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Kommentar

Leserbriefe
Bayer 04 will den städtischen Protest gegen den Autobahnausbau nicht unterstützen

Lesezeit 3 Minuten
Nachtaufnahme unter der Stelzenautobahn, Hochstraße, Autobahn 1, Küppersteg. Foto: Ralf Krieger

Links neben der Stelzenautobahn beginnt das Grundstück der Bayer-04-Sportanlage.

Die Bayer AG, die Bayer 04 Fußball GmbH und die unter TSV Bayer 04 laufenden Sportvereine wollen sich nicht gegen den Autobahnausbau positionieren.

Zum unsereem Artikel „Bayer 04, Bayer AG und der TSV Bayer 04 tragen den Protest gegen den Autobahnausbau nicht mit“ dokumentieren wir zwei leicht gekürzte Leserbriefe:

Ein solcher Umgang ist stillos

„Soll dieses Negativ-Testat wirklich die von der Konzernspitze der Bayer AG getragene Position zur Kampagne „Keinen Meter mehr“ gewesen sein? Ich kann es nicht glauben. Dieses Votum zeigt nach meinem Eindruck wenig Solidarität und Gemeinsinn sowie mangelnde Identifikation mit den gesamtstädtischen Interessen.

Und dann will es noch „der Zufall“ (oder nicht?), dass diese brisante Positionsbeschreibung der Bayer AG eins zu eins an die Presse gelangt, vermutlich bevor unser Oberbürgermeister sie überhaupt gelesen hat. Gerade vor dem Hintergrund, dass der OB mit seiner wirtschaftsfreundlichen Standortinitiative und dem entsprechenden Ratsbeschluss zu einer massiven Reduzierung des Hebesatzes für alle Gewerbesteuer zahlenden Unternehmen und damit insgesamt zu millionenschweren Einsparungen verholfen hat, ist ein solcher Umgang nach meinem Dafürhalten stillos.

Schlußendlich stellt sich für mich die Frage, ob bei dem für unsere Stadtentwicklung besonders bedeutsamen Projekt des geplanten Autobahnausbaus in diesem Fall überhaupt der schriftliche Kommunikationsweg auf der mittleren Entscheidungsebene richtig gewesen ist. Alles in allem enttäuschend.

Was waren das noch für Zeiten, damals in 1974, als die Bayer AG die städtische Aktion „LEV muss leben“ gegen kommunale Neugliederungspläne massiv unterstützt und damit zum Erhalt unserer Selbstständigkeit beigetragen hat. Und heute???“

Rainer Häusler, Leverkusen

Die Lasten für die Allgemeinheit, die Vorteile für das Werk

„Wer die tropfnassen Ergebenheitsbekundungen vor allem aus den Reihen von AfD und CDU in den Gremien des Rates gegenüber dem Bayer-Konzern und seinen sportlichen Abkömmlingen miterlebt hat, als es um die Genehmigung von Bayer-Bauten am Kurtekotten im Landschaftsschutzgebiet ging, muss regelrecht dankbar sein für die klaren kalten Worte, die der Infrastrukturmanager der Bayer AG Josef Schiffer jetzt im Zusammenhang mit dem drohenden Autobahnausbau gefunden hat. Unter anderem spricht er vom Interesse des Konzerns an einer leistungsfähigen Infrastruktur und insbesondere an einem ungehinderten Lkw-Verkehr auf den Autobahnen.

Die Petition gegen einen Autobahnausbau wird folglich nicht unterstützt. Und er spricht nicht nur für den Konzern, sondern auch für die Sportabteilungen (Maulkorb?). Die Lasten für die Allgemeinheit, die Vorteile für das Werk. Das war in der Vergangenheit z.B. mit der Giftmülldeponie Dhünnaue so und das bleibt auch in Zukunft so, Gifteinleitung in den Rhein, gigantische Grundwasserentnahme für die nächsten 30 Jahre, Unkrautvernichtungsgifte für die ganze Welt, ungebremster Güterverkehr auf der Straße usw.

Da wirkt die verklärende Fußballromantik der Leverkusener Politiker fahrlässig naiv. Es gibt dort eine auffällige Beißhemmung, wenn es um „unser Werk“ geht. Das gilt nach wie vor gleichermaßen für CDU, SPD und FDP. Und bevor Herr Scholz andere der Untätigkeit in Sachen Autobahn-Protest bezichtigt, sollte er sich an seinen „entschlossenen Einsatz“ für die Leverkusener Interessen in Sachen Spielhöllen-Gesetz im Landtag erinnern.

Richtig entschlossen im Kampf gegen den Stelzenausbau wirkt dagegen unser Oberbürgermeister, wenn er beklagt, dass durch den oberirdischen Ausbau ein enormer Flächenfraß stattfinde und in unverantwortlicher Weise weitere rare Flächen im Ballungsraum vernichtet würden. Recht hat er, nur dass das gleiche z.B. auch für den geplanten Feuerwehrneubau auf den Heunen gilt.

Hier geht seine Verwaltung genauso rücksichtslos mit einem verkaufsunwilligen Landwirt und der Natur um, wie es die Autobahn GmbH mit der Leverkusener Bevölkerung macht und droht indirekt sogar schon mit Enteignung. Entschlossenheit, wie und wo es gerade passt. Eine konsequente und vor allem glaubwürdige Argumentation sieht anders aus.“

Roland Hölzer, Leverkusen