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WGL-PläneSo eng soll es auf Leverkusens Königsberger Platz werden

Lesezeit 5 Minuten
Eine Skizze zeigt den künftigen Königsberger Platz mit dem zweiten Hochhaus.

Diese Skizze zeigt den künftigen Königsberger Platz mit dem zweiten Hochhaus.

Ein Hochhaus mehr im Süden, ein Supermarkt, viele neue kleine Häuser. Das wirft Fragen auf bei den Anwohnern.

„Wir gestalten Leverkusen“ – dafür steht neuerdings WGL. Aber wie? Das hat am Mittwochabend sehr viele Menschen interessiert, die am und um den Königsberger Platz in Rheindorf wohnen. Denn der soll in fünf bis sieben Jahren völlig anders aussehen, plant die Wohnungsgesellschaft Leverkusen. Die Übernahme des heruntergekommenen „Roten Hauses“ von einem luxemburgischen Fonds vor knapp einem Jahr und dessen Sanierung sei nur der Beginn einer kompletten Umgestaltung, kündigte WGL-Chef Gerald Hochkamer in der Kirche Heilig-Kreuz an.

Die war gerade groß genug. Auch, weil die CDU am Wochenende noch Handzettel in Rheindorf-Nord verteilt hatte. Die Christdemokraten haben nämlich große Vorbehalte, und auch manche Anwohnerin und mancher Ur-Rheindorfer fragten sich nach der Präsentation, ob das Herzstück ihres Stadtteils eine gute Entwicklung nimmt.

Aus 136 Wohnungen sollen 320 werden

Denn die WGL will allein im Osten und Süden des Königsberger Platzes aus derzeit 136 Wohnungen 320 machen, die Hälfte davon öffentlich gefördert, also mit Mieten ab 7,50 Euro pro Quadratmeter, Stand heute. Dazu kommt ein Parkhaus mit fünf Geschossen, ein Supermarkt mit 1800 Quadratmeter Verkaufsfläche und 150 Kundenparkplätzen. Dafür muss sehr viel gebaut werden, unter anderem ein Pendant zum „Roten Haus“, das wegen seiner ursprünglichen Klinkerfassade so heißt, die schon lange hinter inzwischen schmuddeligen Fassadenplatten verschwunden ist.

Das zweite Hochhaus am Königsberger Platz steht auf dem Architektenentwurf dort, wo man jetzt noch den früheren Sparkassenbau findet. Es soll, wie das „Rote Haus“ gegenüber neun Geschosse haben, würde den Königsberger Platz also ziemlich beschatten. Auch das warf Fragen auf bei den Anwohnern, die Architekt Richard Henning nicht im Detail beantworten konnte: Darüber gibt es noch keine Gutachten, das 150-Millionen-Projekt steht noch ganz am Anfang.

Viele Menschen bei einer Bürgerinfomation der WGL in der Kirche zum Heiligen Kreuz

Auf sehr großes Interesse schließen die Pläne der WGL für den Königsberger Platz bei den Anwohnern in der Kirche zum Heiligen Kreuz.

Ein großer Teil des Wohnungszuwachses soll im Südosten des Königsberger Platzes entstehen. Die acht „Sternhäuser“ sollen nach gut 60 Jahren abgebrochen und durch Neubauten ersetzt werden. Die Planskizze zeigt 14 eher kompakte Gebäude. In denen sollen deutlich mehr als die heute 128 Wohnungen unterkommen. Sie sollen in der Regel zwei, höchstens drei Zimmer haben und barrierefrei sein. „Da ist die Nachfrage am größten“, sagte WGL-Chef Hochkamer. Sie steige immer weiter, und die WGL könne sie nicht befriedigen.

Doch auch, wenn der Landschaftsplaner viel von Durchgrünung redete, war auf der Projektion in der Kirche gut zu erkennen, dass die derzeitige, sehr lockere Bebauung im Dreieck Elbe-, Solinger und Memelstraße weitaus mehr Freiflächen bietet.

Ob die Freifläche ausgeglichen werden kann, ist zweifelhaft

„Meine Kinder spielen da“, warf deshalb eine Rheindorferin ein. Für sie ist der nicht weiter gestaltete Freiraum extrem wichtig. Erkennbar soll der Verlust von Freifläche um die „Sternhäuser“ auch auf dem Königsberger Platz kompensiert werden. Der soll autofrei werden, die Samlandstraße gibt es nicht mehr und auch nicht den manchmal wichtigen Schleichweg von der Elbe- zur Memelstraße östlich am Platz vorbei.

Der Wochenmarkt „bleibt – dafür ist gesorgt“, versicherte Hochkamer. Ein bisschen mehr Gastronomie soll an den Platz kommen. Aber als der Begriff „Rooftop-Bar“ im Zusammenhang mit dem Hochhaus fiel, mussten viele alteingesessene Rheindorfer grinsen. Auch, dass der nachts laute Königsberger Platz ein „versteckter städtebaulicher Schatz“ sein soll, wie Architekt Henning es nannte, traf nicht so recht den Nerv derer, die dort wohnen und sich auskennen. Mit Blick auf die geplante, noch größere Zusammenballung von Wohnungen fand einer den Begriff „Klein-Chorweiler“ passender.

Dass einer der 500 Plätze in der „Quartiersgarage“, wo künftig alle Autos der Mieter verschwinden sollen, Geld kosten wird, ging in der gut eineinhalbstündigen Informationsveranstaltung beinahe unter. Bedenken ruft aber schon ihre Erschließung hervor: Ein- und Ausfahrt sollen an der lebhaft befahrenen Elbestraße liegen. Ob das klappt, „wird in einem Verkehrsgutachten ermittelt“, versicherte Stadtplaner Jan Roth.

Bebauungsplan soll bald auf den Weg gebracht werden

Das und viele weitere Detailfragen werden im Bebauungsplanverfahren behandelt, das am 18. November anlaufen soll. Dann diskutiert der Stadtplanungsausschuss erstmals über den Plan, der nach Einschätzung der WGL-Spitze zwischen 2027 und 2032 verwirklicht werden soll.

Dass die Planung zunächst eine Mehrheit findet, ist aus Sicht von Michaela Di Padova und Rüdiger Scholz ziemlich sicher. Aber die beiden Rheindorfer Christdemokraten haben das Ziel, die Pläne gehörig einzudampfen. Denn schon vor 15 Jahren habe ein Gutachten, das im Zug des Projekts „Soziale Stadt Rheindorf-Nord“ entstand, vor einer weiteren Verdichtung am Königsberger Platz gewarnt. Seitdem seien aber schon rund 200 neue Wohnungen dort entstanden. Jetzt nochmal fast 200 dazu zu bauen, sei einfach zu viel. Mehr als „60 bis 80 Wohnungen“ sollten nicht mehr dazu kommen.

Besonders kritisch sieht Scholz das Hochhaus. „Eine Brutalität“ sei das, auch wenn Architekt Henning einen Bau mit stark gegliederter Fassade gezeichnet hat. Aus CDU-Sicht reicht ein Gebäude mit vier, fünf Geschossen. Und wenn die „Sternhäuser“ nachvollziehbarerweise weg kommen, sollten das Land dort weniger dicht bebaut werden. Dazu kommt: Schon heute gebe es zu wenig Plätze in der Grundschule und den Kitas. Eine solche könne der Betreiber des Penny-Markts auf sein etwas vergrößertes Gebäude stellen, hat Scholz von dort gehört. Laut WGL-Chef Hochkamer indes will Penny den Standort wegen des Platzmangels aufgeben.

Weitere Sorgen von Di Padova und Scholz gelten der sozialen Infrastruktur. Das Mediencafé müsse unbedingt erhalten werden, auch die Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt sei unverzichtbar. Scholz: „Das ist unser Quartierstreff.“