Wahl in LeverkusenRüdiger Scholz gewinnt – und Grüne Rupy David ist zweite Siegerin
Leverkusen – Die zweite Siegerin des Abends steht schon nach einer Dreiviertelstunde fest: Rupy David. Für die Kandidatin der Grünen ist es „egal“, ob sie vielleicht sogar die erste Landtagsabgeordnete der Grünen aus Leverkusen sein wird. Das wird sich an diesem Abend nicht mehr erweisen. Aber es ist „ein grandioses Ergebnis“, sagt die Kandidatin mit Blick auf das Land. Auch, weil es sich zunächst in der Stadt durchaus bestätigt. Die Meldung aus dem ersten Wahllokal, das seine Ergebnisse in den Ratssaal durchgibt, zeigt: Die CDU liegt weit vorn, die SPD folgt mit viel Abstand, die Grünen sind nah dran.
Grün hat in Leverkusen jetzt einen hohen Stellenwert
Auch Davids persönliches Ergebnis zeigt: Grün hat in Leverkusen seit dem 15. Mai einen ganz anderen Stellenwert. In jenem Stimmbezirk, der in der Ophovener Straße ausgezählt wird, haben 21,4 Prozent der Wähler Rupy David ihre Erststimme gegeben. Dort malt sich aber auch schon ab, was im Lauf des Abends immer wahrscheinlicher wird: Rüdiger Scholz verteidigt sein Mandat, das er vor fünf Jahren durchaus knapp und ein bisschen überraschend Eva Lux (SPD) abgenommen hat. In der Ophovener Straße bekommt der CDU-Mann 35,4 Prozent der Erststimmen; Ariane Koepke liegt 25,9 Prozent weit hinter dem Rheindorfer.
Darauf kann er sich freilich nicht ausruhen. Zwischendurch holt die Sozialdemokratin deutlich auf. Scholz’ erster Jubel, als um 18 Uhr die Prognose für ganz Nordrhein-Westfalen bekannt wird, gilt stundenlang noch nur seiner CDU – nicht ihm selbst.
Als Scholz um 20.14 Uhr den Ratssaal betritt, wird er freilich schon als Sieger gesehen. Obwohl sich das erst um 23.05 Uhr erweist: Scholz 33,8 Prozent, Koepke 31,7.
Scholz zieht eine positive Bilanz für die CDU
Für die CDU kann Scholz mit Sicherheit eine positive Bilanz ziehen. Hendrik Wüst habe sich in sehr kurzer Zeit viel Reputation erworben, Herbert Reul als Innenminister einen „Top-Job“ gemacht. Vor einer ersten schwarz-grünen Koalition in NRW ist Scholz zwar nicht bange, „aber mit der FDP wäre es leichter gewesen“.
Trotzdem kann sich der Abgeordnete sofort an einige Themen erinnern, bei denen die Grünen mit den Fraktionen von CDU und FDP gestimmt haben. Zum Beispiel bei der Kultur. Es gebe also schon jetzt Schnittmengen. Schwierig werde es bei anderen Themen – aber grundsätzlich gibt sich der erfahrene Politiker Scholz recht optimistisch, dass es klappen kann. Mit Blick auf die durchaus vorhandenen Chancen für Rupy David, ebenfalls in den Landtag einzuziehen, freut sich Scholz: „Zwei Abgeordnete aus beiden Regierungsfraktionen“ – wenn denn alles so kommt, wonach es gegen 21.30 Uhr aussieht.
Unter den Kontrahentinnen und Kontrahenten ist die Stimmung entspannt. Scholz lobt sofort den „fairen Wahlkampf“. Dass für ihn die Arbeit sofort weitergeht, sei auch klar: Autobahn-Verbreiterung und -Rastplatz müssen weiter bearbeitet werden. Auf den sicheren weiteren Landtagsabgeordneten aus Leverkusen setzt Scholz nicht: Andreas Keith von der AfD spielt an diesem Abend keine Rolle.
Ariane Koepke: Dankbar für den Wahlkampf
Ariane Koepke ist „extrem dankbar für den super Wahlkampf“ – immerhin sei sie voll berufstätig. Gemessen daran hätten die Sozialdemokraten viel erreicht, sagt sie unter dem Beifall der Genossen. Zwar ist der Abstand zu Rüdiger Scholz nach drei Vierteln ausgezählter Wahllokale auf 1,7 Prozentpunkte geschrumpft.
Aber mit einem Wahlsieg rechnet die SPD-Bewerberin um 20 Uhr nicht mehr. Aber der Wahlkampf sei eine unersetzliche Erfahrung gewesen: „Ich konnte viele Dinge mitnehmen.“. Oft sei es um Kernthemen der SPD gegangen: zu teurer Wohnraum, die Inflation. „Und wir wollen ja, dass es nicht immer mehr Leuten immer schlechter geht.“ Dass man ihrer Partei immer weniger soziale Kompetenz zuschreibt – diesen Befund aus einer landesweiten Umfrage kann Koepke nicht teilen. Auch andere NRW-Themen seien wichtig gewesen.
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Petra Franke hingegen sagt, die Landespolitik habe im Wahlkampf „keine Rolle gespielt“. Der Ukrainekrieg und die sich daraus ergebenden Sorgen hätten alles überlagert. Ob das erklärt, dass die FDP landesweit so verloren hat – da legt sie sich nicht fest. Vielleicht habe auch „die Kampagnenführung eine Rolle gespielt. Das müssen wir uns in Ruhe anschauen.“ Tröstlich nur, dass ihre Partei in Leverkusen besser abgeschnitten hat als in ganz NRW. Die traditionell starke Basis hat gehalten.