Leverkusens Prinz Mally I. spricht kurz vor den jecken Tagen im Interview darüber, was Karneval in Leverkusen ausmacht und worauf er sich am meisten freut.
Prinz Mally I. im InterviewFür mich ist der Leverkusener Karneval meine Heimatstadt
Wer ist Prinz Mally I. im bürgerlichen Leben und was macht er so?
Mein Name ist Wolfgang Mally. Ich bin 53 Jahre alt und im bürgerlichen Leben ganz normaler Familienvater. Meine Tochter und mein Sohn sind beide schon erwachsen. Ich arbeite als Aufzugsmonteur und lebe seit meinem 19. Lebensjahr in Leverkusen. Geboren bin ich in Essen und aufgewachsen in Bergisch Gladbach. Dann bin ich familienbedingt und auch karnevalstechnisch hier runtergezogen, da ich in Opladen in einer Big Band Trompete gespielt habe.
Wie sind Sie zum Karnevalisten geworden?
Das kam durch den Umzug von Essen nach Bergisch Gladbach. Im Ruhrpott hat man mit Karneval nicht so viel am Hut. Als ich dann als Kind das erste Mal auf einmal Karnevalszug war, ging ein Fanfarenzug an mir vorbei und ich hatte von oben bis unten Gänsehaut. Da war für mich klar: Ich möchte auch Fanfare spielen, beziehungsweise später dann Trompete. So ist es auch gekommen und ich habe angefangen, mein Fußballtraining zu schwänzen, um Trompete zu spielen. Vor acht Jahren bin ich dann der Leverkusener Karnevalsgesellschaft Dhünnveilchen 1975 beigetreten. Davor war ich lange Zeit in Musikvereinen in Köln unterwegs und weniger in Karnevalsvereinen, obwohl da für mich persönlich kein großer Unterschied besteht.
Durch Bruce Kapusta zum Leverkusener Prinzen
Und die Idee zum Prinzen?
Das ist tatsächlich durch Bruce Kapusta passiert, den ich einmal live habe auftreten sehen. Der stand dort auf dem Tisch und hat Trompete gespielt und da sagte ich einfach mal so salopp in die Runde „Jetzt stellt euch das mal im Prinzenkostüm vor“. Da waren alle begeistert und so ist die Kernidee entstanden. 2019/20 ist mein Karnevalsverein 44 Jahre alt geworden und aus dem Anlass habe ich mich als Prinz beworben. Damals wurde ich aber nicht genommen. Dieses Jahr wurde ich aber überraschend vom FLK angerufen und gefragt, ob ich noch Interesse hätte. Ich habe sofort zugesagt. Wenn man einmal den Gedanken gefasst hat, möchte man das auch unbedingt machen.
Was macht für Sie den Leverkusener Karneval aus?
Alleine, dass wir der direkte Nachbar von Köln sind, sollte einem in Leverkusen schon das Gefühl geben, dass wir auch etwas Besonderes sind. Für mich ist der Leverkusener Karneval halt meine Heimatstadt. Ich habe auch das Angebot bekommen in Leichlingen Prinz zu werden, habe das aber immer abgelehnt, weil ich gesagt habe „da wo ich wohne, da wo ich lebe, da soll man Prinz sein und nicht woanders“. Und da bin ich auch stolz drauf. Das ist für mich etwas ganz Besonderes. Ich werde die Session intensiv und vollständig genießen und hoffe, dass ich sie vollständig zur Verfügung haben werde. Sprich mit beiden Zügen und schönem Wetter.
Wie war die Proklamation am 18. November?
Man ist definitiv sehr nervös. Ich bin das Bühnenleben zwar gewohnt durch meine musikalischen Auftritte, aber das ist mal eine ganz andere Hausnummer. Man steht komplett im Mittelpunkt und es wird sehr darauf geachtet, was man von sich gibt. Das muss man sich ganz schwer überlegen, denn wenn es einmal ausgesprochen ist, ist es ausgesprochen ...
Wie sehen die nächsten Wochen und Monate aus?
Ich habe zu allem gesagt „ich werde da sein“. Ich glaube, irgendwas zwischen 55 und 60 Auftritten habe ich bisher schon auf der Liste stehen. Das ist vom Altenheim bis zum Kindergarten. Kindersitzungen und Prunksitzungen. Wenn da steht, um 18 Uhr musst du fertig sein für einen Auftritt, dann bin ich um 18 Uhr fertig. Weiberfastnacht steht zum Beispiel nur der Treffzeitpunkt um 7 Uhr auf dem Plan und dann sind wir den ganzen Tag unterwegs. Wie viele Auftritte das am Ende des Tages sein werden, weiß ich gar nicht genau.
Gibt es einen Termin, auf den Sie sich am meisten freuen?
Worauf ich mich sehr freue, sind Damensitzungen. Als Mann hätte man normalerweise nie die Chance, an einer Damensitzung teilnehmen zu können. Da mal die Stimmung mitzubekommen und mitfeiern zu dürfen, wird einmalig. Mal schauen, ob bei den Damen mein Konzept funktioniert. Einfallen lassen habe ich mir so einiges.
Was ist denn Ihr Konzept?
Mein Konzept ist es, niemals dasselbe zu machen. Es gibt nicht bei mir „das“ Programm. Es geht um die Abwechslung. Wenn ich draußen vor der Tür stehe und merke, die Leute sind noch nicht so richtig in Stimmung, kann es passieren, dass ich dann noch das komplette Programm kurzfristig umschmeiße. Komplettes Programm heißt maximal zwei Lieder pro Auftritt.
Und Sie singen?
Sofern meine Stimme bis dahin wieder fit ist, ja. Ich bin leider seit einer Woche nach meiner Proklamation stimmlich total angegriffen. Ich hatte erst gedacht, das wäre jetzt vorbei, nun ist es gerade wieder gekommen. Ich hoffe, dass es noch bis zum neuen Jahr weggeht. Aber ja, ich plane zu singen. Ich spiele aber auch Trompete.
Leverkusen: Prinz zu sein, ist sehr teuer
Wie kriegt man das mit dem Beruf und der Familie unter einen Hut?
Ich habe erst mal zwei Wochen Urlaub eingereicht. Mal sehen, ob ich damit auskomme. Ich bin zwar angestellt, aber bin wie ein freier Unternehmer, weil ich mir meine Arbeitszeiten selbst einteilen kann. Das ist alles mit meinem Chef abgesprochen und der findet das auch ganz gut, was ich mache. Da habe ich überhaupt gar kein Problem. Ich modernisiere Aufzüge – ob das einen Tag früher oder später passiert, ist meistens nicht so wichtig. Meine Familie ist selbst total eingebunden. Zum Beispiel ist mein Sohn mein Tontechniker und kommt zu jedem Auftritt mit.
Wie lief die Vorbereitungszeit?
Die Lieder nehme ich selbst bei mir zu Hause auf. Ich habe das Lied, was ich für meinen Prinzen umgetextet habe, als Playback und ich habe ein Leverkusen-Lied geschrieben. Ich bin zwar kein Komponist, aber ein Texter, habe ich mir sagen lassen. Kleidermäßig habe ich Glück, denn ein Freund von mir war auch mal Prinz und hat mir sein Ornat zur Verfügung gestellt. Ich dachte, das passt mir niemals, da er einen Kopf kleiner ist als ich. Aber er hat tatsächlich nur kürzere Beine und alles andere hat gepasst. In dem Moment, wo er es mir angeboten und es auch noch gepasst hat, war er einer meine Hauptsponsoren. Das Ding kostet mittlerweile zwischen vier- und sechstausend Euro.
Was muss man sonst als Prinz noch alles finanzieren?
Alles. Es ist definitiv sehr teuer. Man muss das leben. Ein Otto-Normal-Mensch würde das nicht machen. Die Summe macht einem manchmal schon Angst. Das Geld geht vorwiegend für Wurfmaterial drauf. Für den Prinzenwagen muss ich das gesamte Wurfmaterial bezahlen. Auch die Kostüme für alle auf dem Wagen. Außerdem sind die Orden sehr teuer. Ich wollte die auch gerne in Deutschland produzieren lassen, zum einen wegen der Qualität und zum anderen, weil ich auch an Nachhaltigkeit denken wollte. Die kann man auch aus China bestellen, da sind sie um die Hälfte günstiger. Aber wenn ich an meine Kinder und Kindeskinder denke, nehme ich lieber die aus Bonn.
Was sind Herausforderungen, vor denen der Karneval in den nächsten Jahren steht?
Der Kostenfaktor ist das maßgebliche. Das Geld kommt durch Mitgliedsbeiträge der Karnevalsgesellschaften, Sponsoren und weitere Einnahmen. Die Kosten werden aber jedes Jahr höher. Wie soll man das noch stemmen?