Die ganze Schulgemeinschaft unterstützte die Registrierungsaktion in Leverkusen zu Gunsten ihrer Lehrerin, hunderte potenzielle Spender kamen.
Lehrerin sucht Stammzellspender„Wenn mich so viele Menschen unterstützen, muss ich gesund werden“
Es ist ein großer Schritt, sein Gesicht auf einen Flyer drucken zu lassen, der in der ganzen Stadt und über sämtliche soziale Netzwerke die Nachricht verbreitet, dass man lebensbedrohlich erkrankt ist. Für Maike selbst war schnell klar: „Ich will das machen, wenn dadurch die Chance besteht, dass ich vielleicht nicht nur mir, sondern auch noch vielen anderen helfen kann.“ Die Sorge der Mutter galt allerdings ihren Kindern: „Wir haben das besprochen und sie gefragt, ob sie damit klarkommen, wenn überall Plakate mit meinem Gesicht zu sehen sind.“ Los ging es erst mit deren Zustimmung.
Maike ist an Blutkrebs erkrankt, nur die Knochenmarkspende eines genetischen Zwillings kann ihr das Leben retten. Hunderte Leverkusener sind dem Aufruf gefolgt, sich in der Theodor-Wuppermann-Hauptschule bei der DKMS registrieren zu lassen, um so vielleicht einen passenden Spender für die 38-Jährige oder einen anderen Erkrankten zu finden. In Deutschland erhält im Schnitt alle zwölf Minuten ein Mensch die Diagnose Blutkrebs, jährlich sterben hier rund 19.500 Menschen daran. Aber auch mehr als 6000 Menschen erhalten in Deutschland pro Jahr durch eine Stammzellspende eine Chance, die Krankheit zu überleben.
Die Schule ist nicht zufällig als Ort gewählt. Maike ist hier Lehrerin. „Die Diagnose war für uns alle ein Schock, und in der Schulgemeinschaft war sofort klar, dass wir alle Unterstützung bieten wollen, die möglich ist“, sagt Schulleiterin Mareen Lethaus, die die Spendenaktion maßgeblich mitorganisiert hat und gegen Mittag sehr zufrieden ist mit dem Besuch: „Wir werden nicht überrannt, aber es sind meistens alle Plätze besetzt.“
Die Schulgemeinschaft steht an diesem Samstag geschlossen hinter ihrer Lehrerin. Da ist Lennard, der sich mit seinen 16 Jahren noch nicht selbst registrieren darf, aber als Helfer hinter einem der Anmeldetische sitzt. „Ich finde das wichtig. Wenn man selbst betroffen wäre, würde man sich das ja auch wünschen“, sagt der Schüler.
Neben ihm sitzt Caro Löffler, die mit Maike befreundet ist und deren Mann bereits selbst einen guten Freund durch Blutkrebs verloren hat. „Ich bin selbst schon seit Jahren registriert, dass ich hier mithelfe, war gar keine Frage.“ An einigen Tischen wird in Fremdsprachen aufgeklärt. „Wir sind eine Mulit-Kulti-Schule“, sagt Lethaus. „Wir haben versucht, die Hauptsprachen unserer Schüler abzubilden, weil wir natürlich auch hoffen, dass viele aus den Familien kommen.“ Als Übersetzer stehen hier ebenfalls Schülerinnen und Lehrer zur Verfügung. Auch Maikes ganze Klasse, die bis zum Vortag noch auf Klassenfahrt war, stand am Morgen direkt bereit.
„Das ist sehr emotional für mich, die ganzen Kinder und Kollegen hier zu sehen und die vielen Menschen, die kommen, um sich zu registrieren“, sagt die junge Mutter. Am Morgen seien viele Tränen geflossen, gegen Mittag steht die große, schlanke Frau aufrecht und mit einem strahlenden Lächeln auf dem Schulhof und dankt jedem, den sie sieht. Und alle antworten: „Das ist doch selbstverständlich“ und wünschen ihr viel Glück.
„Die Zeit seit der Diagnose war ein Auf und Ab, aber heute bin ich überzeugt: Das wird klappen“, gibt sich die leidenschaftliche Triathletin kämpferisch. „Wenn mich so viele Menschen unterstützen, muss ich daran glauben und gesund werden.“
Auch nach Ablauf der Aktion kann man sich online bei der DKMS registrieren. Als potenzieller Stammzellspender darf sich grundsätzlich jeder gesunde Mensch im Alter zwischen 17 und 55 Jahren melden. Die Registrierung ist kostenlos, Spender können freiwillig die Kosten in Höhe von 50 Euro übernehmen, die eine Registrierung bei der DKMS verursacht. Auch Spenden ohne Registrierung sind willkommen.