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„Misstrauen nicht unberechtigt“Markenrechte für Vereine gekündigt – CDU greift Bayer Kultur an

Lesezeit 3 Minuten
Thomas Helfrich, Leiter der Bayer-Kultur, steht neben einer Arbeit des Krefelder Künstlers Adolf Luther.

Thomas Helfrich, Leiter der Bayer-Kultur, steht in der Kritik der Leverkusener CDU. (Archivfoto)

Bayer Kultur hat verschiedenen Vereinen, die „Bayer“ im Namen tragen, das Markenrecht gekündigt.

Die CDU Leverkusen greift Bayer Kultur um deren Chef Thomas Helfrich an. Im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“ hatte Helfrich zuletzt die strategische Ausrichtung der Kulturförderung des Unternehmens erläutert. Wie er sagte, fokussiere man sich inzwischen auf Leuchtturmprojekte und fördere nicht mehr nach dem „Gießkannenprinzip“.

Eine Folge davon bringt nun die Leverkusener CDU auf den Plan. Denn Bayer Kultur hat verschiedenen Vereinen, die bisher „Bayer“ im Namen getragen haben, die Markenrechte und teilweise die Förderung gekündigt. Das hatte die CDU gehört und das bestätigt Thomas Helfrich auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“.

Bayer Kultur denke „marketingorientiert“, wirft die CDU Helfrich und seinem Team nun vor. Und das wirke sich auf lokaler Ebene aus. Die Kulturabteilung wolle gemäß dem Leuchtturmprinzip nur noch die großen Ensembles fördern, wie die Bayer Philharmoniker. Fraktionsvorsitzender Stefan Hebbel sagt: „Kultur ist nicht nur das, was sich gut verkaufen lässt. Kultur ist im kommunalen Bereich gerade das Eröffnen und Erleben der verschiedensten künstlerischen und kulturellen Dimensionen.“

Leverkusen: Misstrauen gegenüber Bayer Kultur

„Kultur und Kulturförderung bleiben unverzichtbare Aufgaben der Stadt Leverkusen. Dass Bayer Kultur sich in Leverkusen engagiert und zur Vielfalt der Stadt beiträgt, ist eine große Bereicherung“, gibt sich Gisela Schumann zwar etwas versöhnlich. Auch sei es wichtig und vorteilhaft, wenn Bayer Kultur und Stadt zusammenarbeiten. Allerdings gebe es wohl derzeit unterschiedliche kulturpolitische Zielsetzungen.

Helfrich hatte im Gespräch gesagt, dass er sich eine bessere Zusammenarbeit auch mit der Stadt wünsche. Bayer Kultur schlage immer etwas „Misstrauen“ entgegen. Das sieht die CDU nun dadurch bestätigt, dass Bayer Kultur einigen Vereinen die Markenrechte gekündigt hat.

Umso bedauernswerter finde ich allerdings, dass ich ihn in den vergangenen Jahren, in denen ich hier die Verantwortung trage, noch nie im Erholungshaus gesehen habe.
Thomas Heflrich, Leiter Bayer Kultur

„Wir haben keine wirtschaftlichen, sondern nur inhaltliche Interessen“, sagt Thomas Helfrich zu den Vorwürfen im Gespräch mit der Redaktion. In den vergangenen Jahrzehnten hatten sich viele Vereine aus der Bayer-Belegschaft heraus gegründet. Manche sind Kulturverein, manche Hobbyvereine, wie zum Beispiel der Schäferhundverein, und wieder andere Sportvereine. Inzwischen sind die Vereine eigenständig. Aber: „Es ist wichtig, den Unterschied zwischen fördern und finanzieren zu sehen“, sagt Christoph Böhmke, unter anderem Leiter des „Start“-Festivals bei Bayer Kultur. Eigene Strukturen bestünden teilweise kaum. Und das könne nicht der Sinn der Sache sein.

Regelmäßig überprüfe man die eigene Strategie, erklärt Thomas Helfrich. Und es gebe Vereine, zu denen Bayer gar keinen Kontakt mehr habe. „Natürlich müssen wir unsere Förderungen überprüfen und gegebenenfalls Beziehungen lösen“, so Helfrich. Und das passiere im Übrigen auch nicht von jetzt auf gleich. Die Bayer Big Band, die zu den Vereinen gehöre, von denen sich der Konzern zurückzieht, bekommt noch eine Förderung bis Ende 2026.

„Es freut mich, dass der OB-Kandidat der CDU sich für Kultur interessiert“, sagt Thomas Helfrich. „Umso bedauernswerter finde ich allerdings, dass ich ihn in den vergangenen Jahren, in denen ich hier die Verantwortung trage, noch nie im Erholungshaus gesehen habe.“

Im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“, auf das sich die CDU bezieht, hatte sich Helfrich und auch Jazztage-Organisator Fabian Stiens eine bessere Zusammenarbeit der Stadt gewünscht. Zum Beispiel, wenn es darum gehe, sich programmatisch abzustimmen oder gegebenenfalls zu unterstützen. „Wir halten diese Zusammenarbeit für sehr wichtig, um Synergien zu erreichen, die inhaltlich vorteilhaft sind“, sagt Helfrich. „Inhaltlich, aber nicht wirtschaftlich.“

In Leverkusen ist immer wieder zu hören, dass sich Bayer aus der Stadt und auch aus der Kultur und anderer Förderung zurückziehe. Dem widersprechen Helfrich und Böhmke. Die Strategie habe sich nur geändert. Allerdings dürfte auch klar sein, dass das Geld bei Bayer angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage des Konzerns auch nicht mehr so locker sitzt. Bayer Kultur ist derzeit mit der Stadt in Gesprächen zu einer Übernahme des Erholungshauses.