Illegale Böller? Die Raser und Autoposer unter der Stelze sind offenbar kaum zu kontrollieren.
Autoposer und RaserUnter der Leverkusener Stelze ist inzwischen jede Nacht Radau
Entwickelt sich der Parkplatz unter der Stelzenautobahn zu einem regelrechten Treffpunkt der Auto-Poser und Tunerszene? Eine Anwohnerin sagt, dass man das wohl befürchten muss. Sie hatte sich bei der Redaktion gemeldet, um ihrem Ärger Luft zu machen.
Ina Hamm kennt die Gegend sehr genau. Die Küppersteger Siedlung an der Stelze ist ihre Heimat. Ihr Elternhaus steht in Rufweite zur Autobahn; sie sagt, sie lebe gerne dort, inzwischen wohnt sie selbst ziemlich nah dran. Was den Lärm und die Raserei angeht, sitzen sie und ihr Mann Moritz Tamm also quasi in der ersten Reihe.
Unter der Stelzen-Autobahn:Treffen hat es immer gegeben, aber nicht so
Diese Treffen unter der Stelze habe es zwar gegeben, solange sie denken kann. Der große, regengeschützte Platz unter der Autobahn zog schon immer Auto-affines Publikum an, die 680 Meter lange überdachte, fast gerade Strecke ist für die Autoszene interessant. In den vergangenen Jahren habe sich die Situation und das Verhalten der Leute dort aber verändert. Es gebe Korsos, mal langsam, aber manchmal werde eben auch gefährlich gerast. „Unter der Stelze ist eigentlich durchgehend Tempo 30“, sagt Moritz Tamm.
Inzwischen sei dort jede Nacht etwas los, sagt seine Frau Ina Hamm, mal mehr, mal weniger. Sie wirkt etwas bitter: „Traurig genug – wir sind inzwischen fast geneigt, uns auf den Ausbau der Stelze zu freuen.“ Denn dann müssen sich die Poser einen anderen Platz suchen. Zuletzt sei es in den Tagen über Weihnachten und Silvester nicht immer lustig gewesen. „Selbst an Heiligabend hingen da welche rum“, sagt sie. Das Herumstehen stört das Ehepaar aber nicht, sondern vielmehr häufiges Gehupe und die Raserei. Und zuletzt seien die Böller hinzugekommen. Am zweiten Weihnachtstag verständigte eine Anwohnerin die Polizei, nachdem ein offenbar illegaler Böller gezündet worden war: Eine extreme Explosion folgte, die so laut gewesen sei, dass sie sich im Haus erschreckt habe und die Polizei gerufen habe. Sie habe sogar das Kennzeichen des Autos nennen können, aus dem der Böller gezündet worden sei. Das gelegentliche Böllern habe auch nach Silvester nicht ganz aufgehört.
Wenn jemand aus der Nachbarschaft die Polizei rufe, dann sei sie auch schnell vor Ort, sagt Frau Hamm: „Aber es hat wenig Sinn, die können auch nur hier Runden drehen, nach zehn Minuten sind sie weg und der Lärm beginnt wieder.“ Am liebsten wäre es dem Ehepaar, wenn die Polizei Videokameras aufhängen würde. „Das geht in Köln doch auch“, sagt Frau Hamm.
Leverkusen: Den Mc-Donalds-Müll muss ein Stadtmitarbeiter wegräumen
Würden sich die Poser in ihren Autos beobachtet fühlen, würden sie vielleicht auch ihren Mc-Donalds-Müll in einen der Mülleimer werfen und nicht üblicherweise einfach auf den Parkplatz neben das Auto fallen lassen. Eine Begründung für Kameraüberwachung, also einen Eingriff in die Grundrechte, dürfte unter der Stelze schwer zu finden sein, denn der Parkplatz ist öffentlicher Raum, auch wenn er faktisch viel von Bayer 04 genutzt wird. Für den Müll müsse dreimal in der Woche einer von der Stadt kommen und aufräumen, sagt Hamm. Die Autofanatiker seien junge Männer, viele mit Migrationshintergrund, sagt Moritz Tamm. Die Autos: meistens hochpreisig und getunt, vorzugsweise Mercedes und BMW.
Ina Hamm selbst traut sich nicht, mit den Leuten, die sich dort treffen, zu sprechen. Wobei nicht alle furchteinflößend seien. Eine Gruppe Hyundai-Besitzer zum Beispiel habe sich hier nur unterhalten, die hätten wegen der Raser einmal sogar selbst die Polizei gerufen.
Seit langem gibt es Versuche, etwas gegen die Szene zu unternehmen. Den in einer Bezirkssitzung geäußerten Wunsch, die Rennstrecke durch künstliche Unebenheiten unbrauchbar zu machen, lehnt die Verwaltung ab, eine organisierte Raserszene gibt es laut Verwaltung nicht. Ein Schreiben an den Oberbürgermeister sei unbeantwortet geblieben, sagt Ina Hamm.