AboAbonnieren

„Jazztage-Familie“Candy Dulfer betritt in Leverkusen die Bühne nicht nur, sie erobert sie

Lesezeit 3 Minuten
Candy Dulfer steht auf der Bühne.

Candy Dulfer gehört zur „Jazztage-Familie“.

Die Saxofonistin ist eine alte Bekannte auf den Leverkusener Jazztagen. Das ändert aber nichts an ihrer Power.

Candy Dulfer betritt am Donnerstagabend die Bühne im Leverkusener Forum nicht nur, sie erobert sie. Genauso wie die Herzen ihrer Zuhörerinnen und Zuhörer, die in langer Schlange auf das nächste Jazztage-Konzert gewartet hatten. Und das, obwohl mit den „Dirty Loops“ einer der geplanten Akteure krankheitsbedingt hatte absagen müssen. „Candy Dulfer gehört zur Leverkusener Jazztage-Familie“, erklärt Veranstalter Fabian Stiens stolz. Die Saxofonistin kitzelt aus ihrem Instrument Töne heraus, die ihresgleichen suchen.

Der Terrassensaal ist eingenommen, als Candy Dulfer das Mundstück ansetzt und ein rhythmisch spektakuläres Solo in den Saal jagt. Als die Saxofonistin aus Holland so richtig mit ihrer Band auffährt, drängen die Jazztage-Besucher nach vorne an die Bühnenkante. Ihre Performance ist eine Party. Dulfer selbst besitzt ein mitreißendes Selbstbewusstsein, eine einzigartige Ausstrahlung und außergewöhnliches musikalischen Talent. Das Fazit von Jazztage-Stammgast Ursula Rust: „Ein absoluter Top-Act!“

Leverkusen: 1500 Gäste waren ins Forum gekommen

„Irgendwie kam ich zum Jazz und bin geblieben“, sagt sie. Seit mehr als 40 Jahren ist Rust Stammgast bei den Jazztagen. Schon zu Studentinnenzeiten habe sie diese als einzigartig empfunden: „Man ist den Künstlern hier besonders nah, alles ist so echt.“ Konsequent im Blick hat Rust den Weg zwischen Umkleide und Bühne, der durch den Terrassensaal führt – sie kann es kaum erwarten, die Musiker zu sehen.

Begleitet wird sie von befreundeten Nachbarn vom Niederrhein – Christoph Müllmann, Ingeborg und Gunter Reichwein –, denen sie gleich mal erklärt, worauf es ihr ankommt: „Jazz muss eingängig sein, smoothie, coffee-housy und funky.“ Schön sei auch immer das heimatliche Zusammenkommen auf den Jazztagen. „Musiker, die Künstler und gleichzeitig starke Techniker sind“, sagt Dirk Bader, „denen höre ich am liebsten zu“. Für ihn waren die Jazztage ein Geburtstagsgeschenk seines alten Freunds und Bandkollegen Gregor Szopa-Marzi. Zu den Jazztagen seien die beiden gekommen, um sich überraschen zu lassen. „Und vielleicht, um 30 Jahre später unser altes Hobby ‚Mucke‘ wiederzubeleben“, so Szopa-Marzi.

Jazztage: Budapester Jazzbois übertreffen alle Erwartungen

Die „Jazzbois“ hatten den Abend eröffnet. Die Budapester Jazz-, Hip-Hop- und Improvisation-Band elektrisiert das Forum mit ihrem kosmisch beat-lastigen Jazz und Groove. Ihr Auftritt beginnt als eine Art Improvisations-Session und entfaltet sich sukzessiv zu einem gewaltigen Sound-Universum. Der Auftritt besticht durch eine gesunde Spontaneität.

Das Trio um Bassist Viktor Sági, Keyboarder Bencze Molnár und Schlagzeuger Tamás Czirják wird unterstützt vom Saxofonisten und Querflötisten „DomBeats“. Nicht nur er bereichert den Abend mit beeindruckenden Einzelpassagen, auch Czirják holt aus dem Schlagzeug ein fesselndes Solo heraus. Die Jazz-Stücke der „Jazzbois“ durchstreifen Klangwelten, die sich ins schier unermessliche Steigern. „Gute Einstimmung“, kommentiert Rust das Opening der „Jazzbois“. „Alles, was ich buche – da stehe ich hinter“, erklärt Stiens – so begeistern auch immer wieder Newcomer auf den Jazztagen.

Leverkusen: „Dirty Loops“ hatten Konzert absagen müssen

Michaela, Marcus und Lee Knöppel sowie Mercedes Mertes sind zum ersten Mal auf den Jazztagen und grooven in der ersten Reihe vor den Bass-Boxen mit. Die Düsseldorfer sind über Instagram neugierig geworden. „Bitter ist die Nachricht über das Fehlen von Dirty Loops“, findet Marcus Knöppel – eines der Bandmitglieder war krank geworden. Johannes Leibl und Sohn Lars sind auch enttäuscht über dieses Fehlen.

Die beiden Leverkusener leben inzwischen in Krefeld. Johannes Leibl sagt, er besuche die Jazztage schon seit ihren Anfängen, sein Sohn Lars habe 2018 beim Newcomer Contest sogar selbst mit seinem E-Bass bei den Jazztagen auf der Bühne gestanden.

„Rundum gelungen“, resümiert Veranstalter Stiens über das Konzert am Donnerstag. Ein letzter Applaus, für einen Moment verweilen die Besucher noch in der Zeitlosigkeit des Jazz.