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Fußballfans contra UmweltschützerPlanung von Bayer 04 spaltet Leverkusens Stadtpolitik

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Bayer 04 will am Kurtekotten auf diesem Stück Heide bauen.

Bayer 04 will am Kurtekotten auf diesem Stück Heide Wohnungen für Nachwuchssportler bauen.

Der Umweltausschuss lässt ein Bebauungsplanverfahren für Wohnheime für Nachwuchssportler am Kurtekotten per Mehrheitsbeschluss zu.

Hin und wieder stehen sich politische und weltanschauliche Positionen in so starkem Kontrast und unvereinbar gegenüber, wenn es in der Kommunalpolitik um pragmatische Entscheidungen geht. So bei dem Vorhaben des TSV Bayer 04 und der Bayer 04 Fußball GmbH, auf einem freien Stück Heideland zwischen zwei Kindertagesstätten am Kurtekottenweg und der Elisabeth-Langgässer-Straße ein Wohngruppenprojekt „Haus der Talente“ für Nachwuchs-Leistungssportler zu errichten. Hier scheint kaum ein Kompromiss möglich zu sein.

Grundstück ist im Eigentum der Bayer Real Estate

Das Heideland in diesem Bereich befindet sich auf einem früheren Nebenarm des Rheins und einer in dieser Region angeblich seltenen Binnendüne und ist im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche, zu einem kleineren Teil aber als Grünfläche ausgewiesen. Dort im geplanten Umfang zu bauen, würde eine Erweiterung des Siedlungsbereiches bedeuten, was in Leverkusen erklärtermaßen vermieden werden soll. Vier Häuser für Wohngruppen könnten dort auf einem Grundstück entstehen, das im Eigentum der Bayer Real Estate ist.

Schon vor dem Start des Bebauungsplanverfahrens, in dessen Bürgerbeteiligung alle Anregungen und Einwände gehört und fachlich abgewogen werden müssen, sind bereits fünf Beschwerden von Nachbarn eingegangen, die eine zusätzliche Belastung und Störung von dem Bauvorhaben befürchten. Heftigste Einwände hat der Luftsportclub Bayer Leverkusen vorgebracht, der geltend macht, dass sich das potenzielle Baugrundstück in der Einflugschneise seiner Start- und Landebahn befindet und als Notlandebahn fungieren kann. Das schon seien K.o.-Kriterien, urteilte Benedikt Rees (Klimaliste).

Plädoyer eines Bayer-Fans

Was den bekennenden Bayer-Fan Andreas Keith auf den Plan rief. Der Leverkusener Ratsherr und Landtagsabgeordnete der AfD plädierte im Umweltausschuss leidenschaftlich dafür, dem großartigen Fußballclub in einer Notlage zu helfen und großzügiger zu sein.

Der Sportausschuss des NRW-Landtags, dem Keith angehört, habe jüngst bei einem Besuch in der Bay-Arena zu hören bekommen, wie dramatisch die Lage des Vereins sei, der in absehbarer Zeit auf einige seiner Sportanlagen verzichten müsse, wenn der Ausbau der A1 anstehe. Es gehe dabei um eine Fläche von rund 30 Hektar. „Wir gehen alle gern und begeistert zu den Spielen und sind stolz auf Bayer 04. Jetzt braucht der Verein Hilfe, sonst ist er nicht mehr konkurrenzfähig.“ Immerhin sei der Club ein „identitätsstiftender Markenbotschafter unserer Stadt“.

Eine Binnendüne als Kleinod

Für die Grünen hielt Andreas Bokeloh im Umweltausschuss dagegen. Die Einwendungen gegen eine Bebauung seien jetzt bereits beachtlich, nicht zuletzt die des Luftsportclubs. Auch sei das Gelände als Landschaftsbestandteil wertvoll, „die Binnendüne ist ein Kleinod“.

Das sei doch eine pure Dagegen-Haltung, konterte Tim Feister (CDU): „Leverkusen droht der Stillstand, wenn wir alles noch vor einer fachlichen Prüfung aufhalten.“ Leverkusen solle vielmehr stolz sein auf seinen erfolgreichen Fußballverein mit seiner super Jugendabteilung und diesem eine Fortsetzung seiner Arbeit ermöglichen. Fünf E-Mails als „enormen Widerstand“ zu qualifizieren, sei doch nichts als populistisch.

Die Hinweise von Stadtplaner Stefan Karl, der Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan sei doch lediglich der Anfang eines umfangreichen Beteiligungsverfahrens, dessen Ergebnis damit noch nicht vorbestimmt sei, fruchtete wenig. Noch weniger der Versuch der FDP, mit einer Vertagung die Gelegenheit zu bekommen, für das Bauvorhaben im Umfeld zu werben.

SPD, CDU und AfD stimmten schließlich für den Verfahrensstart, Grüne, Opladen plus, Bürgerliste und Klimaliste unterlagen mit ihren Nein-Stimmen. Am Montag steht das Thema im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Bauen wieder auf der Tagesordnung.