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Edelrather KirmesGroße Enttäuschung nach Abbruch vom Seifenkistenrennen

Lesezeit 3 Minuten

Bei der Anmeldung war man noch guter Dinge. Die letzten Kisten wurden vom TÜV Prüfer Heiko Hecker begutachtet.

Leverkusen – 40 bunt verzierte Wagen, die bei maximalem Tempo mit bis zu 60 Kilometern pro Stunde den Hügel in Edelrath herabbrettern, 5000 jubelnde Zuschauer – so hätte das 15. Leverkusener Seifenkistenrennen am Samstag eigentlich aussehen sollen. Aber das Wetter machte den Veranstaltern des Sportparks Leverkusen und der „Gesellschaft Erholung“ einen gehörigen Strich durch die Rechnung: Das Rennen musste wegen Regens abgesagt werden.Viele Seifenkisten haben ob ihrer dünnen Räder nicht die Bodenhaftung eines normalen Autoreifens und verfügen nur über so genannte Stempelbremsen.

Kurz nach der Absage des Rennens wurde auch schon die Startrampe am Ortseingang von Edelrath demontiert.

Das bedeutet: Beim Bremsen wird ein Stempel auf die Fahrbahn gedrückt, um die Fahrtgeschwindigkeit zu mindern. Wenn die Straße nass ist, funktioniert dieses System jedoch nicht. Zudem können die Fahrer nicht mehr gut lenken. In Edelrath versuchten die Organisatoren zwar, die Strecke mit Gasbrennern zu trocknen. Dann aber kam der nächste Schauer – und auch dieser Plan musste aufgegeben werden. Das Veranstalterteam musste die Rennen also schweren Herzens aus Sicherheitsgründen abblasen.

Aus einem Jux heraus

Die Enttäuschung war entsprechend groß. Auch weil das diesjährige Rennen ja ein kleines Jubiläum gewesen wäre: Der erste Seifenkistencup fand vor 15 Jahren statt und war damals eher als Witz gedacht, auch wenn eine aktuelle Ausstellung des Sportparks Leverkusen zeigt, dass die Bürger nach dem Zweiten Weltkrieg durchaus häufiger solche Rennen veranstaltet hatten. Das Rennfahren mit Seifenkisten war schon damals ein Sport, der sich mit wenigen Materialien betreiben ließ und zu dem man nicht viel mehr als eine abschüssige Straße benötigte – genau die richtige Unterhaltung also in kargen Zeiten. Entsprechend wollten die Mitglieder der „Gesellschaft Erholung“ in Leverkusen 2014 gemeinsam mit den Vertretern des Sportparks eine Art einmalige historische Erinnerung ins Leben rufen.

Der Versuch, die Strecke im Bereich der Kurve mit Gasbrennern zu trocknen, glückte – jedoch folgte sogleich der nächste Schauer.

„Aber dann hat das Ganze einfach so viel Spaß gemacht, dass wir es im Jahr danach wieder machen wollten – und dann wieder und wieder. Das Rennen machen wir hier ist einfach for fun» und es macht große Freude, die kreativ gestalteten Seifenkisten zu beobachten, die die Leute hier jedes Jahr mitbringen“, erklärte Tim Feister, stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft Erholung. Ob es ein Rennen im nächsten Jahr geben solle, stehe aber noch nicht fest.

Für viele Teilnehmer ist das Seifenkistenrennen viel mehr als eine einmalige Sonntagsveranstaltung. „Für mich ist der Sport auch irgendwo Familie. Man bastelt zusammen an den Kisten, fährt gemeinsam zu den Events, übt zusammen – dabei entstehen Freundschaften und man erlebt eigentlich immer etwas Außergewöhnliches“, erklärte Linda Lorenz, Jugendbetreuerin des Seifenkistensportvereins Flotte Kisten Overath.Trost fanden die Enttäuschten auf der Edelrather Kirmes, die jedes Jahr direkt daneben stattfindet, ebenfalls organisiert von der Gesellschaft Erholung. „Wir möchten damit „die Gemeinschaft stärken und die Verbindung zwischen den Dörfern erhalten“, wie Vereinsmitglied Patrick Requard erklärte. Mit diesem Konzept konnten sie einigen Seifenkisten-Begeisterten dann doch noch den Tag retten.