Neuer Alltag in LeverkusenWG-Leben und Corona - Drei sind einer zuviel
- In der WG unserer Autorin staut sich aktuell bislang ungeahntes Konfliktpotential. Corona sei Dank.
- Unter dem Dach wird es zu dritt schnell eng. Alle stehen sich im Weg herum - und der Putzplan funktioniert plötzlich auch nicht mehr.
- Ob der WG-Frieden gewahrt werden kann?
Leverkusen – Es ist schon fast der natürliche Lauf der Dinge. Zieht man zum Studieren in eine andere Stadt, liegt es für die meisten Deutschen nahe, sich das neue Zuhause in einer Wohngemeinschaft – WG – zu suchen. Wir Deutschen sind sehr speziell, wenn es um das Zusammenwohnen geht. Es soll möglichst keine Zweck-WG sein und die neuen Mitbewohner sollen so etwas wie die neue Familie werden, mit der man kochen kann, sonntags Tatort schauen oder bei mehreren Flaschen Wein über den Weltfrieden diskutieren kann.
Ich stelle mit meiner Mitbewohnerin von diesem WG-Klischee keine Ausnahme dar. Sie und ich verstehen uns sehr gut, schauen zusammen Tatort und diskutieren viel über den Weltfrieden. Unsere Arbeitsteilung funktioniert perfekt, wir sind eine der wenigen WGs, die keinen Putzplan braucht.
Drei Menschen auf engstem Raum
Doch mit dem Einzug von Corona in unsere Gesellschaft, hat es das Virus auch geschafft unser WG-Leben umzukrempeln – Stichwort „Homeoffice“. Damit die beiden Zeit miteinander verbringen können, ist der Freund meiner Mitbewohnerin kurzfristig bei uns eingezogen. In unserer kleinen Dachgeschosswohnung leben derzeit drei Menschen im Homeoffice, ohne Terrasse oder Balkon und mit einer Küche, die extrem klein ist.
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Die erste Erkenntnis ist die, dass eine Person mehr im Haushalt exponentiell mehr Dreck verursacht. Die zweite ist, dass sich alle Bewohner ständig auf den Füßen herumtreten. Der Hauptumschlagplatz ist in vielen WGs die Küche, denn hier wird nach der Uni oder Arbeit gekocht, geplaudert und sich ausgetauscht. Sind jedoch alle im Homeoffice, ist die Küche dauerhaft in Beschlag. Seit zwei Wochen läuft unsere Spülmaschine ununterbrochen, trotzdem stapeln sich benutzte Auflaufformen und Pfannen auf dem Herd und in der Spüle.
Die magische Zahl, wenn es ums Putzen geht
Die dritte Erkenntnis ist, dass in einer WG die Zahl 2 die magische Bewohnerzahl ist, wenn es ums Putzen geht. Hat man selber den Dreck nicht verursacht, kann man mit Sicherheit sagen, dass es die andere Person war. Werden aus zwei WG-Mitgliedern plötzlich drei, geht diese Rechnung nicht mehr auf. Neuerdings entstehen vorher nie da gewesene Konflikte.
Wer hat das Klopapier aufgebraucht und keine neue Rolle hingehängt? Warum sind die Arbeitsplatten in der Küche nicht abgewischt und weshalb wird das Bad nicht geputzt? Mit dem Freund sind auch die zwischenmenschlichen Konsequenzen des Corona-Virus’ eingezogen. Bald wird es einen Putzplan geben müssen. Tatort schauen wir allerdings trotzdem noch gerne gemeinsam.