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Großprojekt150 Fachwerkhäuser prägen das Ortsbild von Bergisch Neukirchen

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Eine Luftbild-Zeichnung vom Hauptort Bergisch Neukirchen, bei der alle Fachwerkhäuser mit roten Dächern markiert wurden

Leverkusen – Zwei Dinge kann man über Bergisch Neukirchen vermuten: Es gab wenige ergiebige Steinbrüche, dafür umso mehr Eichen und Lehm und gute Zimmerleute. Denn etwa 150 Fachwerkhäuser stehen in dem Opladener Ortsteil, so viele wie in keinem anderen Stadtteil Leverkusens.

Die schönen Häuschen in Schwarz-Weiß haben einen Mann so sehr fasziniert, dass er sie in einem privaten Großprojekt alle erst fotografiert hat und gerade dabei ist, die letzten zu zeichnen. Eberhard Kreye wohnt zwar noch gar nicht so lange im Dorf, erst seit 2011, aber er ist durch sein Projekt quasi zum Fachwerk-Fachmann geworden.

„Ich war überrascht von der Vielfalt der Fachwerkbauten“, fasst Kreye seinen umfassenden Eindruck zusammen, nachdem er die Häuser inzwischen fast alle detailreich gezeichnet hat.

Eher Dokumente, als Kunstwerke

„Man guckt die Objekte beim zeichnen ja ganz anders an, als wenn man sie nur ansieht oder fotografiert“, sagt Kreye, der seit seiner Kindheit durchgehend immer gezeichnet hat. Seine Bergisch Neukirchener Tuschezeichnungen seien denn auch eher Dokumente, als Kunstwerke.

Eberhard Kreye zeichnet alle Fachwerkhäuser in Bergisch Neukirchen .

Die Fachwerkhäuser drängen sich einem ortsfremden optisch zuerst gar nicht so sehr auf. Viele stehen in der zweiten Reihe der Hauptstraße. In die hinteren Bereiche der Fachwerkhaus-Ensembles komme man ja gar nicht so ohne weiteres hinein, aber dort stünden sehr schöne Häuser, sagt Kreye.

Über 80 von von den Häuschen stehen auf der Denkmalliste der Stadt Leverkusen. Kreye macht sich dennoch um einige der Häuser Sorgen: Der zunehmende Schwerlastverkehr auf der Landstraße verursache ernstzunehmende, spürbare Erschütterungen, sagt Kreye. Nachbarhäuser stünden oft sehr nah an den oft kleinen Fachwerkhäuschen, dass die Dörfliche Struktur schon nicht mehr richtig zur Geltung komme.

Seltene Eternitverkleidungen

Kreye ist wohl zu höflich um das auszusprechen: Teils ist die Architektur der neueren Häuser fürchterlich. Und das, obwohl heute kein Haus ohne Architekt gebaut wird; die meist sehr harmonisch gestalteten Fachwerkhäuser wurden dagegen in der Regel alleine von einfachen Handwerkern gestaltet.

Die häufigsten Umbauten in neuer Zeit seien die Kippfenster im Dach, erfreulich selten seien die Sichtschutzwände und anderer optischer Unrat aus dem Baumarkt, hat Kreye gesehen. Eternitverkleidungen sind ebenfalls selten.

Kreye engagiert sich seit einiger Zeit mit der Initiative gegen den geplanten Supermarkt an der Wuppertalstraße, weil er fürchtet, dass der Charme im Ort dann wieder ein großes Stück den Bach runtergehen würde. Der Supermarkt soll in das Tal zwischen Aldi und Burscheider Straße gebaut werden. Kreye: „Wir spüren deutlich, dass das hier eine Frischluftschneise ist.“ Seine Frau und er wohnen in einer Eigentumswohnung in einem Haus, das schon relativ weit ins Grüne in das Tal hineingebaut wurde. „Es ist sehr schön hier, aber wenn ich gewusst hätte, dass hier so ein wertvolles Tal zugebaut wurde, hätte ich die Wohnung niemals gekauft, ich bin da konsequent, wenn’s um Naturschutz geht“, sagt Kreye.

Kreye hatte schon gedacht, er sei fertig mit der Arbeit. Dann erklärte ihm jemand, dass auch Biesenbach zum Ortsteil gehört. Die Serie wächst also noch um einige Exemplare an. Dennoch hofft er, bald damit durch zu sein, denn im Oktober soll ein Buch mit etwa 180 Zeichnungen herauskommen. Vom Nachbarn Peter Mebus gestaltet und ohne Verlag hergestellt, will er es mit festem Einband für zehn bis 12 Euro verkaufen.