Bücher retten, Kunstwerke in Szene setzen und mehr: Familie Lang steht in Leverkusen für 60 Jahre handwerkliche Expertise.
Immaterielles KulturerbeBuchbinderei Lang seit 60 Jahren in Leverkusen
Sie gehören zu den wenigen verbleibenden ihrer Art. In Leverkusen stehen sie mit ihrer Werkstatt mittlerweile alleine da: Der Buchbinderei-Meisterbetrieb Lang. In Kürze feiert der Familienbetrieb, der auch einen Schwerpunkt auf Bildrahmung legt, sein 60. Jubiläum. Heute wie damals ist das Handwerk gefragt, sagen Geschäftsführer Frank Lang und Tochter Katrin Böttcher. Sie blicken auf die Geschichte und Zukunft ihres Betriebs.
Ein Zufall brachte Großvater und Gründer Fritz Lang damals zur Buchbinderei. In jungen Jahren wandte er sich auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ans Arbeitsamt. Die Mitarbeitenden verwiesen ihn an zwei freie Stellen in Leverkusener Buchbindereien. Das passte wie die Faust aufs Auge: Lang absolvierte die dreijährige Lehre und gründete 1964 den Betrieb in der Lichtstraße 14 in Wiesdorf. Sohn Frank Lang folgte seinem Vater und führt den Betrieb als Buchbindermeister seit 1996 in zweiter Generation. Im Laufe der Zeit hat sich einiges geändert, die Schwerpunkte Bildeinrahmung und Buchbinderei sind geblieben.
Im modernen und hellen Verkaufs- und Beratungsraum erinnert heute kaum etwas an eine Werkstatt. Zu Beginn fanden auf den rund 100 Quadratmetern Werkzeug, Materialien wie Bilderrahmen und Papiere sowie Beratungstheke ihren Platz. Vor rund 25 Jahren mietete der Betrieb dann zusätzlich eine 200 Quadratmeter große Werkstatt an. Dort wird auch heute noch mit den alten, robusten Maschinen gearbeitet. Frank Lang beschreibt die Arbeit seines sechsköpfigen Teams, darunter eine Auszubildende, wie folgt: „Wir machen das Kleid für Buch und Bild.“
Omas altes Kochbuch retten, ein geliebtes Kunstwerk in Szene setzen, die Bachelorarbeit oder die Familienchronik drucken und binden: „Unsere Arbeit ist total vielseitig.“ Das schätzt Katrin Böttcher, die dritte Generation an Buchbindern in ihrer Familie, an ihrem Beruf besonders. Über Umwege kehrte sie nach einem absolvierten Studium der Ethnologie und Englisch wieder zurück in die Werkstatt. Sie schloss die Ausbildung und Meisterschule ab. „Es ist ein schönes Handwerk“, sagt sie. Ihr Herz sei daran hängen geblieben.
Umbruch durch Computer
Heute sind es vor allem Einzelaufträge, die der Betreib bearbeitet. Damals bestand der Großteil der Aufträge aus dem Drucken und Binden von Fachzeitschriften. Lang erinnert sich: „Den Umbruch leitete das Aufkommen von Computern ein“. Viel Literatur ist mittlerweile online zugänglich, der Bedarf an gedruckten Fachzeitschriften daher niedrig. Seine Hauptaufgaben heute: Das Kaschieren von Fotos, Postern, Bildern und Co. Kaschierungen nennt man die Aufzieharbeiten bei denen Dokumente auf verschiedene Trägermaterialien geklebt werden.
2021 erklärte die Deutsche Unesco-Kommission das Buchbinderhandwerk zum immateriellen Kulturerbe. Und das ist auch richtig so, findet Geschäftsführer Frank Lang: „Durch das Handwerk werden Dinge bewahrt und auch die Techniken selbst gilt es zu bewahren.“ Die Nachfrage nach dem Handwerk bestehe nach wie vor. Unter Kollegen unterstützt man sich gegenseitig, doch die Reihen der Buchbinder werden immer lichter. Bundesweit sind es jährlich rund 30 Personen, die die Ausbildung im Buchbinderhandwerk antreten. Für den Nachwuchs für den Leverkusener Betrieb ist womöglich aber schon gesorgt, Sprössling Ida komplettiert die Familie.
Den runden Geburtstag feiert der Familienbetrieb mit einer Kunstausstellung von Werken von Thomas Baumgärtel, auch bekannt als der Bananensprayer. Vom 20. April bis 8. Juni können die originalen Grafiken und Künstlerbücher während der regulären Öffnungszeiten betrachtet werden. Baumgärtel markiert seit über 40 Jahren weltweit interessante und bedeutende Kunst- und Kulturorte mit seinem Markenzeichen der Spraybanane, darunter auch das Industriemuseum Freudenthaler Sensenhammer und das Museum Schloss Morsbroich.