Der zentrale Leverkusener Wald ist wichtig für das Klima der Stadt.
WaldBesitzer lassen über 100 Jahre alte Eichen im Leverkusener Bürgerbusch fällen
Gibt es im Bürgerbusch größere Holzeinschläge, dann gibt es Reaktionen: Viele Leute sorgen sich, dass im Wald allzu viele Bäume fallen könnten. Jetzt wurden eine Menge alter Eichen gefällt, sie lagen zuletzt links und rechts am Hauptweg zwischen dem Grüner Weg und der Autobahnbrücke.
Am Mittwoch waren Forstarbeiter mit dem Abtransport der Eichen beschäftigt, von denen manche nach eigener Jahresringzählung gut über 100 Jahre alt waren. Zum Teil haben die Forstleute einzelne Eichen so gefällt, dass die Bäume in der Umgebung stehen geblieben sind, etwas weiter vom Hauptweg entfernt wurde aber eine größere Fläche ziemlich komplett gerodet. Man habe nur 100 Festmeter herausgeholt, im Verhältnis zum gesamten Wald sei das eine kleine Menge, sagt der Vertreter der Erbengemeinschaft, Victor Diehl (21).
Diehl sagt, dass man aktiver den Wald fördern wolle. Der Einschlag bewirke, dass die kleineren Bäume besser nachwachsen könnten, die bisher im Schatten standen.
An anderer Stelle habe man tote Fichten aus dem Wald geholt, was die Sicherheit im Wald erhöhe, zum Teil sei das eine freiwillige Sache, diese Maßnahme sei nicht unbedingt vorgeschrieben. Aufforstungen seien in diesem Winter nicht mehr geplant. Man setze darauf, dass der Wald von selbst nachwächst.
Der Bürgerbusch sei eine Herzensangelegenheit des Großvaters Wilfried Hilgert gewesen. Der Porzer Schach-Mäzen und Immobilienbesitzer Hilgert kaufte nach 2010 den Wald von der Familie von Diergardt, die damals nach Kanada ausgewandert ist. Der zentrale Leverkusener Wald ist wichtig für das Klima der Stadt, heißt zwar Bürgerbusch, ist aber komplett in privater Hand. Es gilt in der Stadt nach wie vor als großer Fehler, dass der damalige Leverkusener Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn nicht zugriff, als die von Diergardts den Wald für 2,2 Millionen Euro verkauften.
Hilgert starb 2016. Victor Diehl sagt, nach dem Tod Hilgerts habe es Erbstreitigkeiten gegeben, damals sei tatsächlich die Durchforstung vernachlässigt worden. Man wolle keinen großen Profit aus dem Wald schlagen, man habe auch Pflegekosten. Der Bürgerbusch sei ein Privatwald, der Einschlag sei fachgerecht, er wisse, dass er einen hohen Stellenwert in Leverkusen habe und dass es in der Bevölkerung Kritik gebe, die man oft nicht verstehe. Auch privater Wald ist laut Gesetz zur Erholung frei betretbar, aber auf eigene Gefahr.
Viele, die sich beschweren, stört, dass mit zum Teil sehr großen und schweren Maschinen gearbeitet wird. Das schadet den Bäumen, weil der Boden stark verdichtet wird, aber dafür ist die Arbeit mit tonnenschweren Harvestern oder Vollerntern die günstigste Methode für die Besitzer.
Förster Mathias Rümping sagt, er erfahre es gar nicht unbedingt, wenn jemand in seinem Privatwald abholze. Allerdings meldeten sich auch bei ihm besorgte Menschen, wenn ein Einschlag wie im Bürgerbusch laufe. Es gebe aber kaum eine gesetzliche Handhabe, in diese Sachen hineinzuwirken, das gebe das Forstgesetz nicht her. Sogar Kahlschläge seien bis zu einer Fläche von zwei Hektar erlaubt. Natürlich müssten sich Privatwaldbesitzer auch ans Naturschutzgesetz halten.
Im Fall des Bürgerbuschs wurden wertvolle Eichen geschlagen. Eichen-Stammholz wird zurzeit für ungefähr 1000 Euro je Festmeter gehandelt. Einzelne schöne Stücke können aber auch je nach Quelle auf 1800 Euro steigen. Forstwirtschaftliche Maßnahmen im Privatwald könnten manchmal durchaus hart wirken, sagt er, „wir als Behörde können aber nicht eingreifen.“