Elternbeiträge erhöhen, Ziele einschränken oder ganze Fahrten streichen? Wie Leverkusener Schulen mit der Teuerung bei Klassenfahrten umgehen.
InflationViele Leverkusener Schulen müssen Klassenfahrten streichen oder Preise erhöhen
Für Kinder und Jugendliche sind sie die Highlights der Schulkarriere: Klassenfahrten. In der Grundschule noch in die Eifel oder das Sauerland, später darf es auch mal Berlin oder sogar das Ausland sein. So gewiss wie die Vorfreude der Kinder ist die Diskussion auf Elternabenden, was das Ganze kosten darf.
Doch seit die Preise im Generellen und für Reisen im Besonderen stark angezogen haben, sehen sich immer mehr Schulen nicht mehr in der Lage, die traditionellen Fahrten im üblichen Kostenrahmen anzubieten. Wir haben uns bei den weiterführenden Schulen der Stadt umgehört, wer welche Fahrten anbietet, was das kostet und ob es in Zukunft Veränderungen geben soll.
Gesamtschule Leverkusen Schlebusch
Die GLS hat ein Klassenfahrtskonzept mit klarem Finanzierungsrahmen. Festgeschrieben ist hier auch: Klassenfahrten dürfen keinen Badeurlaub-Charakter haben.
In der Klassenstufe fünf wird eine zweitägige Fahrt bis maximal 80 Euro organisiert. Ziel ist eine Jugendherberge oder ähnliches um Leverkusen, die mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen ist. Es gehe hier vor allem darum, das Gemeinschaftsgefühl in der neuen Klassengemeinschaft zu stärken. In der siebten Klasse geht es auf einwöchige Fahrt, das Ziel kann innerhalb des Kostenrahmens von 250 Euro frei gewählt werden. In der achten Klasse werden freiwillige Studienfahrten entweder nach England (390 Euro) oder zum Skifahren nach Österreich (410 Euro) angeboten.
Die Abschlussfahrt in Klasse 10 (eine Woche, maximal 410 Euro) soll „eine eindeutige, kulturelle Anbindung“ haben, etwa eine Städtereise oder besondere Museen. Nach einer freiwilligen Studienfahrt nach Spanien (maximal 390 Euro) folgt für die Abiturienten noch eine Abschlussfahrt ins „nahe Ausland“. Hier liegt der Kostenrahmen bei 450 Euro. Wenn eine „besondere unterrichtliche Anbindung vorliegt“, darf die Schulkonferenz hier darüber entscheiden, den Rahmen ausnahmsweise zu übersteigen.
Ohne die freiwilligen Studienfahrten fallen so in der Schullaufbahn (ohne Grundschule) bis zu 1200 Euro an Klassenfahrtkosten an. Allerdings gilt für alle Schulen: Kinder aus Familien, die Sozialhilfe nach SGB XII erhalten, bekommen die Kosten über das Paket „Bildung und Teilhabe“ vollständig erstattet. An der GLS gibt es, wie an den meisten anderen Schulen, außerdem einen Förderverein, der im Notfall hilft. „Bislang haben wir unser Programm wegen der Preissteigerungen noch nicht geändert“, sagt Schulleiter Bruno Bermes.
Theodor-Wuppermann-Schule
Anders sieht es an der Manforter Hauptschule aus. „Normalerweise gibt es bei uns drei Klassenfahrten“, sagt Schulleiterin Mareen Lethaus. Diese finden in den Klassenstufen fünf, acht und zehn statt. „Aufgrund der sehr hohen Kosten werden wir die Fahrten wahrscheinlich auf zwei reduzieren.“ Die Fahrten dauern zwischen drei und fünf Tagen und finden nur innerhalb von Deutschland statt.
Die Kosten belaufen sich auf 250 bis 400 Euro. „Die meisten unserer Schülerinnen und Schüler bekommen die Fahrten über das Bildungs- und Teilhabepaket erstattet. Geringverdiener unterstützen wir durch Spenden und den Förderverein“, sagt Lethaus.
Werner-Heisenberg-Gymnasium
Auch am Lützenkirchener Gymnasium sind die Preissteigerungen aktuell Thema: „Der Kostenrahmen insbesondere für die Studienfahrten ist extrem knapp, sodass Fahrten ins Ausland kaum mehr möglich sind“, sagt Schulleiter Kai Vrancken. „Eine Novellierung des schulischen Fahrtenkonzepts und damit verbunden eine Erhöhung des Kostenrahmens ist aktuell in Bearbeitung und soll zeitnah der Schulkonferenz zur Entscheidung vorgelegt werden.“
Geplant sind Fahrten in den Jahrgangsstufen 6 (Jugendherbergen in der Nähe, circa 250 Euro), 8 (Sylt oder Rothenburg/Wümme, circa 300 Euro) und in der Oberstufe (Berlin, Heidelberg, Weimar, Dublin, München, Amsterdam für circa 450 Euro.)
Freiherr-vom-Stein-Gymnasium
Das Schlebuscher Gymnasium hat den Kostenrahmen bereits im vergangenen Jahr erhöht. „Die enormen Preissteigerungen haben dazu geführt, dass die Schulkonferenz im vergangenen Mai die Höchstbeiträge pauschal um 10 Prozent erhöht hat“, sagt Schulleiter Andreas Röhrig.
Fest verankert sind vier obligatorische Fahrten: Klasse 5: zwei bis drei Tage (200 Euro), Klasse 8: Sportfahrt (330 Euro) Jahrgangsstufe EF: Berlinfahrt (352 Euro), Jahrgangsstufe Q2: Leistungskurs Studienfahrten (500 Euro). Darüber hinaus bietet die Schule freiwillige Austausche mit Spanien, Italien und Frankreich an oder Kulturfahrten in den Ferien.