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Dunja Evers im Kunstverein LeverkusenWunsch nach Veränderung ist in jeder Arbeit zu sehen

Lesezeit 3 Minuten
Ausstellung „Fermenting John Wayne“ von Dunja Evers im Kunstverein Leverkusen in den Remisen des Schlosses Morsbroich.

Dunja Evers hat die meisten Exponate von „Fermenting John Wayne“ eigens für den Kunstverein hergestellt.

In der Galerie des Kunstvereins Leverkusen gastiert die kuriose Ausstellung „Fermenting John Wayne“ von Dunja Evers.

Wer dieser Tage den Kunstverein betritt und einen ersten Blick in die Ausstellung „Fermenting John Wayne“ riskiert, der wird gleichzeitig irritiert wie amüsiert sein. Denn abseits der großformatigen Bilder an der Wand erweckt die Galerie in den Remisen des Schlosses nun, wo sie von der Künstlerin Dunja Evers bespielt wird, vor allem den Eindruck eines Labors, in das zusätzlich auch noch ein Urnengrab integriert wurde.

Da stehen große Gläser, in denen Flüssigkeiten schimmern und vor denen die Namen von Helden des Hollywood-Kinos notiert sind: George Clooney, John Wayne, Jason Statham, Charles Bronson, Marilyn Monroe, Audrey Hepburn. Jeder und jede einzelne von ihnen wird hier aktuell fermentiert. Ein zweifelsohne einzigartiges Kunstprojekt.

Leverkusener Künstlerin mit Liebe zum Film

Dunja Evers hat es für sich entdeckt, weil sie neben ihrer Tätigkeit in der bildenden Kunst auch eine passionierte Filmliebhaberin ist und es faszinierend findet, wenn Dinge nicht einfach vergehen, sondern transformiert werden, also aus einem Zustand des, wörtlich, Da-Seins in einen anderen übergehen. Um dieses Prozedere auf ihre Kunst zu übertragen, nimmt sie Filmrollen von Hollywood-Blockbustern wie „The American“ oder „The Cooler“, legt diese in eine mit probiotischen Bakterien und Pilzen versetzte Flüssigkeit ein – und lässt die Bakterien ihre natürliche Arbeit des Zersetzens tun.

Nach ein paar Wochen lösen sich die Filmrollen nach und nach auf, die Bilder der darauf abgelichteten Szenen sind nur noch in Bruchstücken zu erkennen, die Flüssigkeit nimmt die Farbe der Streifen auf. Und am Ende füllt sie die Flüssigkeit in entsprechend etikettierte Fläschchen ab, scannt die übrig gebliebenen Filmstreifen – und macht aus ihnen ihre großformatigen Bilder, die wie Collagen aus abstrakten Formen mit hier und da aufblitzenden Filmszenen wirken.

Ausstellung „Fermenting John Wayne“ von Dunja Evers im Kunstverein Leverkusen in den Remisen des Schlosses Morsbroich.

In diesem Glas wird die Filmrolle von „The Cooler“ mit Alec Baldwin fermentiert. Begonnen hat der Prozess am 4. November.

Zugrunde liegt dieser Arbeitsweise – zu der auch Bilder von Hollywoodstars gehören, die sie mit Salzkristallen überzieht – der Wunsch Dunja Evers’, die in den Filmen vermittelten Bilder und Werte zu hinterfragen, und die Frage nach der Verbindung von Natur und Kultur. In einer immer weiter aus den Fugen geratenden Welt nämlich müsse der Gegensatz zwischen diesen beiden Begriffen aufgelöst werden.

Alles gehöre zusammen. Gegensätze seien obsolet. Interessant ist zudem die Tatsache, dass die Künstlerin mit dieser Art der Arbeit erst im vergangenen Sommer begonnen hat und sie somit in Leverkusen zum ersten Mal überhaupt ausstellt. Viele der Fermentationsgläser hat sie sogar erst hier, in den Schloss-Remisen, aufgestellt und gefüllt.

Ausstellung „Fermenting John Wayne“ von Dunja Evers im Kunstverein Leverkusen in den Remisen des Schlosses Morsbroich.

George Clooney im Glas: Eine der Arbeiten von Dunja Evers im Kunstverein.

Am wichtigsten ist jedoch: Mit ihrem auf künstlerische Art und Weise dargestellten Wunsch nach einer Transformation der Dinge, nach einer Neu-Ausrichtung des Denkens über Werte im übertragenen Sinne, liefert Dunja Evers einen hoch aktuellen Beitrag zum Diskurs darüber, welche gesellschaftlichen Bilder und Klischees in der (Film-)Kunst seit mitunter Jahrzehnten vermittelt werden und wie diese zu überdenken sind. Bestes Beispiel ist übrigens der bei ihr ja ebenfalls – und nicht zuletzt laut Ausstellungstitel – fermentierte John Wayne: Vor allem in den vergangenen Jahren wurde mehr und mehr offenbar, dass das Idol von Generationen von Filmfans zu Lebzeiten ein knallharter Rassist und somit alles andere als ein Menschenfreund gewesen war.

„Fermenting John Wayne“ wird am Freitag, 10. November, um 19.30 Uhr eröffnet und ist bis zum 14. Januar in der Galerie des Kunstvereins zu sehen (ab dem 11.12. nur nach Vereinbarung unter der Rufnummer 0160/5 53 22 25).