Der Prozess aus dem Frühjahr, in dem der Bayer-04-Profi als Erpressungsopfer auftrat, hat Fragen offen gelassen.
Nach Prozess in LeverkusenGegen Jonathan Tah und seine Freunde wird ermittelt
Der Mann, der sich als großer Förderer von Fußballnationalspieler Jonathan Tah versteht, Ende Juni aber vom Amtsgericht Opladen wegen Erpressung des Profis zu 20 Monaten Haft verurteilt wurde, frohlockt: Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt – diesmal in die andere Richtung. Im Fokus steht indes weniger Jonathan Tah als seine Freunde.
In dem ausufernden Prozess war immer wieder die Rede von einer Begegnung vor rund sieben Jahren gewesen. Unter der Stelze, also unweit des Trainingsgeländes von Bayer 04. Dorthin hatte Tah, so seine Darstellung, seinen früheren Kumpel gelotst, nachdem dieser angekündigt hatte, er käme jetzt nach Leverkusen „aufräumen“. Tah sah das – offenbar zutreffend – als Drohung an. Umso mehr, als Gerardo D. (Name geändert) zuvor Geld von dem Profi gefordert und bekommen hatte. Nach Meinung des Verurteilten steht ihm Unterstützung zu: Schließlich habe er dem ehemaligen HSV-Jugendspieler den Karriereweg geebnet und ihn durchgehend tatkräftig unterstützt. Tah sieht das völlig anders.
War es gefährliche Körperverletzung?
Weil er Angst vor dem Zusammentreffen mit Gerardo D. hatte, habe er zwei Kumpels alarmiert, die wiederum zwei weitere Leute mitbrachten. So hatte Tah die Konfrontation auf dem Parkplatz unter der Stelze im Prozess geschildert. Ein Tah-Freund räumte ein, dem Kontrahenten ein paar Ohrfeigen verpasst zu haben. Gerardo D. sprach dagegen von ernsthaften Blessuren – für ihn und seinen Anwalt war das gefährliche Körperverletzung. Die verjährt nicht nach fünf Jahren.
Das motiviert die Kölner Staatsanwaltschaft jetzt dazu, die Angelegenheit noch einmal zu untersuchen. „Es wird Ihnen mitgeteilt, dass die Ermittlungen wieder aufgenommen worden sind“, heißt es einem Brief an den verurteilten Erpresser Gerardo D., der dem „Leverkusener Anzeiger“ vorliegt. Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer, Sprecher der Behörde, bestätigte das am Dienstag auf Anfrage.
Für Jonathan Tah, dessen Karriere in der Nationalmannschaft gerade wieder Fahrt aufnimmt, droht die Erpressungsgeschichte zu einer unendlichen zu werden.