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In Leverkusener SiedlungFamilie hängt Israel-Flagge auf – nach fünf Tagen waren acht Reifen zerstochen

Lesezeit 3 Minuten
Möglicherweise besteht ein Zusammenhang: Acht Reifen wurden an einem Auto und an einem Wohnwagen zerstochen, nachdem eine Familie eine Israel-Flagge in den Vorgarten gestellt hatte. Foto: Ralf Krieger

Möglicherweise besteht ein Zusammenhang: Acht Reifen wurden an einem Auto mit Wohnwagen zerstochen, nachdem eine Familie eine Israel-Flagge in den Vorgarten gestellt hatte.

Eine Familie in Wiesdorf hatte eine Israel-Flagge aufgehängt. Wenige Tage später waren acht Reifen an ihrem Wohnwagengespann zerstochen.

Dass ein direkter Zusammenhang besteht, ist noch nicht bewiesen, aber eine zeitliche Nähe ist kaum zu bestreiten. Wenige Tage lang flatterte im Vorgarten der Familie F. aus Wiesdorf eine Israelflagge, bis in einer Nacht- und Nebelaktion unbekannte Täter acht Reifen an Auto und Wohnwagen zerstachen. Auch wegen des möglichen Zusammenhangs mit der Flagge ermittelt die Polizei.

Die Geschädigte legt Wert darauf, dass ihr voller Name nicht genannt wird. Wohnwagenreifen sind etwas teurer, deshalb werde man mit 800 Euro für neue Reifen bestimmt nicht hinkommen, sagt Simone F. Schwer wiege, dass die Tochter jetzt Angst bekommen habe. Die zweite Tochter der Familie, Myrna, kam am 11. Oktober 2019 ums Leben, als ein aus der Tankstelle ausfahrender Lkw sie auf der Elisabeth-Langgässer-Straße erfasste. Die Familie nutzt den Wohnwagen seit Jahren regelmäßig für Fahrten an die Nordsee; früher zu viert, jetzt zu dritt. Seit ungefähr einem Jahr stehe das Gespann im öffentlichen Raum, sagt Simone F.

Eine Flagge für die Meinungsfreiheit

Die Idee, eine blau-weiße Israel-Flagge mit Davidstern im Vorgarten aufzuhängen, war den Eheleuten gekommen, „um ein Statement zu setzen“, sagt Frau F. Eine besondere Beziehung zu Israel habe sie nicht, aber wohl zu Fragen der Meinungsfreiheit. Am 12. November, am Sonntag vor einer Woche, habe ihr Mann eine dünne Fahnenstange aus Metallrohren improvisiert.

Möglicherweise besteht ein Zusammenhang: Acht Reifen wurden an einem Auto und an einem Wohnwagen zerstochen, nachdem eine Familie eine Israel-Flagge in den Vorgarten gestellt hatte. Foto: Ralf Krieger

Die Flagge im Vorgarten

Mit Kabelbindern befestigte er die Flagge an der Stange. Sie steht gut sichtbar in dem Vorgarten hinter einer Mauer. Das Auto und der Wohnwagen stehen auf der Straße in der Nähe des Hauses. „Wir haben damit gerechnet, dass das irgendwelche Reaktionen hervorrufen würde“, sagt Simone F., „Fakt ist: Das ist ein gezielter Angriff gewesen.“ Sie ist Rechtsanwältin und weigert sich, hinzunehmen, dass ihr die Straftäter diese Meinungsäußerung verbieten wollen. Simone F.: „Man soll einfach abgehalten werden, seine Meinung kund zu tun.“

Kommen mehrere Motive zusammen?

Die Sache könnte aber komplizierter sein. Bevor bei Familie F. die blau-weiße Flagge mit dem Davidstern im Garten stand, gab es in der Nachbarschaft Ärger um den auf der Straße abgestellten Pkw und Caravan. Unter anderem, weil der große Wohnwagen Nachbarn optisch störe, sagt Frau F. Dieser Zwist, jetzt die Flagge: vielleicht kämen da auch zwei Sachen zusammen, sagt Frau F. Besonderen Parkdruck gebe es in der Siedlung nicht.

Das bestätigt auch ein Nachbar. Die Elisabeth-Langgässer-Straße in der Nähe der Tankstelle sei zu einem beliebten Parkplatz für Fahrgemeinschaften und Gewerbetreibende geworden, manchmal parkten große Lkw in der Straße, „wie auf einem Autobahnparkplatz“, sagt der Nachbar. Also ist dort viel Verkehr. Aber: So ganz ohne Insiderwissen lässt sich der Wohnwagen samt Pkw nicht 100-prozentig der Familie F. zuordnen, denn wer weiß schon, ob das Auto an der Grundstücksmauer auch zu dem Haus dahinter gehört? Es musste also jemand entweder gewusst haben, welches Auto und Anhänger zum Haus mit der Flagge gehören, oder jemand hat das erst recherchiert und dann die Reifen zerstochen.

Ein Polizeisprecher sagte auf Anfrage, dass man in alle Richtungen wegen Sachbeschädigung ermittele. Eindeutig zwingende Hinweise auf ein politisches Motiv gebe es derzeit nicht, sagte er, schloss das aber nicht aus. Die Polizei bittet Zeugen, sich zu melden (0221-229-0).