Neapolitanische Pizza auf Rädern? Seit 1996 ist dies das Konzept des Leverkusener Gastronomen Sergio Palombi.
„Der Pizza Bulli“Leverkusener Gastronom liefert 3000 Pizzen aus dem Ofen im VW T1
Wer Sergio Palombis, gegenüber dem Friedhofs Reuschenberg gelegenes, italienisches Restaurant betritt, steht erstmal in einer Halle. Einer ziemlich außergewöhnlich bestückten noch dazu. Auf einer Seite parkt ein Fiat 500. Der Wagen ist naturgemäß älterer Bauart, aber makellos in Schuss. Auf der anderen ein weißer Volkswagen-Bulli. Modell T1, Baujahr 1966, ebenfalls wie neu.
Die beiden Fahrzeuge sind Teil von Sergios kleiner Pizza-Flotte. Doch anders als man es vielleicht erwarten würde, sind sie nicht für die Kuriere da. Wofür dann? Das verrät ein Blick ins Innere. Hinter Heckklappe und Seitenverkleidung verbirgt sich sowohl beim Fiat als auch beim VW jeweils ein großer Pizzaofen. Sie haben Sergios Restaurant zu seinem Namen verholfen: „Der Pizza Bulli“.
Pizza machen? „Das war familiär bedingt.“
Aufgewachsen in Leverkusen als Sohn italienischer Gastarbeiter aus der Region von Neapel – dem Ursprungsort der Pizza – ist der Weg in die Gastronomie für Sergio schon früh vorgezeichnet: „Das war familiär bedingt. Als Italiener wird man automatisch mit in den Familienbetrieb hineingezogen.“ 1996 ist es dann soweit. Sergio eröffnet seinen ersten eigenen Laden in der Leverkusener Fußgängerzone.
Pizza auf die Hand, damals sei das für viele Leverkusener noch was wirklich Neues gewesen, erzählt Sergio. Schnell gewinnt er treue Stammkunden. Einer von ihnen kommt eines Tages mit einem ganz besonderen Wunsch auf ihn zu: „Seine Verlobte war Italienerin und bald stand die Hochzeit an. Da hat er mich gefragt, ob ich nicht auf der Hochzeit für die Gäste Pizza backen könnte.“
Nach kurzem Überlegen willigt Sergio ein. Er lädt den schweren Pizzaofen aus seinem Geschäft in sein Auto und fährt damit zur Hochzeit: „Das war alles sehr notgedrungen.“ Doch es funktioniert und die Idee kommt bei den Gästen gut an. So gut, dass sich Sergio kurze Zeit später eine Ape aus Italien besorgt und sie zu dem ausbaut, was man heute wohl einen Foodtruck nennen würde. Allerdings ist die dreirädrige „Biene“ sehr klein. Damals jedoch ist das Konzept völlig neu: „Ich dürfte in Nordrhein-Westfalen der erste gewesen sein, der so ein Foodtruck-Konzept umgesetzt hat.“
Von der Ape zum Bulli
Und dieses Konzept stößt auf Anklang. In den Jahren darauf wird Sergio nicht mehr nur für Veranstaltungen in Leverkusen gebucht, sondern für Hochzeiten, Firmenevents, Filmdrehs oder Geburtstage in der ganzen Region. Seine treue Ape ist dafür jedoch zunehmend zu klein und mit ihrer Höchstgeschwindigkeit von gerade einmal 60 Kilometern pro Stunde auch zu langsam. Nach 15 Jahren wird sie deshalb in den Ruhestand im Garten ihres Besitzers geschickt.
Die Pizzen macht Sergio nun in dem T1, den er bereits seit den 1980er Jahren besitzt. Mit zunehmender Bekanntheit seines Geschäfts kommen auch Aufträge aus anderen Regionen Deutschlands dazu. In Berlin, in Hamburg und an vielen anderen Orten war er in den vergangenen Jahren, um traditionelle neapolitanische Pizza zu backen.
Das Prinzip ist einfach: Wer bucht gibt neben Anlass, Ort und Terminwunsch auch die Menge der Pizzen und die gewünschten Variationen an. Dann kommt Sergio zusammen mit einem Mitarbeiter, den in Leverkusen vorbereiteten Teiglingen und allen anderen Zutaten angefahren. Mal sind es 80 Pizzen, mal 100. Sein kleinster Auftrag war für eine Handvoll exklusiver Gäste an einem Abend, sein größter 3000 Pizzen an drei Tagen anlässlich der Saisoneröffnung des SVB vor einigen Jahren.
Pizza-Bäcker Sergio Palombi: „Da muss man ein bisschen bekloppt für sein.“
Fast jedes Wochenende ist Sergio gebucht, oft mehrfach. Es sind tolle Erlebnisse, sagt er. Aber auch ein stressiger Job. Vor allem deshalb, weil er ja immer noch sein Restaurant in Küppersteg betreibt. Dessen Öffnungszeiten hat er aber angepasst. Nur Sonntag bis Mittwoch hat er auf. Freitag und Samstag gehören dem Bulli.
Trotzdem ist sich Sergio sicher: „Da muss man schon ein bisschen bekloppt für sein.“ Und diese Beklopptheit gelte es dann, in eine Liebe zur Pizza umzuwandeln. Für ihn jedenfalls ist dieser Plan aufgegangen: „Ich habe das erreicht, was ich wollte, in den Jahren. Und solange ich gesund bin mache ich weiter.“
Auch in den kommenden Jahren werden also weiter Pizzen aller Variationen aus seinen rollenden Öfen auf die Teller seiner Kundschaft wandern. Und sicher auch einige von der Sorte, die Sergio selbst am liebsten isst: „Ganz einfach. Büffelmozarella, Basilikum, San-Marzano-Tomaten.“ Na klar.