„Lev liest“ dauert noch bis zum 13. April.
Krimi trifft ZeitgeschichteVolker Kutscher eröffnet die 13. Leverkusener Buchwoche

Autor Volker Kutscher (l.) war zu Gast in der Stadtbibliothek Leverkusen.
Copyright: Dominik Scholz
Ein Hauch vom Berlin der 1930er-Jahre lag am Donnerstagabend in der Stadtbibliothek in der Luft. Rund 30 Literaturbegeisterte versammelten sich zur Eröffnung der 13. Leverkusener Buchwoche – und wurden von keinem Geringeren begrüßt als Bestsellerautor Volker Kutscher. Der Schriftsteller, bekannt durch seine Erfolgsreihe um Kommissar Gereon Rath, nahm das Publikum mit auf eine literarische Zeitreise in die bewegten Jahre der Weimarer Republik – und weit darüber hinaus.
Mit der Lesung aus seinem Roman „Rath“, dem finalen Band der Gereon-Rath-Reihe, eröffnete Kutscher die Veranstaltungsreihe, die bis zum 13. April dauert und unter dem Motto „Utopien – Gute Wünsche für Leverkusen“ steht. Es ist das Jahr 1938: Deutschland steht am Vorabend des Zweiten Weltkriegs, die politischen Spannungen sind allgegenwärtig, und Kommissar Rath ist gezwungen, sich mit neuen Identitäten und alten Feinden auseinanderzusetzen.
Kutscher las nicht nur ausgewählte Passagen aus dem Roman, sondern sprach auch offen über seine Recherchen, seine Faszination für die Zwischenkriegszeit und die Herausforderung, historische Genauigkeit mit spannender Fiktion zu verbinden. „Mich interessiert, wie sich Menschen in Zeiten von Unfreiheit verhalten. Was es bedeutet, wenn Demokratie schleichend verschwindet – und man das zu spät merkt“, erklärte der Autor. Dabei gelingt es Kutscher wie kaum einem anderen, politische Entwicklungen mit packenden Krimiplots zu verweben, ohne dabei in klischeehafte Darstellungen zu verfallen.
Mich interessiert, wie sich Menschen in Zeiten von Unfreiheit verhalten. Was es bedeutet, wenn Demokratie schleichend verschwindet – und man das zu spät merkt
Die Faszination für seine Werke beschränkt sich längst nicht mehr nur auf die Literaturwelt: Die Verfilmung der Gereon-Rath-Reihe als Serie „Babylon Berlin“ wurde ein internationaler Erfolg und trug maßgeblich zur Popularität Kutschers bei. Dass der Autor dennoch nahbar, reflektiert und bodenständig ist, bewies er auch an diesem Abend. Geduldig signierte er Bücher, plauderte mit Besucherinnen und Besuchern – und ließ sich auch von neugierigen Fragen zu kommenden Projekten nicht aus der Ruhe bringen.
Die Leverkusener Buchwoche selbst hat sich über die Jahre zu einem festen Bestandteil des städtischen Kulturkalenders entwickelt. Organisiert von der Stadtbibliothek Leverkusen in Kooperation mit dem KulturStadtLev und zahlreichen lokalen Partnern, bietet sie ein abwechslungsreiches Programm mit Lesungen, Workshops, Kinderveranstaltungen und Diskussionen. In diesem Jahr stehen unter anderem Auftritte von Autorinnen wie Meike Winnemuth und Kinderbuchillustrator Mehrdad Zaeri auf dem Programm. Auch regionale Autorinnen und Autoren bekommen eine Bühne, um ihre Werke vorzustellen.
Oberbürgermeister Uwe Richrath, der die Buchwoche gemeinsam mit Kulturdezernentin Andrea Krug eröffnete, betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung solcher Veranstaltungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Gerade in Zeiten von Informationsflut und politischer Unsicherheit ist das Lesen ein Akt der Reflexion und des Innehaltens. Die Buchwoche ist ein Ort der Begegnung – zwischen Menschen, Meinungen und Geschichten.“
Mit einem Autor wie Volker Kutscher als Auftaktredner ist der Start in die Buchwoche nicht nur gelungen, sondern auch ein Statement: Literatur kann unterhalten, bilden – und einen Spiegel der Zeit liefern.