Leverkusen bekommt in Wiesdorf, vis-à-vis des Chempark, eine Gastankstelle – aber nur für Lastwagen. Sie soll vollautomatisch betrieben werden, also ohne Personal.
LNG-TankstelleLkw-Gas kommt in Leverkusen demnächst aus einem Automaten

Nahe am Bayerkreuz entsteht eine LNG-Tankstelle für Lkw an der Carl-Duisberg-Straße.
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Eine „Automeile“ sollte die Gegend um den Rudolf-Mann-Platz im Wiesdorfer Süden mal werden, jedenfalls hatte man sich das 2007 so ausgedacht: B 8, A 1, A 3, A 59, für Autos ist das Viertel am Bayerkreuz wahrlich gut erreichbar.
Eine Gastankstelle für Lastwagen ist zwar nicht ganz das, was ursprünglich gedacht war, aber Leverkusen bekommt jetzt eine. Das Berliner Unternehmen Liquind 24/7 stellt eine solche Gas-Tanke mit einem senkrecht stehenden zylindrischen Tank auf das bisher brachliegende und bewachsene Grundstück an die Carl-Duisberg-Straße direkt zwischen den Farbenhändler „Brillux“ und dem Willy-Brandt-Ring.
Mehr Lastwagen sind zu erwarten
Was die Neuansiedlung bringen wird, ist zusätzlicher Lkw-Verkehr von und zur Tankstelle. Zeitungen und Bier wird man dort auch nicht kaufen können: Diese Art Versorgungsstationen funktionieren automatisch – Personal gibt es nur als mobile Wartungstruppe, also nicht vor Ort.
Die Firma betreibt laut eigener Webseite schon 20 solcher Stationen bundesweit. Derzeit plant oder baut das Berliner Unternehmen mit Sitz am Kurfürstendamm weitere zehn, darunter die in Leverkusen.
Die Stationen stehen bevorzugt in der Nähe von Autobahnabfahrten, deshalb kam wohl auch Leverkusen infrage. Der Standort ist also günstig für alles, was mit Motorkraft fährt. Lastwagen, die statt mit Diesel mit Flüssiggas betankt werden, sind noch relativ selten.
Was bringt's?
Hauptsächlich ziehen die niedrigeren Kraftstoffkosten für die Speditionen, aber es gibt weitere Vergünstigungen. Bis 2023 sind die mit LNG (Liquid Natural Gas) betriebenen Lkw noch von der Maut befreit. Auf Flüssiggas wird außerdem weniger Steuer aufgeschlagen als auf Diesel.
Liquind, der Betreiber der Tankstelle, ist ein ehemaliges Berliner Start-up, hat heute 30 Mitarbeiter. Das Unternehmen schreibt, dass LNG und Bio-LNG einen signifikanten Beitrag zur CO₂-Reduktion im Schwerlastverkehr leisten könne. Das Umweltbundesamt hat indes vor Jahren eine Studie in Auftrag gegeben, die gezeigt hat, dass Gas-Lastwagen kaum weniger CO₂ ausstoßen als auf herkömmliche Art dieselbetriebene. Die Motoren sollen aber leiser sein.
In den Tankstellen werde zurzeit zum Großteil noch fossiles LNG ausgegeben, sagt ein Mitarbeiter auf Anfrage. Künftig wolle man mehr auf Biogas umstellen. Das Gas wird sehr kalt bei -163 Grad Celsius gelagert, in den Tanks der Tankstelle und der Lkw kann es etwa zehn Tage bei dieser Temperatur gehalten werden, dann erhöht sich der Druck, der muss über ein Überdruckventil entweichen können. Man sei aber bestrebt, das zu verhindern.
Bis vor zehn Jahren war auf dem Grundstück der Pfarrgarten der Kirche Sankt Maria Friedenskönigin, die wegen ihres Pultdachs „Sprungschanze Gottes“ genannt wurde.
Die einstmals an der Carl-Duisberg-Straße projektierte Automeile kam eigentlich kaum in die Gänge. Einzig an der Edith-Weyde-Straße entstanden zwei Autohäuser: Audi und ein zweites von der neuen Seat-Tochter „Cupra“. An der Carl-Duisberg-Straße, wo vor zwölf Jahren zugunsten der „Automeile“ einige Gebäude, darunter Mietshäuser, abgebrochen wurden, entstanden in der Hauptsache sauber gepflasterte und mit Schranken versehene Parkplätze. Auf denen parken heute Chempark-Mitarbeiter und es stehen dort zum Teil große Mengen fabrikneuer und verkaufsfertiger Autos auf Lager, manche noch mit Schutzfolie beklebt.