Einen Mietspiegel hat die Stadt Leverkusen schon lange. Der neue aber steht auf einer verlässlicheren Datenbasis.
Neuer MietspiegelEin „Friedensinstrument“ für Mieter und Vermieter in Leverkusen
So exakt war es noch nie: Der neue „qualifizierte“ Mietspiegel für Leverkusen steht im Internet. Dort kann man für seine Wohnung ermitteln, wie hoch die Miete sein darf. Straße für Straße, Haus für Haus sind die Richtwerte hinterlegt. Die Datenbasis besteht aus 3938 Sätzen und sind das Ergebnis von Befragungen bei Mietern und Vermietern. Der Cross-Check war notwendig, um die richtigen Zahlen zu haben, erklärte am Mittwoch Johann Tschechne. Er arbeitet beim Hamburger Dienstleister Immo-Consult und ist auf Erhebungen auf dem Wohnungsmarkt spezialisiert.
Jene 3938 Datensätze seien unbedingt repräsentativ, hieß es bei der Vorstellung des ersten „qualifizierten“ Mietspiegels in der Stadtverwaltungs-Filiale im früheren Bayer-Komplex an der Hauptstraße in Wiesdorf. Sie stehen für eine Rücklaufquote von acht Prozent: Mehr als 12.000 Mieter und Vermieter hatte Immo-Consult mit Hilfe der städtischen Statistiker angeschrieben. Bei knapp 49.000 Mietwohnungen in Leverkusen ist das schon ein beträchtlicher Anteil.
Jede Menge Kriterien
Entsprechend überzeugt ist daher Oliver Grow, der stellvertretende Leiter der Statistikstelle in der Stadtverwaltung, von der Zuverlässigkeit des neuen Mietspiegels. Umso mehr, als neben Lage und Größe diverse weitere Kriterien hinterlegt sind: Wurde das Haus vor kurzem modernisiert, gibt es Garten, Balkon, Dachterrasse, eine Einbauküche? Ist die Ausstattung besonders hochwertig? Oder, was eher preissenkend wirkt: Gibt es Durchgangszimmer? Je nachdem, gibt es Zu- oder Abschläge bei der angemessenen Miete, die in Leverkusen zwischen minus 14 und plus 15 Prozent ausmachen.
Aber nicht nur die Mietspiegel-Macher fühlen sich sicher mit den Daten. Auch Mieterverein und die Gegenseite Haus & Grund sehen das neue Zahlenwerk positiv. Thomas Gutknecht, Vorsitzender von Haus & Grund für Leverkusen, Leichlingen und Burscheid bezeichnete den Mietspiegel als „Friedensinstrument“, das beiden Seiten Sicherheit gebe. Der Rechtsanwalt wies aber darauf hin, dass die Daten aus dem Mietspiegel nur die Konditionen für bestehende Verträge nachzeichnen. Bei Neuvermietungen lägen die Preise „zum Teil deutlich höher“. Und das sei angesichts der drastisch gestiegenen Zinsen auf Baudarlehen ein sehr verbreitetes Phänomen.
Manuela Küpper vom Mieterverein betonte, dass durch den Mietspiegel „bestehende Verträge geschützt werden“. Anders gesagt: Mieter und Vermieter könnten nachschauen, ob Erhöhungen im Rahmen sind oder nicht. Tatsächlich gebe es auf Vermieterseite „viele, die übers Ziel hinausschießen“. Da sei dann ihre Organisation gefragt, sagte die Geschäftsführerin des Mietervereins Leverkusen: „Solche Fälle haben wir jeden Tag auf dem Tisch.“
Internetportale bilden die Wirklichkeit nicht ab
Ein grundsätzliches Problem seien die vorgeblichen „Mietspiegel“ der einschlägigen Internet-Portale. Dort werde nicht die Wirklichkeit abgebildet, sondern eher der Wunsch des Immobilienbesitzers, so Küpper. Das locke viele auf die falsche Fährte.
Gültig ist der neue Mietspiegel ab Freitag, 1. Dezember. Danach rechnet Manuela Küpper „mit mehr Mieterhöhungsverlangen“, weil dann die Vergleichsdaten da sind. Versierte Vermieter wissen, woran sie sich orientieren müssen. Allein deshalb sei der neue und bessere Mietspiegel ein „gutes Produkt“, sagte Christopher Bowien, der als Vorsitzender des Leverkusener Gutachterausschusses für Grundstückswerte den Kaufmarkt im Blick hat: „Es schafft Transparenz.“