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LeverkusenBayer verkauft Wiesdorfer Beamtenkolonie an Immobilieninvestor

Lesezeit 4 Minuten
Beamtenkolonie Leverkusen

149 Wohneinheiten umfasst der Immobiliendeal zwischen Bayer und einem Investor.

Leverkusen – Bayer hat ein Immobilienpaket verkauft, zu dem die historische Beamtenkolonie in Leverkusen-Wiesdorf gehört. Käufer ist die Emil’s Unternehmensgruppe, ein lokaler Immobilieninvestor mit Sitz in Bergisch Gladbach. Gebäude und Grundstücke, darunter der denkmalgeschützte alte Wiesdorfer Bahnhof am Rudolf-Mann-Platz und der Hochbunker an der Carl-Duisberg-Straße sowie die ehemalige Sparkassen-Filiale nebenan, seien im Paket enthalten, heißt es in einer Mitteilung von Bayer.

Beamtenkolonie Wiesdorf: 149 Wohneinheiten verkauft

Die „Beamtenkolonie" ist eine unter Denkmalschutz stehende historische Wohnsiedlung, die zwischen 1895 und 1925 für Beschäftigte des damaligen Bayer-Werks errichtet wurde. In der Beamtenkolonie befinden sich insgesamt 149 Wohneinheiten, von denen zurzeit längst nicht alle vermietet sind. Der Verkauf soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Bayer schreibt, der Verkauf sei „in enger Abstimmung mit der Stadt Leverkusen“ erfolgt. Man sichere den derzeitigen Wohnungsmietern weitreichende Bestandsgarantien zu. Über den Preis habe man Stillschweigen vereinbart.

„Die Beamtenkolonie bleibt auch nach dem Verkauf Beschäftigten von Chempark-Partnern und anderen Unternehmen im direkten Umfeld sowie ihren Angehörigen zur wohnlichen Versorgung erhalten“, erklärt Ulrich Waschke von der Bayer Corporate Real Estate Deutschland. „Der neue Eigentümer wird in den Erhalt der Immobilien investieren und erforderliche Modernisierungsmaßnahmen vornehmen. Eine spätere Umwandlung der Miet- in Eigentumswohnungen ist längerfristig vertraglich ausgeschlossen“, schreibt Bayer.

Grundstück in Wiesdorf: Neue gewerbliche Nutzung geplant

Die Mieterinnen und Mieter der Beamtenkolonie seien über den Eigentümerwechsel informiert worden. Das Grundstück, auf dem sich das ehemalige Sparkassengebäude befindet, soll in Verbindung mit dem Hochbunker für neue gewerbliche Nutzungen entwickelt werden, heißt es weiter.

Die Immobilien-Gruppe „Emil‘s“ aus Bergisch Gladbach ist dort vielfach aktiv. Die Geschäftsführer Hendrik und Marcus van Elst, Ludwig Peter Krämer und Michael Schmitz betreiben dort unter anderem eine Wohnbau-Gesellschaft. Für die Verwaltung der Beamtenkolonie hat das Quartett am 22. Juni eine eigene Gesellschaft gegründet, die ihren Sitz in der Olof-Palme-Straße hat. Neben dem Immobiliengeschäft betreibt das Unternehmen eine Soccer-Halle.

Mit der Beamtenkolonie trennt sich Bayer mit gehörigem zeitlichen Abstand auch vom Rest seines Wohnimmobilienbestands. Vor 20 Jahren waren 9600 Wohnungen – die Hälfte davon in Leverkusen – an die damalige Treuhandstelle in Essen verkauft worden. Das Unternehmen gehörte damals zum Teil der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie. Inzwischen heißt das Unternehmen Vivawest und hat fleißig weiter zugekauft, vor allem im Ruhrgebiet. Damals erlöste Bayer nach eigenen Angaben „einen hohen dreistelligen Millionenbetrag“ für seine Wohnimmobilien, zu der auch rund 4000 Garagen gehören.

Viel Leerstand in der Beamtenkolonie

Die Beamtenkolonie, die letzte historische Siedlung, die sich noch in Bayer-Besitz befand, kam bereits im April in die Schlagzeilen, weil bekannt geworden war, dass viele der alten Wohnungen leer standen und nicht vermietet wurden. Wahrscheinlich ist, dass Bayer da schon über einen Verkauf der Siedlung nachdachte. Falls ja, erscheint der Leerstand im Nachhinein aus Bayers Sicht logisch: Leere Wohnungen lassen sich besser verkaufen. Kommuniziert wurde dazu im Frühjahr aber nichts.

Planungsrechtlich steht die Beamtenkolonie unter einem besonderen Status: Er lautet „Sondergebiet Betriebswohnungen“. Die ganze Gegend östlich des Chemparks liegt wegen möglicher Störfälle in der inneren Seveso-II-Zone, in der etwa Läden mit Laufkundschaft verboten sind und neue Wohnungen nicht gebaut werden dürfen. Die Beamtenkolonie genießt als Wohnanlage aber Bestandsschutz, nur durfte bisher nicht jeder dort einziehen. Wer hier wohnen darf, muss mit dem Chempark in Verbindung stehen, muss wissen, was im Falle eines Störfalls im nahen Werk zu tun ist. Zeitweise stand zur Debatte, ob aus der Ukraine nach Leverkusen geflüchtete Menschen dort einziehen.

Bekannt ist, dass die Siedlung seiner Inhaberin Bayer zuletzt auch Probleme bereitet hat. Wegen des Denkmalschutzes kann man nicht einfach renovieren, wie man will. Fast alle Arbeiten müssen mit der Denkmalbehörde abgestimmt werden. Die großen Villen am Südende, in der früher Vorstandsvorsitzende wohnten, zum Beispiel Herbert Grünewald, sollen im Innern mit exzellenten Materialien ausgestattet sein. Zum Teil aber im Stil der 1970er-Jahre. Der Denkmalschutz ließ es auch nicht zu, die großen Villen in mehrere Wohneinheiten aufzuteilen.