Der Integrationsrat will auf ein Fünftel seiner Zuschüsse verzichten.
HaushaltskriseMitglieder des Leverkusener Integrationsrats bieten Sparbeitrag an
Die Mitglieder im Integrationsrat wollen sich freiwillig zu Sparmaßnahmen verpflichten. Zur Unterstützung der Migranten-Vereine erhält das Gremium bisher 100.000 Euro, die will der Integrationsrat freiwillig um ein Fünftel auf 80.000 Euro kürzen. Die Kürzung soll auf ein Jahr begrenzt werden, dann soll darüber neu entschieden werden.
„Wir sehen, in welcher Lage sich die Stadt befindet“, sagt der Vorsitzende Sam Kofi Nyantakyi, „wir als Integrationsrat wollen einen Beitrag leisten“. Die politischen Vertretungen für die Stadtbezirke hatten dem Antrag zugestimmt, am Montag stand das Thema auch auf der Tagesordnung des Finanzausschusses.
Die 100.000 Euro werden nach einem Punktesystem auf 28 Vereine verteilt. Die Vereine müssen nachweisen, welche soziale Aktivitäten sie in der Stadt erbringen, dafür erhalten sie Geld. Leistungen im Sinne der Integration können zum Beispiel Hilfen bei Ämterbesuchen sein; Hausaufgabenbetreuung, Frauen-Empowerment, also die Steigerung der Eigenständigkeit und Mündigkeit, Familienarbeit sind typische Leistungen, für die die Migrantenvereine Unterstützung bekommen können. Die Zahlungen werden jedes Jahr aufs Neue ausgehandelt und politisch beschlossen.
Leverkusen: Migranten wollen ein Zeichen setzen
Angesichts des Fehlbetrags von 285 Millionen Euro ist der Beitrag des Integrationsrats allerdings weniger als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Dennoch wollen die Migranten damit ein kleines Zeichen setzen.
Das Sozialdezernat gibt jährlich ein Integrationskonzept heraus, eine Bestandsaufnahme. Das Selbstverwaltungsgremium Integrationsrat (früher: Ausländerbeirat) spielt darin eine Rolle neben vielen Projekten, professionellen und ehrenamtlichen. Ohne die professionelle Flüchtlings- und Migrationsarbeit würden Konflikte und Spannungen innerhalb der Bevölkerung zunehmen, heißt es in dem Papier. Das Aufeinandertreffen von verschiedenen Kulturen und sozialen Schichten müsse aktiv moderiert werden, um Vorurteile und Diskriminierung zu verhindern. Berufliche Integration allein reiche nicht, heißt es darin.
Auch eine jährliche Statistik gehört zum Integrationskonzept. 2011 gab es einen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Leverkusen von 32 Prozent. Zum Ende 2023 lag der Anteil bei 43,5 Prozent. Die weitaus meisten Zuzüge (77 Prozent) in den Jahren 2019 bis 2023 kamen aus Europa, gefolgt von Asien (12 Prozent), Afrika und Amerika (je 3,6), alle anderen kommen auf weniger als drei Prozent. Darunter zählen 40 staatenlose Leverkusener und 710 Personen, die keine Angabe zu ihrer Herkunft gemacht haben oder deren Status nicht geklärt ist.