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Medikament aus LeverkusenWie Aspirin seit 125 Jahren Schmerzen heilt – und Bayer Erfolg bringt

Lesezeit 3 Minuten
Eine Aspirin Tablette, an der eine Ecke abgebrochen ist, steht vor einem Bayer Logo auf einem Spiegel.

Eine Aspirin-Tablette spiegelt sich (Symbolbild).

Am 6. März 1899 kommt in Deutschland ein Medikament auf den Markt, das einen beispiellosen weltweiten Siegeszug vor sich hat: Aspirin.

Aspirin – der Name des schmerzstillenden Medikaments der Bayer AG zählt zu den ältesten Markennamen in der Branche überhaupt. In einigen Ländern ist Aspirin geradezu zum Synonym für die (Kopf-)Schmerztablette geworden wie hierzulande das Weckglas für Einmachgläser. Das war bei der Markteinführung am 6. März 1899 nicht absehbar. Als der Name vor 125 Jahren auf Veranlassung des Bayer-Chemikers Arthur Eichengrün in die Warenzeichenrolle des kaiserlichen Patentamtes für die Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. eingetragen wurde, herrschte im Gegenteil große Skepsis in der Bayer-Chefetage über die Erfolgsaussichten des neuen Medikaments.

Auf Eichengrün geht die Strategie für die Erfindung des Aspirin-Wirkstoffs Acetylsalicylsäure (ASS) zurück. Eine der Töchter Eichengrüns, so erzählt Autor Ulrich Chaussy in seiner Eichengrün-Biografie, berichtet zur Einstellung der Bayer-Chefetage von einem Witz, mit dem Eichengrüns Frau und Kinder diesen immer wieder aufzogen: „Aspirin – das bringt nichts ein!“, so hätten die Direktoren bei Bayer damals gesagt.

Wie sich die Bayer-Granden täuschen sollten. Der Bayer-Chemiker Felix Hoffmann hatte ASS bereits am 10. August 1897 im neuen Elberfelder Labor der Bayer-Werke erfunden. Der Weg bis zur Markteinführung ist dann „ein spannender und vertrackter Wirtschaftskrimi“ (Chaussy). Dem wiederum Eichengrün am Ende seinen Stempel aufdrückt, denn er ist es nach eigenem Bekunden, der den griffigen Namen „Aspirin“ erfand: zusammengesetzt aus dem „A“ für Acetylsalicylsäure, „spir“, als Verweis auf den damals gebräuchlichen lateinischen Namen des Echten Mädesüß, spirea ulmaria, das ASS enthält, und abgerundet mit der üblichen Endung „in“ für Arzneimittel.

Arthur Eichengrün 1929

Arthur Eichengrün 1929

Die Geschichte von Aspirin vom Tag seiner Markteinführung an ist dann die Geschichte eines weltweiten Siegeszugs. Auch die Beschlagnahme der Bayer-Tochter in den USA 1917 im Zuge des Ersten Weltkrieges oder die Verstaatlichung des Unternehmens in Revolutions-Russland 1918 konnte daran nichts ändern. In den USA kaufte Bayer die Markenrechte und das Warenzeichen 1994 zurück, in Russland meldete Bayer Aspirin 1992 nach dem Zerfall der Sowjetunion neu an.

Neben der Wirkung als Schmerzmittel erschloss sich ab den 1980er-Jahren ein neuer Markt für den Wirkstoff ASS und die Aspirin-Marke, als dessen blutverdünnenden Wirkung entdeckt wurde. 2018 betrug der Umsatz der Bayer AG mit allen Aspirin-Produkten 975 Millionen Euro. Aspirin war damit immer noch die drittstärkste Marke des Unternehmens. Allein mit Aspirin Cardio, das dem Unternehmensbereich Pharmaceuticals zugerechnet wird, erwirtschaftete Bayer 2023 626 Millionen Euro Umsatz. Wie hoch der Umsatz für die dem Bereich Consumer Health zugerechneten weiteren Aspirin-Produkte im vergangenen Jahr war, ist dem Geschäftsbericht nicht zu entnehmen.

Als sich 1997 Felix Hoffmanns Darstellung der Acetylsalicylsäure zum 100. Mal jährte, war das Bayer die Züchtung einer Rose wert. Die robuste, weiß-blühende Beetrose ließ das Unternehmen nicht ohne Hintergedanken züchten. Denn auch in Rosen ist Salicylsäure enthalten. Zum 125. Jahrestag der Markteinführung von Aspirin gibt es vom Unternehmen auf Nachfrage nur den Hinweis, dass es übers Jahr verteilt verschiedene Aktivitäten dazu geben werde. Sonst nichts.