauigkeit im Millimeterbereich ankommt, kann durch das präzise Justieren des Eingriffs mittels Kamera ein mögliches Risiko minimiert werden, so die Erklärung. Dafür wird der Patient, fixiert auf der Liege im OP, von einem rotierenden Röntgengerät gescannt. 360 Aufnahmen in 40 Sekunden ergeben zusammengefügt ein genaues 3-D-Bild der betroffenen Körperstelle, welches als Basis für die Navigation dient.
Über zwei Monitore widergegeben, zeigt das digitale Bild während des gesamten Eingriffs, wo und wie operiert wird. Die Minikamera weist währenddessen dem Chirurgen den Weg. So können beispielsweise Schrauben präzise auf den Punkt gesetzt, aber auch Tumorbehandlungen und Bandscheibeneingriffe vorgenommen werden.
Einfacher durch das 3-D-Navigationsverfahren wird auch die Durchführung einer Begradigung einer Skoliose (seitliche Verkrümmungen der Wirbelsäulen), erklärt Jan Siewe, der sich auf diesem Gebiet einen Namen gemacht hat. „Viele Eltern und Jugendliche haben Angst, die verbogenen Wirbelsäule begradigen zu lassen“, erklärt Jan Siewe. „Selbst wenn in jungen Jahren beschwerdefrei, wird die Skoliose mit zunehmendem Alter ab 30 schmerzhaft und kann zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.“
Mit der modernen Operationsmöglichkeit hofft er nun, den Eltern und deren Kindern die Entscheidung zu erleichtern, schließlich kann der Eingriff nur in jungen Jahren durchgeführt werden. „Ich würde meine Tochter operieren lassen“, zeigt sich Siewe daher überzeugt.
Digitale Technik im OP-Saal
Gewöhnen musste er sich an den Computer im OP nicht. „Seit Jahren operiere ich schon mit digitalen Techniken“, versichert Siewe, der zuvor an der Uniklinik Köln tätig war. „Allerdings steht dort ein Vorgängermodell.“ Ein kleiner Vorteil für das Klinikum, das sich somit in der Region ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet hat.
„Rund eine Dreiviertelmillionen haben wir insgesamt investiert, um im Bereich der Wirbelsäulenchirurgie erstklassig zu werden“, erklärt Professor Dr. Leonard Bastian, Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfall-, Hand-, und Wiederherstellungschirurgie. „Eine deutliche Verbesserung in der Behandlung, aber auch in der Patientensicherheit.“ Mit dem Engagement von Siewe vor gut einem halben Jahr wurde nicht nur ein renommierter Chirurg gewonnen, der sich in der Anatomie der menschlichen Wirbelsäule bestens auskennt, sondern auch ein Spezialist im Umgang mit komplexen und modernen OP-Techniken, versichert Bastian.