Am Freitag ging in Hitdorf traditionell der erste Leverkusener Zoch durch et Dörp – und war wieder einmal ein Fest für alle Jecken.
KarnevalPures Glück für Jecke aus allen Himmelsrichtungen auf dem Zoch in Hitdorf
Dass alle Menschen raderdoll un knatschverdötsch und joot drop sin, die sich an diesem Tag im zumindest für ein paar Stunden besten und schönsten und liebenswertesten Veedel der Welt zwischen Monnem und Rhingdörp versammelt haben, ist klar. Klipp und klar sogar. Schließlich ist Karnevalsfreitag. Und Karnevalsfreitag ist hier, in Hetdörp, Zeit für den Zoch. Den ersten der Session in Leverkusen. Den für viele Leute schönsten und familiärsten im weiteren Umkreis. Und den am nächsten am Rhein durch die Straßen ziehenden sowieso. Kurzum: Hitdorf ist quasi unschlagbar. Gute Laune normal und programmiert.
Aber: Jessica Swikull ist die eine Jecke vor Ort, die sogar noch mehr als bestens gelaunt ist. Sie, die personifizierte Gummibärchen-Tüte mit regenbogenfarbenem Haar, ist maximal on fire. Warum? Nicht nur, weil sie den Zoch hier zum ersten Mal miterlebt. Sondern weil sie ihr Glück gar nicht fassen kann, vor einem Jahr mit ihrer Famillich exakt und ausgerechnet hierher, in die Lohrstraße im Herzen Hitdorfs, gezogen zu sein. Das bedeutet für sie heute: Haustüre auf. Fünf Meter zur Straße. Und dann: Gib ihm! Kamelle. Musik. Fastelovend.
2024 „mieses Timing“, 2024 „ein Traum“
„Es ist ein Traum!“, ruft sie quer durchs Getümmel und scherzt: „Genau deshalb haben wir uns die Bude damals ja auch ausgesucht!“ Was natürlich nicht wirklich stimmt. Dass das neue Swikull-Domizil gleich im karnevalistischen Epizentrum der neuen Heimat liegt, hat sie seinerzeit erst vor Ort herausgefunden. Und für das vergangene Jahr zu spät. Einzug war nämlich am Fastelovendswochenende 2023. Ergo war der Zoch da schon gelaufen. „Mieses Timing“, sagt Jessical Swikull. Umso größer ist das Glück nun. Bei der Premiere. Und es ist ein Glück, was die Swikulls teilen: Oma, Opa, Schwiegereltern aus Düsseldorf, Freunde aus Pfronten im Allgäu: Sie alle sind hergekommen. Sie alle werden hier und heute zu Hetdörper Junge un Mädche em Hätze.
Beim Zoch im nordwestlichsten Leverkusener Stadtteil versammeln sich eben alle. Egal woher sie auch kommen mögen. Nicht umsonst lautet das Motto heuer „Spaß an der Freud für alle Leut“. Dat Schmölzje des „Team Sexy“ um Chef Thomas Schlömer hat mit David „Dave“ Zellner beispielsweise einen Weseler dabei. „Bei uns wird zwar auch Karneval gefeiert“, sagt der. „Aber Hitdorf ist unschlagbar.“ Der Weseler Imi und die anderen tragen heute rosafarbene Anzüge, geben Flugstewards und -stewardessen – und versprechen aus aktuellem politischen Anlass: „Wir fliegen Nazis in sichere Herkunftsländer“.
Gleich dahinter im Zoch wühlen sich Jessica Longerich, ihr Vater Norbert, Jessicas Freundin Daniela Arndt und noch gut zwei Dutzend weitere Jecken in Löwenkostümen durch den Fastelovends-Irrsinn. Ihre Truppe ist entstanden aus dem örtlichen Kegelclub „Voll dropp“ und behauptet frech: „Hinter Hitdorf fängt der Dschungel an“ – was selbstredend geflunkert ist. Wissen sie ja selber, denn: Die Kegelfans haben Leute aus Langenfeld und Mönchengladbach dabei.
Die Jecken der Feuerwehr wiederum schmeißen heute als Römer Kamelle. Und dann sind da ja noch die Glungge-Phoniker um Tömeli Partridge und dessen Vater Ian. Letzterer ist Engländer aus der Wahlheimat Schweiz. Sein Sohn ist halber Engländer und halber Schweizer. Und die Phoniker sind aus dem Zürcher Oberland, kommen alle zwei Jahre her zum Zoch, weil sie seit 1996 mit diversen Hitdorfern und Opladenern ziemlich dicke sind.
Und somit ist auch das Schwyzerdütsch an diesem Tag am Rhing vertreten. Was letztlich besser ist – der Karneval im Rheinland oder die Fastnacht in der Heimat – vermag Tömeli nicht zu sagen. Indes: Allein die Fahrt hierher sei jedes Mal unschlagbar. „Heutemorgen sind wir um 3 Uhr losgefahren. In den kommenden Tagen eröffnen wir den Zug in Wiesdorf und stehen in Opladen am Weg. Und Montagabend geht es wieder zurück.“ Kaputt dann. „Aber glücklich!“ Klaro!
Womit man wieder mal beim bereits eingangs erwähnten Thema sind: Glück. Und Glücklichsein. Das gilt in Hetdörp auch für Thomas Lasogga, der auf der Hitdorfer Straße vom Podest aus wie immer den DJ gibt und nicht nur, aber ganz besonders, von der achtjährigen Greta Patt aus dem Schmölzje drumherum gefeiert wird. „Meine beste Helferin“ ruft Lasogga ihr zu, ehe sich die kleine jecke Dame des Fastelovends-Nachwuchses wieder auf die Jagd nach Kamelle begibt.
Und natürlich ist auch das Dreigestirn vom Glück gebützt. Es begrüßt kurz vorm Zoch beim Aufstellen noch alle Teilnehmenden persönlich und braucht vor lauter Abklatschen und Drücken bis kurz vor knapp vor Startschuss um 14.33 Uhr, um den eigenen Wagen zu entern. Am Morgen sei er schon noch „ganz schön aufgeregt“ gewesen, gesteht Prinz Bernhard I. und erntet Nicken von Bauer Norbert und Jungfrau Pauline. Aber gestärkt von einer traditionellen Ähzezupp ging es dann mental recht schnell aufwärts. „Und spätestens beim Anblick all der Jecken hier am Zoch war das alles wie weggeblasen!“ Wundermittel Fastelovend eben. Universalmedizin Hetdörp sowieso. Alaaf!