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Hilfsaktion „Kleiner Goldfisch“Studentinnen bereiten Kinder auf das Leben vor

Lesezeit 4 Minuten

Das Goldfisch Team mit (von links) Organisations-Gründerin Dana Fischer und den Begleiterinnen Shiona Pauly und Sophia Abtahi.

Leverkusen – Shiona Pauly geht gerne mit ihrem Goldfisch schwimmen. Sophia Abtahi nimmt ihren gerne mit auf Waldspaziergänge. Die beiden jungen Frauen sind nicht etwa verrückt, sie engagieren sich für Kinder in Leverkusen und Umland. Denn ein Goldfisch ist für sie ein noch kleiner Mensch, der in einem metaphorischen Goldfischglas feststeckt, indem das Leben mitunter trostlos oder einsam sein kann.

Für den kleinen Goldfisch von Sonderpädagogik-Studentin Shiona Pauly ist der Freitag sein Tag für Unternehmungen. Mit dem Auto holt die 23-Jährige ihn von der Schule ab. Fußballspielen und Spazieren gehen stehen meistens auf der Agenda. Doch diesmal hat Shiona Pauly etwas besonderes geplant: Die beiden werden ins Stadion zu einem Spiel von Bayer Leverkusen gehen. Eine Ausnahme, die das Netzwerk Kinderarmut Leverkusen möglich macht. Sonst gibt es „Handgeld“ für Eisessen, Kino oder Schwimmbad. Und die Wünsche der Kinder sind meistens sowieso zurückhaltend. Der neunjährige Goldfisch möchte das nächste Mal nämlich Backen. Aktivität und Gespräch abwechseln, das sei ein guter Weg, den Kindern zu helfen.

Unternehmungen meist am Wochenende

Sophia Abtahi holt ihren siebenjährigen Goldfisch meist am Wochenende ab. Hauptsache bewegen wollen sie sich und dabei Geheimverstecke entdecken. Durch den Wald gehen, Blätter sammeln und sich am liebsten zum Ende hin im Memory-Spiel messen. Dafür gehen die zwei dann in das Büro der Organisation der Goldfische. Aber wie ein Büro sieht es da gar nicht aus: Große Regale randvoll mit Spielen, eine Küche zum Backen und ein Schreibtisch mit Computer und Bastelmaterial sind dort zu finden.

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Es ist so wohnlich, dass Sophia Abtahis kleiner Goldfisch schon dachte, es wäre ihr Zuhause. Nächste Woche wollen die beiden Busfahren üben, das hat der Siebenjährige noch nie gemacht.

Die 20-Jährige macht unter der Woche ein duales Studium in Sozialpädagogik. „Es sind die kleinen Wörter, die pauschalisieren und den Kindern zu schaffen machen“, stellt sie fest. „Immer, alles, jeder“ benutzen die Erwachsenen häufig, gepaart mit Du-Botschaften können sie ein Kind ganz schön entmutigen. Sie wünscht sich, es würde mehr darauf geachtet werden, das Verhalten der Kinder zu kritisieren, nicht ihre Person an sich: „Das nervt, nicht du nervst“.

Einnahmen von Volksbühne werden teilweise gespendet

Hinter der gemeinnützigen Organisation „Der kleine Goldfisch“ steckt die Sozialpädagogin Dana Fischer. Sie ist auch die Spielleiterin des jährlichen Kindermärchens der Volksbühne Bergisch Neukirchen, von dem ein Teil der Einnahmen an ihre Organisation gespendet wird. Mit drei Kindern wieder in ihren Job einzusteigen, der viel Zeit abends und am Wochenende fordert, gestaltete sich schwierig. Gemeinsam mit ihrem Mann entschied sie sich also, sich selbst für Kinder zu engagieren, die nicht so viel zur Verfügung haben. Und das in direkter Beziehung zu ihnen. Denn so viel das Jugendamt und andere Helfer auch arbeiten, sie wenden sich vor allem „dem System“ und den Eltern zu. „Was möchtest du eigentlich?“, fragt Dana Fischer lieber das Kind in Familien, die Probleme zu überwinden haben. Selbstvertrauen und Zuversicht ist für sie der Schlüssel. Die Kinder werden durch häufig auch schwierig vermeidbare Negativ-Rückmeldungen in Schulen und ihrem sozialem Umfeld in Rollen abgestempelt, denen sie irgendwann auch anfangen, gerecht zu werden. „Wir wollen helle Momente heller wirken lassen.“

Acht Begleiter übernehmen zur Zeit Goldfische, die meist von Mitarbeitern des Jugendamts oder Lehrern an Dana Fischer vermittelt werden. Manchmal melden sich auch mutige Familien selbst, wenn Eltern merken, dass sie etwa durch Krankheiten ihren Kindern nicht eine optimale Freizeitgestaltung oder Hilfe bei Hausaufgaben bieten können. Eine Warteliste gibt es auch schon, neue Begleiter werden stets gesucht.

Meist sind es Schüler und Studenten, die für einen Ausgleichslohn mit Goldfischen schwimmen gehen. Nach einem Jahr brauchen die meisten Kinder dann gar keine Hilfe mehr, denn sie werden nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ unterstützt. Wenn sie den Spielplatz um die Ecke, die Hörbücher in der Bücherei oder Ideen zum Malen erst einmal gezeigt bekommen haben, dann können sie das auch zu Hause alleine ausprobieren. Laut Dana Fischer reicht meist eine Person, die den Kindern sagt: „Du schaffst das“.http://www.kleiner-goldfisch.de/