2017 ist ein Grundsatzbeschluss zum schnelle Kita-Platzausbau geschlossen worden. In den Zahlen schlägt sich das noch nicht nieder.
1053 fehlende PlätzeDer Mangel an Kita-Plätzen in Leverkusen wird größer, statt kleiner
Im vergangenen Jahr war die Stadt einmal kurz davor, die magische Grenze von 1000 fehlenden Kitaplätzen zu unterschreiten. In der damaligen Aufstellung der Betreuungsplätze war ein Minus von 1007 Plätzen zu lesen.
In der kommenden Woche nun wird der Kinder- und Jugendhilfeausschuss die Zahl der Betreuungsplätze für das Kitajahr 2024/2025 beschließen. 6144 Plätze stehen demnach zur Verfügung. Das sind immerhin 137 Plätze mehr als im Juli 2017. Damals hatte die Stadt wegen der großen Not in der Kinderbetreuung einen Grundsatzbeschluss gefasst: Um dem chronischen Mangel an Kitaplätzen entgegenzuwirken und den damals eingeführten Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem zweiten Lebensjahr zu gewährleisten, soll der Neu-, Aus-, und Umbau von Kindertagesstätten vorangetrieben werden. Und dennoch steht auch für das kommende Jahr ein fettes Minus von nun 1053 Plätzen auf dem Plan.
Vor allem u3-Plätze fehlen
Berechnet werden die Fehlplätze seit 2018 nach der Vorgabe, dass 60 Prozent der unter Dreijährigen einen Kitaplatz beanspruchen und 100 Prozent der über Dreijährigen. Für das Kindergartenjahr 2024/2025 fehlen demnach 881 U-3-Betreuungsplätze und 172 ü3-Betreuungsplätze.
Woher kommt es nun, dass die Fehlzahl im Vergleich zum aktuell laufenden Kita-Jahr um fast 50 Plätze gestiegen ist, obwohl drei neue Kitas fertiggestellt wurden? Die Kita Fester Weg, die von der Stadt geführt wird; die Kita am Henkelmännchenplatz in der neuen Bahnstadt, die die Awo übernommen hat und die Kita in der Johanneskirche in Manfort, die die der evangelische Kitabund betreibt.
Zum einen standen die insgesamt bis zu 235 neuen Plätze der drei Einrichtungen zum größten Teil bereits in der Jugendhilfeplanung 2023/24 – schließlich war damit gerechnet worden, dass alle Einrichtungen zum Kitabeginn am 1. August 2023 fertig sein würden. Baulich waren das zumindest die Kitas Fester Weg und Henkelmännchenplatz auch, das architektonisch ambitionierte Projekt in der Johanneskirche verzögerte sich bis Jahresende. Und doch: Weder am Fester Weg noch am Henkelmännchenplatz sind bislang neue Kinder eingezogen.
Neue Kita als Ausweichquartier
In Steinbüchel ist die neue Kita zu einem Ausweichquartier geworden: Zwei Gruppen der maroden Kita Kreuzbroicher Straße sind in das neue Gebäude gezogen. Die alte Kita ist geschlossen, ihre 40 Plätze tauchen in der neuen Planung nicht mehr auf, das erklärt den größten Teil der neu hinzugekommenen Fehlplätze. Perspektivisch soll an der Kreuzbroicher Straße neu gebaut werden. Zusätzlich sind am Fester Weg die städtischen Kitas Hans-Schlehahn-Straße in Opladen (Wasserschaden) und Adalbert-Stifter-Straße (Hochwasserschaden) ausgelagert.
In Opladen hatte die Awo kurzfristig als Träger übernommen, nachdem ein anderer abgesprungen war. Im November wurde angekündigt, in Kürze sukzessive mit der Besetzung der neuen Kita zu beginnen. Das ist bislang nicht geschehen, zu den Gründen war am Dienstag niemand zu erreichen.
Ebenfalls nicht mit einberechnet ist die Tatsache, dass einige Kitas im Stadtgebiet durch nicht besetzte Erzieherstellen aktuell nicht die vollen Betreuungszeiten anbieten können und teilweise auch die räumlich zur Verfügung stehenden Plätze nicht komplett ausschöpfen.
Zwei Faktoren geben Grund zur Hoffnung, dass der Kitaplatzausbau in den kommenden Jahren endlich an Fahrt aufnimmt: Neben den vollendeten Neubauten sind mehrere Bauprojekte in unterschiedlich weit fortgeschrittenen Stufen auf dem Weg (siehe unten). Und: Für die Folgejahre wird ein relativ gleichbleibendes Niveau der Bevölkerungsanzahl in den relevanten Altersgruppen vorausberechnet. Der Bedarf sollte also nicht wesentlich steigen. Die kritische Größe bleibt damit der Fachkräftemangel.
Der aktuelle Stand bei laufenden Kita-Bauprojekte
Bodestraße Der Rückbau des Altbaus durch die Gebäudewirtschaft ist abgeschlossen. Investorin für den Neubau ist die Wohnungsgesellschaft Leverkusen GmbH (WGL). Es handelt sich um einen Neubau mit maximal sechs Gruppen und insgesamt maximal 120 Plätzen.
Geschwister-Scholl-Straße Die CC Coeln Consult GmbH (vormals SPC Schneider Projekt Consult) agiert als Investorin. Es ist ein Neubau geplant, der maximal acht Gruppen mit insgesamt maximal 120 Plätzen umfassen wird.
Eifelstraße/Von-Ketteler-Straße Hier ist der Neubau einer Kita für maximal vier Gruppen und insgesamt maximal 80 Plätzen geplant. Als Investorin ist hier die Paeschke GmbH tätig.
Nbso – südl. Henkelmännchen Platz Das Bebauungsplanverfahren ist mit dem Satzungsbeschluss vom 25. September 2023 abgeschlossen. Als Investorin agiert hier die WGL, die einen Neubau für maximal acht Gruppen und insgesamt maximal 160 Plätzen erschaffen wird.
Manfort – IPL- Kita Das Bebauungsplanverfahren läuft. Parallel hierzu hat der Investor den Bauantrag im Oktober eingereicht. Der Neubau wird maximal sechs Gruppen mit insgesamt maximal 110 Plätzen aufnehmen können und von Colonia Kids realisiert.
Gutenbergstraße Das Bebauungsplanverfahren läuft. Die WGL tritt hier als Investorin auf und wird den Neubau für maximal sechs Gruppen mit insgesamt maximal 120 Plätzen errichten.
Bohofsweg Das Bebauungsplanverfahren ist bereits eingeleitet. Der Beschluss zur öffentlichen Auslegung ist für 2024 vorgesehen. Der Satzungsbeschluss ist für 2025 vorgesehen. Geplant ist ein Neubau für maximal acht Gruppen mit insgesamt maximal 160 Plätzen.