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Sehnsucht nach dem VaterlandHeinrich Heines Exil-Werke als musikalisch-literarischer Abend im Forum

Lesezeit 2 Minuten
Zwei Personen auf der Bühne

Lesung und musikalische Darbietung auf der Studiobühne im Forum beim Liederabend „Exil“

Das Forum erweckt im Studio Heinrich Heines Exil durch Musik und Lesungen zum Leben und hebt die zeitlose Relevanz seines Schaffens hervor.

„Exil. Ein Liederabend mit Heinrich Heine“ bietet eine eindrucksvolle Auseinandersetzung mit dem Schaffen des berühmten Schriftstellers und Dichters im Kontext seines Exils. Dafür werden musikalische Interpretationen seiner vertonten Gedichte mit Lesungen ohne Mikrofon kombiniert – was die emotionale Tiefe seines Werks hervorheben.

Heine, 1797 in Düsseldorf geboren, sieht sich aufgrund seiner jüdischen Herkunft und politischen Überzeugungen zunehmenden Anfeindungen im Deutschen Bund ausgesetzt. 1831 entscheidet er sich so für das Exil in Paris, wo er bis zu seinem Tod lebt. In Frankreich findet Heine die intellektuelle Freiheit, die ihm in Deutschland verwehrt blieb, doch bleibt die Sehnsucht nach seiner Heimat ein zentrales Thema seines Schaffens. „Ich hatte einst ein schönes Vaterland“, hallt es zu Beginn aus dem Off.

Musikalische Interpretation von Heines Lyrik im Forum Leverkusen

Seine Werke reflektieren die Zerrissenheit zwischen der Liebe zu Deutschland und der Entfremdung durch politische und gesellschaftliche Umstände. Diese Ambivalenz prägt seine Lyrik und Prosa. Der Abend bringt eine Auswahl von Heines Gedichten in Vertonungen renommierter Komponisten des 19. Jahrhunderts: Franz Schubert, Robert Schumann und Fanny Hensel schaffen Lieder, die Heines Texte in musikalische Ausdrucksformen übersetzen.

Schuberts Vertonung von „Ihr Bild“ etwa fängt die melancholische Sehnsucht des lyrischen Ichs ein, während Schumanns „Dichterliebe“ die Höhen und Tiefen romantischer Gefühle widerspiegelt. Fanny Hensels Beitrag zur Liedkunst, oft im Schatten ihres Bruders Felix Mendelssohn Bartholdy stehend, zeichnet sich durch eine feinsinnige Verbindung von Text und Musik aus. Die Auswahl wird ergänzt durch Werke von Peter I. Tschaikowski und dem zeitgenössischen Komponisten Manfred Trojahn, die Heines Texte in ihren eigenen musikalischen Stil übersetzen und so die zeitlose Relevanz seiner Dichtung unterstreichen.

Heinrich Heines Geist in Leverkusen

Der Tenor Cornel Frey von der Deutschen Oper am Rhein interpretiert die Lieder mit großer Ausdruckskraft und Sensibilität. Einzig und allein am Flügel begleitet ihn Laura Brannath, die mit ihrem Spiel die Stimmungen der einzelnen Stücke unterstreicht und den Gesang harmonisch ergänzt. Die Leserin Rosa Enskat bringt durch ihre Rezitationen eine weitere Dimension in den Abend ein. Mit ihrer facettenreichen Stimme und präzisen Interpretation lässt sie Heines Worte lebendig werden und schafft so eine Brücke zwischen Musik und Literatur. Heinrich Heines Themen wie Heimatverlust, Identität und gesellschaftliche Ausgrenzung erhalten in diesen Zeiten einen aktuellen Bezug. Ein gelungener Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart – kurz vor der nächsten Bundestagswahl.