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Jobs sollen erhalten bleibenChempark-Unternehmen Kronos gibt Sulfat-Prozess auf

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Der Schornstein mit dem schwarzen Ring raucht nur noch ein Jahr. Kronos Titan verabschiedet sich vom Sulfat-Prozess.

Leverkusen – Große Veränderungen stehen an bei Kronos Titan im Chempark. Im Werk wird bald nicht mehr nach dem traditionellen Sulfat-Prozess gearbeitet, der heute noch rund 20 Prozent der Titandioxid-Produktion ausmacht. Ende 2020 soll der Schornstein mit dem schwarzen Ring am nordöstlichen Ende des Chempark nicht mehr rauchen. Das bestätigte am Mittwoch Rainer Gruber, einer von vier Geschäftsführern des Werks, auf Anfrage.

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Auf die Belegschaft soll sich die Umstellung nicht negativ auswirken. Zwar sind knapp 100 der 610 Mitarbeiter im größten Werk des Kronos-Konzerns mit dem Sulfat-Prozess befasst. Aber weil die Stilllegung des Bereichs mit Investitionen im zweistelligen Millionen-Umfang einher geht, „werden alle Mitarbeiter gebraucht“, unterstrich Gruber. „Wir gehen fest davon aus, den Schließungsprozess ohne betriebsbedingte Kündigungen oder sonstige Anreizprogramme abwickeln zu können“, heißt es dazu in einer Mitteilung der Geschäftsführung an die Belegschaft. Man wolle „für einen reibungslosen Übergang sorgen“, versicherte die Geschäftsführung am Montag.

Kapazitätsverlust in fünf Jahren ausgeglichen

Gruber geht davon aus, dass der Verlust von 20 Prozent Kapazität aus dem Sulfat-Prozess binnen fünf Jahren ausgeglichen ist. Dann werde das Werk Leverkusen nur mit dem Chlorid-Verfahren genauso viel produzieren wie jetzt in der Kombination der beiden Prozesse.

In Zukunft ohne Dünnsäure

Verdünnte Schwefelsäure hat Kronos, aber auch die anderen Hersteller des weißen Farbstoffs Titandioxid vor Jahrzehnten in Verruf gebracht: Dünnsäure wurde mit Tankschiffen in die Nordsee gefahren und dort abgelassen. Dünnsäure- Verklappung war ein ökologischer Sündenfall.

Beim Chlorid-Verfahren, mit dem das Leverkusener Werk ab 2021 ausschließlich arbeitet, entsteht – anders als im Sulfat-Prozess – keine Dünnsäure. Das verwendete Chlor bleibt zum größten Teil im Kreislauf. Die bei beiden Prozessen entstehenden Eisensalze werden anderswo eingesetzt. (tk)

Als das Kronos-Werk 1927 unter dem Bayer-Kreuz aufgebaut wurde, arbeitete es ausschließlich nach dem Sulfat-Verfahren, das im Unternehmen erfunden worden war. Rund fünf Jahrzehnte später wurde das Chlorid-Verfahren in Leverkusen eingeführt und das Werk Schritt für Schritt auf den neuen Prozess umgestellt. Er verbraucht wesentlich weniger Energie und ist auch umweltfreundlicher.

Trotzdem könne man auf den hergebrachten Sulfat-Prozess nicht ganz verzichten, erklärte Rainer Gruber. Weiße Pigmente für Druckfarben zum Beispiel ließen sich nur nach dem Sulfat-Verfahren gewinnen. Im Kronos-Konzern werde der alte Prozess daher weiterhin eine Rolle spielen: Das zweite deutsche Werk in Nordenham arbeitet komplett nach dem Sulfat-Verfahren. Dorthin werde die Kapazität aus Leverkusen verlagert.