Leichlingen und BurscheidErwachsene verzichten aufs Feiern –Kamelle-Regen für Kinder
Leichlingen – Kann und darf man an einem Tag wie diesem, an einem Tag der kriegerischen Akte in einem anderen europäischen Land wie der Ukraine, guten Gewissens Karneval feiern? Wer an Weiberfastnacht nach Leichlingen und Burscheid blickte, der sah die Antwort, die sich die Menschen in der Blüten- und der Musikstadt gleich selbst gaben. Mit den Füßen, wenn man so will. Und sie lautete: Ja – unter einer bestimmten Voraussetzung.
Denn: Die Erwachsenen, die an diesem Tag ja normalerweise den Straßenkarneval einläuten und nicht selten auch konsequent bis Aschermittwoch durchfeiern, waren offenbar daheim geblieben. Nur hier und da saßen – wie jeweils ein kurzer Blick durch wegen Corona offen gehaltene Türen zeigte – vereinzelt Kostümierte an ansonsten vornehmlich leeren Kneipentresen. Das Feiern, es war an diesem Tag allein den Kindern vorbehalten.
Oder, wie es Sebastian Lemmer von der KG Pappnas un Famillich aus Leichlingen sagte: „Die Kinder haben in den vergangenen zwei Jahren aufgrund der Pandemie sehr viel aushalten müssen. Da ist es uns als Gesellschaft, die sich dem Kinder- und Familienkarneval verschrieben hat, ein Anliegen, ihnen heute eine gute Zeit zu bescheren.“
Süßigkeiten exklusiv
Und das taten Lemmer und sein Team denn auch: Der selbstgebaute Zochwagen der KG steuerte alle Grundschulen im Stadtgebiet an. Auf jedem Schulhof stellten sich die kostümierten und mit Tüten und Taschen ausgerüsteten Schülerinnen und Schüler neben den Wagen – und bekamen fortan einen knapp 20-minütigen Kamelleregen ab. Exklusiv. Nur für sie. Kein Erwachsener sprintete dazwischen und schnappte ihnen etwas weg. Die Musiker der Hofkapelle spielten dazu den „Muppets“-Song oder das Jim-Knopf-Lied „Eine Insel mit zwei Bergen“.
Und hinterher grinsten etwa vor der Grundschule Bennert Ritter Gregor (7), Hexe Fenna und die als Wetter-Allerlei zwischen Blitzkleid, Sonnenkrone und Wolkenrock verkleidete Jeste um die Wette. „Beim letzten Zug habe ich nur eine halbe Tasche gesammelt“, sagte Fenna. „Jetzt sind es zwei volle.“ Aktion gelungen. Kinder glücklich. Alaaf!
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„KiKa“-Spiele verteilt
Genauso erlebten es auch die Jecken der KG Blütenstädter: Sie klapperten ebenfalls die Leichlinger Grundschulen ab – und verteilten kostenlos ihr selbst erdachtes und hergestelltes „Kika“-Brettspiele. 1500 Stück hatten sie drucken lassen. 1100 gingen laut dem Vorsitzenden Stefan Clemen an den Nachwuchs.
Und den Rest können sich ab sofort alle, die nicht dabei waren, gegen eine Schutzgebühr von zwei Euro bei ihm im Laden an der Brückenstraße 34 abholen. „Versprochen!“ betonte er. Und war ganz aus dem Häuschen: „Das Grinsen, was ich gerade im Herzen habe, passt nicht in mein Gesicht! Es ist wundervoll, den Kindern eine solche Freude zu bereiten.“
Am Sonntag folge noch eine interne Wanderung mit anschließendem Spielenachmittag für den vereinseigenen Nachwuchs. Das sei dann der Ausgleich für die wegen Corona abgesagte „Kika“-Sitzung, die Kinderkarnevalssitzung. Alle weiteren Festivitäten der KG seien ja ebenfalls wegen der Pandemie gestrichen worden – und wären ohnehin spätestens nach dem Militärangriff Russlands auf die Ukraine hinfällig gewesen, wie Clemen sagte. „Das, was dort passiert, ist eine Tragödie!“
Berliner ausverkauft
Und: Neben den die Kinder beschenkenden Jecken hatte ein weitere Erwachsener an diesem Tag Grund zur Freude: Bäcker- und Konditormeister Richard Kretzer. Nachdem das Redaktionsteam des „Leverkusener Anzeiger“/„Kölner Stadt-Anzeiger“ seine Berliner nämlich im Rahmen eines ausgiebigen Tests zu den besten im Umkreis gewählt hatte, vermeldete er gegen Mittag: „Ausverkauft in allen zwölf Filialen.“ 4000 Stück weg. „Auch weil viele Leute eben unter Verweis auf den Test gezielt danach fragten“, sagte er, versprach umfassenden Nachschub für die kommenden Tage – und erklärte sein Erfolgsgeheimnis: Die Marmelade mache es aus. Die komme aus Österreich. „Und sie hat einen ganz besonderen Geschmack.“