Altkleidung darf laut einer neuen EU-Richtlinie nicht mehr in den Restmüll. Doch was ist mit zerschlissener, unbrauchbarer Kleidung?
Dreckige AltkleidungLeverkusener Avea stellt verwirrende EU-Richtline klar
Die Verunsicherung ist groß: „Es rufen Menschen bei uns an, die fragen, ob es Strafen dafür gibt, wenn man Altkleider in die Restmülltonne schmeißt“, sagt Anika Hagt, die bei der Avea als Pressesprecherin arbeitet. Hintergrund ist die sogenannte Getrenntsammlungspflicht, eine zum 1. Januar in Kraft getretene EU-Richtlinie. Sie besagt, dass Altkleidung getrennt von Restmüll entsorgt werden muss. Ziel ist es, mehr alte Kleidung oder zumindest mehr Material zu recyceln.
In Deutschland ist das Sammeln von alter, aber noch gut erhaltener Kleidung über Kleidercontainer oder Sammelaktionen weit verbreitet, seit Jahren immer beliebter sind auch Secondhand-Geschäfte und Sozialkaufhäuser. Die deutsche Kleiderstiftung, die selber Kleidung sammelt und weitergibt, spricht von einer Erfassungsquote von circa 64 Prozent in Deutschland. Das System sei „etabliert“.
Leverkusen: Sammelsystem wird gut angenommen
Auch Anika Hagt von der Avea spricht davon, dass das Sammelsystem gut angenommen werde in Leverkusen. Die Avea verfügt über knapp 200 Stellen, an denen man seine Kleidung abgeben, beziehungsweise einwerfen kann. Sie weist darauf hin, dass es Länder gebe, in denen die Sammelquote nicht so gut sei wie in Deutschland, auf die die Richtlinie eher abziele.
Hagt sagt ganz klar: „Verunreinigte Kleidung soll bitte weiterhin im Restmüll entsorgt werden.“ Es gebe weder Kontrollen noch Strafen, wenn Altkleidung doch in der Tonne lande. Hintergrund ist die Befürchtung, dass dreckige und verunreinigte Kleidung die noch gute, recycelbare Kleidung „kontaminiert“. Im schlimmsten Fall führe das dazu, dass auch noch gut erhaltene Kleidung verbrannt werden müsse, erklärt Hagt.
Abfallverbände in Leverkusen und im Bergischen sammeln über Container
Der Bergische Abfallverband erklärt ebenfalls: „Nur saubere sowie unbeschädigte Textilien und Schuhe“ sollten in die Depotcontainer gegeben werden, stark zerschlissene, verschmutzte oder kontaminierte Textilien sowie Putzlappen, Stoff- und Wollreste sollten weiterhin über den Restmüll entsorgt werden.
Insgesamt 465 Containern stünden den Bürgerinnen und Bürgern im Gebiet des Bergischen Abfallverbands (der unter anderem für Burscheid und Leichlingen zuständig ist) zur Verfügung, heißt es. Rund 1500 Tonnen Kleidung seien im letzten Jahr gesammelt worden. „Die Verpflichtung zur getrennten Sammlung wird somit bereits erfüllt“, schreibt der Verband.
In Leverkusen sind vergangenes Jahr knapp 967 Tonnen Altkleidung gesammelt worden, schreibt die Avea. Etwas weniger als noch vor wenigen Jahren (2016: 1105 Tonnen, 2020: 1012 Tonnen). Ob der Trend zu Secondhand bereits Auswirkungen zeigt? Die Avea ist natürlich auch nicht die einzige Organisation in Leverkusen, die Altkleidung sammelt, auch das Deutsche Rote Kreuz beispielsweise besitzt Container.
Bei der Avea wird die alte Kleidung nach Bremen zu einem Verwerter gebracht. Dort werde nach Qualitäten sortiert, heißt es bei der Avea. Nur ein kleiner Teil der Kleidung behält seine Form und wird tatsächlich als Hose oder Jacke weitergegeben. Beim Großteil der Kleidung würde das Material oder die Fasern recycelt. Von Bremen aus geht es weiter, unter anderem bei einem Verwerter in den Niederlanden werde nochmal sortiert. Viel von der Altkleidung beziehungsweise des Stoffs und der Fasern, aus denen die ursprüngliche Kleidung mal bestand, gehe nach Afrika oder Osteuropa, erklärt Anika Hagt.