Das diesjährige „Start“-Festival der Bayer-Kultur ist beendet. Die Verantwortlichen ziehen Bilanz und geben einen Ausblick auf 2024.
Fazit„Start“-Festival schenkt Leverkusen Exklusivität – Erste Künstler für 2024 bekannt
Christoph Böhmke ist sie anzusehen, die Zufriedenheit damit, wie das „Start“-Festival der Bayer-Kultur in diesem Jahr gelaufen ist. Es war bereits die dritte Ausgabe dieses siebenwöchigen Konzertreigens in Leverkusen und, vereinzelt, an anderen Bayer-Standorten wie Berlin, Wuppertal und Leipzig. Und das allein ist schon ein Erfolg.
Es hätte ja schließlich auch schiefgehen können – gerade wenn man bedenkt, dass dieses Festivalformat den zuvor über Jahrzehnte praktizierten und beliebten Saison-Betrieb, und mit ihm die traditionellen Sparten des Schauspiels und der Oper, abgelöst hatte. Was einigen Kulturbegeisterten in Leverkusen und Umgebung bis heute sauer aufstößt.
Soll heißen: Drei Jahre wollen unter diesen schwierigen Voraussetzungen, zu denen noch die Pandemie kam, erstmal geschafft werden. „Unser Festival ist jetzt nach rheinischer Lesart Brauchtum“, sagt denn auch Bayer-Kultur-Chef Thomas Helfrich und lacht zwar, gleichzeitig sind Ernst und Stolz herauszuhören.
Warum es sich so gut entwickelte und in den vergangenen Wochen insgeamt gut 10.000 Menschen zu den verschiedenen Aufführungen kamen, führt Böhmke auf die Exklusivität des Festivals zurück: Es würden Dinge miteinander verquickt, die anderswo nicht verquickt würden. Es würde Crossover im klassischen Sinne betrieben. Es würden Grenzen im künstlerischen wie im geografischen Sinne überschritten und ignoriert, um Güte zu garantieren.
Lokale Orchester oder Ensembles wie die Bayer-Philharmoniker unter der Leitung der famosen, ebenfalls von Bayer gefördeten Bar Avni oder das Ensemble „in residence“ L'arte Del Mondo von Werner Erhardt würden mit internationalen Stars wie Fatma Said oder Anthony Ross Costanzo zusammengebracht und brächten exklusive Konzerte auf die Bühne, die es anderswo nicht gebe. Das musikalische Multigenie Uri Caine widmete sich im als Auftrittsort angeschlossenen Scala-Club in Opladen der schweren Musik Richard Wagners auf Streichquartett-Ebene.
Nachwuchs-Künstler und -Künstlerinnen wie der georgische Pianist Giorgi Gigashvili oder die Sängerin Wallis Bird würden sich mittlerweile liebend gerne für Leverkusen als Ort der Förderung und des Konzertierens entscheiden, da „sie wissen, dass sie hier etwas wagen, experimentieren und ausprobieren können“, wie Böhmke sagt. „Mittlerweile“, ergänzt Helfrich, „kommen immer mehr Künstlerinnen und Künstler von sich aus auf uns zu und fragen nach einer Zusammenarbeit.“
Und nur so komme eben auch mal etwas zustande wie der gemeinsame Auftritt der von der Bayer-Kultur geförderten Trompeterin und experimentellen Musikerin Rike Huy und dem diesjährigen Oscar-Gewinner Hauschka, der durch seine Filmmusik zu „Im Westen nichts Neues“ international plötzlich zum Superstar wurde.
Auch wenn dieser Auftritt in Leipzig über die Bühne ging: Das „Start“-Festival bringe Menschen zusammen in ihrer Kreativität und schnappe mittlerweile, so Böhmke, auch mal einer renommierten Einrichtung wie der Hamburger Elbphilharmonie Premieren und Gastspiele weg.
Nun, wo das Festival 2023 vorüber sei, liefen auch schon die Planungen für 2024. Das Programm steht zwar noch nicht. Erst im Oktober wird es so weit sein. Dann soll auch der Kartenvorverkauf beginnen. Indes: Schon jetzt gibt es erste Namen zu melden – unter anderem wird die Sängerin, Tänzerin und Musicaldarstellerin Ute Lemper nach Leverkusen kommen. Oder die junge Singer-Songwriterin Mary Komasa.
Hinzu kommt der aus Leverkusen stammende, mittlerweile international gefeierte Tänzer Philippe Kratz, der in seiner Heimat erstmals ein eigenes, abendfüllendes Stück als Choreograf präsentieren soll. Nicht zuletzt soll das „Start“-Festival im kommenden Jahr etwas länger dauern – acht statt sieben Wochen. Von Mitte April bis Mitte Juni. Und dass ein Festival länger wird, ist immer ein gutes Zeichen.