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Messerattacke in LeverkusenDer brutale Angriff in der Waldsiedlung geschah mit Ansage

Lesezeit 4 Minuten
Mordkommission Schumannstraße Le

In der Schumannstraße in der Waldsiedlung ist eine Frau angegriffen worden.

Leverkusen – Wer ist der 19-Jährige, der am 20. April an der Haustür seiner Mitschülerin in der Waldsiedlung klingelte und 26 Mal auf deren Mutter einstach? Vor dem Landgericht Köln ging der Prozess um den jungen Mann, dem versuchter Mord vorgeworfen wird, am Donnerstag weiter. Ein Mitschüler des Angeklagten sagte als Zeuge aus. Er war mit dem 19-Jährigen befreundet und sollte vor Gericht Einblick in dessen Leben und Gedanken geben.

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Der Angeklagte soll ein Einzelgänger gewesen sein. Als "humorvoll und ehrlich" bezeichnete ihn der 18-jährige Zeuge. Doch er habe auch "Zukunftszweifel" gehabt. Partys und Alkohol lehnte er ab, manchmal soll er von einem "Leben wie vor 100 Jahren" geträumt haben. "Eskapismus ist ein gutes Wort", bekräftigte der Mitschüler die Nachfrage einer Sachverständigen. Der Angeklagte war in der zehnten Klasse sitzen geblieben und hatte sie wiederholt - so freundeten sich die beiden jungen Männer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium an, verbrachten Zeit zusammen, hörten Musik ("deutscher Rap"), spielten Videospiele ("auch Ballerspiele"), schauten Youtube-Videos und spielten Uno.

Der Zeuge gab auch Einblick in die "wechselhaften Stimmungsbilder" und variablen Weltansichten des Angeklagten. Als sich der mutmaßlich Täter für eine türkische Mitschülerin interessierte, fing er an Türkisch zu lernen, interessierte sich für den Koran und eine Konvertierung, als aus der Sache nichts wurde, ebbte das Interesse für den Islam ab, zuletzt machte der Angeklagte mit rassistischen Ideen auch aus der nationalsozialistischen Ideologie von sich reden. In der Schule sei er als "schwuler Nazi" bekannt gewesen, erklärte der Zeuge, weil er öfter mal Witze über Annäherungen an Männer gemacht hatte. Was die wechselnden Weltanschauungen aussagen? Er suchte wohl einen "Anker", vermutete der Zeuge.

Mordprozess Waldsiedlung

Der Angeklagte (links) vor dem Kölner Landgericht

Immer wieder hatte der Angeklagte Annäherungsversuche bei Mädchen gestartet, zuletzt bei der Tochter der 58-Jährigen, die das Opfer des Messerangriffs in der Waldsiedlung wurde. "Er hat sie als seine Traumfrau entdeckt", beschrieb es der Zeuge. Träume über ein zukünftiges Leben mit Kindern im Ausland inklusive. Dass die junge Frau blond ist, hätte in sein aktuelles Weltbild gepasst.

Treffen mit Mitschülerin organisiert

Der Angeklagte bat seinen Freund, ein Treffen auf dem Schulhof mit der Mitschülerin zu organisieren. Anfangs soll sie Bedenken oder sogar Angst gehabt haben, dem Angeklagten eilte ein Ruf voraus, er soll schonmal auf den Tisch gehauen haben, es gingen Gerüchte um, dass er bei der Stufen-Berlinfahrt nicht in den Bundestag gelassen wurde, weil er ein Messer bei sich gehabt haben soll. Doch das Treffen auf dem Schulhof des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums kam zustande.

Der Angeklagte soll ihr gesagt haben, dass er sie "anziehend" finde und erzählte später seinem Freund, er habe klar Anspielungen auf seine Gefühle gemacht - offenbar reichte das seiner Meinung nach aus, um Interesse an einer Beziehung zu signalisieren. Ob die Mitschülerin aus der Waldsiedlung das ebenso sah, blieb offen. Zumindest bleiben die beiden zunächst in Kontakt, bis die junge Frau nicht mehr auf die Whatsapp-Nachrichten reagierte.

Kurz vor dem Angriff hat der Angeklagte seinem Schulfreund von seinen Selbstmordgedanken erzählt, "das musste ich erstmal verdauen", räumte der 18-Jährige ein. Wenige Zeit später, nachdem klar war, dass seine Angebetete kein Interesse an ihm hatte, weihte er ihn in seine Pläne ein, sie umbringen zu wollen. "Ich habe versucht ihm zu erklären, dass das Quatsch ist", sagte der 18-Jährige, aber auch: "Ich habe die Glaubhaftigkeit unterschätzt." Sein Rat an seinen Freund, sich psychologische Hilfe zu holen, wurde ignoriert. Der Mitschüler spielte mit dem Gedanken, zur Polizei zu gehen oder sich der Mitschülerin zu öffnen, "doch ich wollte keine Panik auslösen". Er holte sich Rat bei einem weiteren Mitschüler und seinem Bruder und entschied sich dafür, nichts zu tun. Er habe gehofft, es würden "nur leere Drohungen" sein, erklärte er vor Gericht. "Ich habe mich offenbar falsch entschieden."

"Die Verantwortung liegt nicht bei dir", betonte die Vorsitzende Richterin und bekräftigte, der 18-Jährige habe versucht, verantwortungsbewusst damit umzugehen. Die Tochter des Opfers hatte der Zeuge nach dem Vorfall noch getroffen, sie mache aktuell eine Traumabewältigung, berichtete er. Beim nächsten Verhandlungstermin am Landgericht soll einer der Polizisten, die am Tatort waren, befragt werden.