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„Homelands“Ályth McCormacks gälische Klangwelten treffen den Bayer Männerchor

Lesezeit 3 Minuten
Ályth McCormack, Tríona Marshall, der Bayer Männerchor und Hans-André Stamm berühren das Publikum mit keltischer Musik voller Tiefe und Sehnsucht.

Ályth McCormack, Tríona Marshall, der Bayer Männerchor und Hans-André Stamm berühren das Publikum mit keltischer Musik voller Tiefe und Sehnsucht.

Ályth McCormack, Tríona Marshall, der Bayer Männerchor und Hans-André Stamm berühren das Publikum mit keltischer Musik voller Tiefe und Sehnsucht.

In der Christuskirche beginnt am Donnerstagabend eine andere Zeitrechnung. Eine, in der Wind über Moorlandschaften streicht, in der Nebel zwischen keltischen Ruinen hängt und Gesang zu etwas Ursprünglichem wird. Ályth McCormack, Tríona Marshall, der Bayer Männerchor und Hans-André Stamm berühren das Publikum mit keltischer Musik voller Tiefe und Sehnsucht.

Die schottische Sängerin Ályth McCormack, eine der bedeutendsten Stimmen der gälischen Musiktradition, gastiert in Leverkusen – zusammen mit der irischen Harfenistin Tríona Marshall, dem Bayer Männerchor und dem Leverkusener Organisten Hans-André Stamm. Ein Abend, der sich nicht nur hören, sondern spüren lässt. McCormacks Stimme ist kein Effekt, sie ist Ereignis. Mal weich wie Nebel, dann plötzlich klar wie der Ruf eines Seevogels. In der gälischen Sprache, dieser uralten Klangwelt, erhebt sich ein Gesang, der nichts beweisen muss, um zu wirken. Marshall sitzt dabei an der Harfe wie eine Erzählerin am Feuer: Ihre Finger tanzen, zeichnen Klangbilder und eröffnen Räume. Was sie spielt, ist mehr als Begleitung – es ist ein zweiter Herzschlag. Gemeinsam formen die beiden Musikerinnen einen Klangkörper, der organisch gewachsen wirkt, nicht konstruiert.

„Homelands“ in der Christuskirche eine Reise zu den inneren Küsten

Das Programm des Abends trägt den Titel „Homelands“ – und erweist sich als poetische Landkarte der Sehnsucht. McCormack singt von Aufbruch und Heimkehr, von denen, die geblieben sind – und denen, die gegangen sind. Die Themen – Liebe, Verlust, Migration, Zugehörigkeit – sind universell, doch sie kleiden sich in individuelle Lieder, die oft klingen wie mündlich überlieferte Erinnerungen. Zwischen den Liedern spricht McCormack mit ruhiger, konzentrierter Stimme – auch eine Hand voller deutscher Wörter, darunter „Stau“. Sie spricht über ihre Heimatinsel Lewis, über Irland, über das „Unterwegssein“ – und mit jedem Satz spannt sich ein unsichtbares Band zwischen Bühne und Kirchenstühlen.

Später, als der Bayer Männerchor einsetzt, öffnet sich das Klangbild nach unten. Die warmen, satten Männerstimmen legen sich unter McCormacks Gesang wie ein Erdreich, in dem ihre Töne wurzeln. Mal tragen sie das Lied, mal antworten sie darauf – nie dominant, aber stets präsent. Die Arrangements sind feinfühlig, weit entfernt vom bloßen Choreffekt. Stamm an der Orgel ist einleitender Architekt des Abends: Mit wenigen, gezielt gesetzten Akzenten schafft er in seinen eigenen Kompositionen Tiefe, baut Brücken zwischen Tradition und Raum. Besonders in den instrumentalen Zwischenspielen später entsteht so eine meditative Weite. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die „Homelands“ – die Heimat – kein Ort ist, sondern ein Gefühl ist. Und Musik, wenn sie so echt ist, genau dorthin führt: nach Hause – wo, wer oder was immer das auch seien mag.