Kommentar zum VillenabbruchWert alter Häuser bemisst sich nicht nur in Geld

Die Villa wurde abgebrochen.
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- In der von-Diergardt-Straße wurde eine mehr als 100 Jahre alte Villa abgerissen.
- Die Menschen in den Städten brauchen solche Ansichten, damit sie sich wohl fühlen können, kommentiert unser Autor.
Leverkusen – Die über 100 Jahre alte Villa war schön. Und die Menschen in den Städten brauchen solche Ansichten, damit sie sich wohl fühlen können. Wie dauerhaft der Verlust einer geliebten Immobilie eine Stadtbevölkerung schmerzen kann, sieht man daran, dass der Abbruch des ersten Leverkusener Rathauses vor mehr als 50 Jahren immer noch betrauert wird.
Keine Immobilie zum Geld verdienen
Das Dilemma: So eine Immobilie wie die alte Villa an der von-Diergardt-Straße wirft nicht übermäßig viel Miete ab und das Haus braucht Zuwendung. Wird ein altes Schätzchen vermietet und nicht selbst bewohnt, kann es zum Klotz am Bein werden.
Privatbesitz mit öffentlicher Wirkung
Häuser wie die alte Villa sind aber für die ganze Umgebung wirksam. Sie können das Lebensgefühl auch derer heben, die nicht darin wohnen und sie erhöhen den Wert einer Straße oder eines Viertels und sind deshalb von öffentlichem Interesse.
Leverkusen hat wenig alte Bausubstanz
In Leverkusen, wo es an identitätsstiftenden Bauten fehlt, muss auf diese Häuser besser aufgepasst werden. Das bislang letzte Mal, dass ein Haus in die Denkmalliste aufgenommen wurde, war vor acht Jahren. Den Anstoß zu einer Eintragung oder zu einer Gestaltungssatzung müssen Bezirkspolitiker oder sogar Bürger per Antrag leisten, wenn eine Verwaltungsspitze in dieser Beziehung eine Egal-Haltung hat.
Ein Trost
Dass an der Stelle demnächst mehr Menschen eine Wohnung haben als bisher, ist ein Argument. Aber konsequenterweise dürfte man dann gar keine neuen Einfamilienhaussiedlungen genehmigen.
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Für die, die dort eine Wohnung finden, hat der Abbruch dennoch etwas gutes. Nur, dass sich am Anblick des neuen Hauses vermutlich niemand mehr das Herz wärmen wird.