290 Tonnen mehr AbfallDrastische Zunahme bei wildem Müll in Leverkusen
Leverkusen – Lockdown, Homeoffice und Kurzarbeit: Coronabedingt haben die Leverkusenerinnen und Leverkusener in den vergangenen anderthalb Jahr viel mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht. Da stellt sich die Frage: Produzieren wir auch mehr Müll, wenn wir deutlich häufiger zu Hause sind?
Im Jahr 2020 produzierten Leverkusener Haushalte laut Angaben der Revea rund 4272 Tonnen Verpackungsmüll und somit etwa 290 Tonnen mehr als im Jahr zuvor. Wolfgang Gularek, Dispositionsmitarbeiter bei Revea, vermutet: „Die Steigerung im Jahr 2020 lässt sich auf den Lockdown zurückführen. Sehr viele Bürger haben sich ins Homeoffice begeben.“ Wenn das Mittagessen in der Kantine wegfällt, muss der Einkauf an Lebensmitteln eben größer werden und mit ihm die Menge an Verpackungsmüll. Dasselbe gilt für das Bestellen von Essen.
Die Zahlen
Die Gesamtmenge des Mülls in Leverkusen ist von 2019 auf 2020 um 3,6 Prozent gestiegen von 80 711 auf 83 634 Tonnen.
231 000 Tonnen Müll werden in Leverkusen jährlich verbrannt und für Fernwärme genutzt. 60 000 Tonnen Rostasche fallen dabei an.
Die Müllmenge in Kilogramm pro Einwohner stieg um 17,3 Prozent, von 493 auf 510,3 Kilo.
Trotz Online-Bestell-Boom kein Anstieg an Papiermüll
Anders als es der Online-Bestell-Boom vermuten lässt, nahm die Menge an entsorgtem Papiermüll 2020 im Vergleich zu 2019 nicht zu. Laut Zahlen der Avea verringerte sie sich sogar um etwa 700 Tonnen Gewicht auf 9314 Tonnen. Und das, obwohl die Avea in der Pandemie sogar zwischenzeitlich zusätzliche Annahmemöglichkeiten für Papiermüll geschaffen hatte.
Eine mögliche Erklärung ist, dass Kartonage, die beim Versand von Artikeln genutzt wird, kein hohes Eigengewicht und demnach keine große Auswirkung auf das Gewicht des Papiermülls hat. Eine weitere Vermutung lautet, dass verstärkt nur ordnungsgemäß in Containern entsorgtes Altpapier von den Müllfahrzeugen der Stadt mitgenommen wurde. Was liegen blieb, könnte möglicherweise anders entsorgt worden sein – oder noch in den Haushalten rumstehen.
Auch Restmüll wurde von Leverkusener Haushalten im Corona-Jahr 2020 nicht deutlich mehr produziert. Die Menge stieg lediglich um etwa 1,3 Tonnen von knapp 33 000 auf mehr als 34 000 Tonnen.
Menge an wilden Müll hat sich beinahe verdoppelt
Eins zeigen die Zahlen aber deutlich: Vor allem die Menge an wildem Müll nahm drastisch zu. 2019 wurden etwa 418 Tonnen Müll illegal entsorgt. Im Jahr darauf waren es schon 714 Tonnen. Die Zahlen vom ersten Halbjahr dieses Jahres (317 Tonnen) lassen ebenfalls einen weiteren Anstieg erwarten. Ludger Bongartz, Mitarbeiter im Bereich Abfallwirtschaft und Logistik bei Avea, berichtet: „Es handelt sich dabei vermehrt um illegal entsorgte Müllsäcke und weniger um Sperrmüll.“
Auch Adam Marek, Quartiershausmeister in Manfort, bestätigt einen enormen Anstieg an wildem Müll. Zuständig ist der Angestellte beim Diakonischen Werk Leverkusen für die Sicherheit und Sauberkeit in Manfort. Er sagt: „Ich räume heute auf und am nächsten Tag kann ich nochmal ganz von vorne anfangen. Der Müll auf den Straßen wird immer mehr.“ Marek berichtet: „Nach der Flutkatastrophe ist nun oft auch unklar, ob Sperrmüll zur Abholung angemeldet oder einfach illegal entsorgt wurde.“ Immer häufiger muss er Mitarbeiter der Avea kontaktieren, um auf liegen gebliebenen Müll hinzuweisen. An der Scharnhorststraße in Manfort, an der sich die GGS Regenbogenschule und GHS Theodor-Wuppermann-Schule befinden, beobachtet er darüber hinaus, dass viele Masken am Wegrand entsorgt werden. Diese räumt er dann weg. „Mülltrennung und -entsorgung sollten mehr im Schulunterricht thematisiert werden“, schlägt Marek vor.
Ein weiteres Problem stellen seiner Meinung nach die überfüllten Kleidercontainer dar. Vermehrt informiert der Quartiershausmeister die Avea über die Problematik. Sauber gemacht werde laut Marek dann nur neben den Containern, das Problem mit den überfüllten Containern bleibt.
Speermüllmenge ist unverändert
Auch wenn viele in Pandemiezeiten ausgemistet haben, hat sich der neue Aufräumwahn nicht auf Möbel und anderes Sperrgut übertragen. Vergleicht man die Sperrmüllmenge in den Jahren 2019 und 2020, blieb die Menge etwa gleich.