Seit 1998 führt der Verein junge Leute an die Schauspielerei heran - und feiert nun seinen Erfolg.
Junges TheaterAktionswoche im Leverkusener Künstlerbunker zum 25-jährigen Bestehen
Für das Theater, für das schauspielerische Wirken, interessieren sich viele junge Menschen. Doch wie kann man sie an diese fordernde Tätigkeit heranführen, sie fit machen für die Anforderungen einer Schauspiel-Ausbildung? Vor 25 Jahren gründeten maßgeblich Bernd Vossen, Claudia Sowa und Petra Clemens das Junge Theater Leverkusen, um einen „künstlerischen Orientierungsraum für Theater-interessierte junge Menschen“ anzubieten. Wie erfolgreich das Projekt geworden ist, lässt sich heute an der langen Liste der Ehemaligen auf der Internet-Seite des Vereins absehen, von denen es die meisten ins Schauspielfach geschafft haben.
Was keine Selbstverständlichkeit ist. 17 staatliche Schauspielschulen gibt es in Deutschland, bei denen jeweils 600 bis 800 Bewerbungen im Jahr eingehen, von denen nach gestaffelten Testverfahren es am Ende im Schnitt je zehn Bewerbungen schaffen. „Da sind unsere Leute mit einer ganz guten Quote dabei“, freut sich Claudia Sowa. Fast 100 haben in den vergangenen Jahren die Aufnahmeprüfungen geschafft. Aktuell sind in diesem Jahr vier Nachwuchskräfte aus Leverkusen an den Schauspielschulen in Bern, Zürich, München und Leipzig angenommen worden, drei weitere stehen noch in der Endrunde der Auswahl in Wien.
Mehr Ausbildungsstätte als Theater
„Ein Raum, um sich unter professioneller Anleitung auszuprobieren“, das sollte das Angebot des Jungen Theaters sein, mehr Ausbildungs- und Förderstätte als Theaterensemble mit festem Programm. Mehrfach zog das „JT“ in Opladen um, vom Start in der Grundschule Herzogstraße über die Aula der Gebrüder-Grimm-Schule an der Wiembachallee in den Künstlerbunker an der Karlstraße, dessen angemieteten Teil der Förderverein zumindest mietfrei nutzen kann.
Doch haben gestiegene Kosten bei wegbrechenden Einnahmen auch dem Förderverein unter dem Vorsitz von Michael Schmidt zugesetzt. Erst die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, deren Wirkung bis heute andauert. „Die Menschen kommen erst langsam wieder zurück in die Aufführungen“, berichten Claudia Sowa und Petra Clemens. Dann die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine: steigende Energiekosten, Inflation überhaupt.
Noch kann der Förderverein mit 65 Mitgliedern finanzielle Unterstützung auftreiben und infolge einer guten Vernetzung in der örtlichen Kulturszene mit Kooperationen einiges auffangen. So gibt es gemeinsame Projekte mit dem Museum Morsbroich, dem Scala und dem Kulturausbesserungswerk, dem Kommunalen Kino und dem Matchbox-Theater in Wiesdorf.
Doch werden neue Unterstützer, Helfer in jedwedem Bereich gesucht. Obwohl alle Aktiven ehrenamtlich arbeiten, fehlt es an vielen Enden. „Die gegenseitige Unterstützung klappt hier in Leverkusen wirklich toll“, freut sich nicht nur Petra Clemens, der ihre Arbeit als Dozentin der Kunsthochschule in Köln die ehrenamtliche Arbeit in Opladen ermöglicht. Dennoch werde die Arbeit von Jahr zu Jahr schwerer.
Ob sich in naher Zukunft weitere Mitstreiter für die Schauspiel-Quelle „Junges Theater Leverkusen“ finden werden? Das einwöchige Jubiläumsprogramm vom 29. Juli bis 4. August macht jedenfalls reichlich Werbung dafür.
Das Jubiläumsprogramm
Dem öffentlichen Programm vorgeschaltet ist ein Empfang des Fördervereins am Freitag, 28. Juli, für geladene Gäste. Vor allem Förderer und Kooperationspartner werden sich dazu treffen.
Samstag, 29. Juli, werden kostenlos - aber nach vorheriger Anmeldung - 10 bis 17 Uhr diverse Workshops angeboten wie Entspannungstechnik, Yoga, Kunst, Pantomime und Bewegungstechnik. Um 20 Uhr zeigen Ensemblemitglieder unter dem Titel „Bodytalk“ Ausschnitte aus ihren früheren Aufführungen.
Sonntag, 30. Juli, gibt es ab 12 Uhr eine verkleinerte Version des unter Corona ausgefallenen Straßenfestes in der Karlstraße, in dessen Verlauf um 15 Uhr eine absurd improvisierte Version von Brechts „Dreigroschenoper“ aufgeführt werden soll. Am Abend spielen ab 18 Uhr „Die Spießbürger“ auf.
Montag, 31. Juli, eröffnet um 19 Uhr eine Ausstellung Kunst-Raum-Klinik, wie sie vom Jungen Theater sonst zur Leverkusener Kunstnacht geboten wird. Es werden Bilder gezeigt, es wird live gemalt und es gibt eine Video-Installation.
Dienstag, 1. August, lesen unter dem Titel „Coldplay“ ab 18 Uhr von Ensemble-Mitgliedern wie interessierte Besucher gemeinsam mit verteilten Rollen aus „Heinrich V.“ von William Shakespeare vor. Um 20 Uhr tritt der aus Wipperfürth stammende Lenny Blumberg mit dem Ein-Personen-Stück „lauwarm“ vors Publikum, indem es um die sexuelle Identitätsfindung eines jungen Mannes geht.
Mittwoch, 2. August, startet um 18 Uhr eine Schreibwerkstatt, in der Interessierte unter Anleitung von Katherina Singh Texte verfassen können. Dem folgt eine Lesung der Autorin.
Donnerstag, 3. August, wird es ganz musikalisch im Künstlerbunker. Die „Ladybirds“ und Samson Fischer geben ab 19 Uhr ein Konzert. Außerdem wird ein „Special Guest“ erwartet, dessen Identität noch geheim gehalten wird.
Freitag, 4. August: Um 19 Uhr beginnt die Aufführung des aktuellen Jungen-Theater-Stücks „Auch Deutsche unter den Opfern“, in dem es unter der Regie von Petra Clemens um ein Rechercheprojekt zum Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) geht. Danach beschließt eine Sommer-Party die Jubiläumswoche im Künstlerbunker.