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Insolventer AutozuliefererSo geht es bei Biebighäuser in Leverkusen weiter

Lesezeit 3 Minuten
Das Metallwerk Biebighäuser

Das Metallwerk Biebighäuser wurde aus der Insolvenz herausgekauft.

Ein indischer Investor engagiert sich in der Fixheide. Die 343 Jobs bleiben erhalten.

Es war schwierig, überhaupt einen Käufer zu finden. Und es waren zähe Verhandlungen, sagen Leute, die dabei waren. Am Donnerstag nannte die Geschäftsführung des Metallwerks Biebighäuser Details zur Übernahme durch die indische Imperial-Gruppe. Das 1969 in Faridabad gegründete Unternehmen ist nach eigener Darstellung Indiens größter Hersteller von Rohr- und Schlauchsystemen, passt also zum Geschäft von Biebighäuser: In den beiden Werken an der Borsigstraße werden vor allem Metall- und Kunststoffleitungen für Wasser, Öl, Luft, Kraftstoff und andere Flüssigkeiten für die Autos aller großen Hersteller gefertigt. Volkswagen, Mercedes, BMW stehen auf der Kundenliste.

Vor einem Jahr, also rund sechs Monate nach dem Insolvenzantrag am 23. Januar 2023, stand noch zur Debatte, dass aus dem Umfeld der Autohersteller die Rettung für Biebighäuser kommen könnte. Aber daraus wurde nichts, die Monate verstrichen.

In Spitzenzeiten hatte Biebighäuser rund 700 Beschäftigte; war Anfang der 2000er Jahre „explosionsartig gewachsen“, wie der damalige Geschäftsführer Thomas Adank einmal sagte. Das führte dazu, dass es sehr viele Leiharbeiter in den beiden Werken gab. Und immer mal wieder Ärger um die Bezahlung. Für die IG Metall war das Metallwerk desöfteren ein Sorgenkind. Es kostete viel Kraft und die Drohung mit der Justiz, dort einen Betriebsrat zu installieren, der auch seine Funktion wahrnehmen konnte. Immer wieder gab es auch Probleme mit dem Management.

Viele bange Monate bis zum Verkauf

Die Absatzkrise in der Automobilindustrie ging an Biebighäuser nicht spurlos vorbei. Die Belegschaft halbierte sich über die Jahre; als Biebighäuser Anfang 2023 zahlungsunfähig wurde, waren davon noch 343 Männer und Frauen betroffen. Sie erlebten viele bange Monate: Das Unternehmen konnte zwar von den Geschäftsführern Ulrich Potthast und Sandra Pirngruber in Eigenverwaltung durch die Insolvenz gesteuert werden. Allerdings hatten sie eine ganze Armada von Anwälten an ihrer Seite. Die Kanzlei d'Avoine, Teubler, Neu schickte Sanierungsberater, dazu kamen die Berater Andreas Knaup und Claus Keller von der Turnaround Management Consult und der Sachwalter Philipp Schober.

Den Verkauf hätten dann Kai Peppmeier und Oliver Lewin von der Capital Value Management eingestielt, hieß es am Donnerstag von Biebighäuser. Unterschrieben wurden die Verträge am Montag, 15. Juli. Erwerber ist die deutsche Niederlassung von Imperial in Pleidelsheim. Bei der Finanzierung des Deals engagiere sich das Investmenthaus Warburg Pinus, hieß es weiter.

Tarun Lamba, Vorstand von Imperial in Indien, sieht in dem Kauf einen wertvollen Zugang zum europäischen Markt und rechnet mit deutlichem Wachstum in Deutschland. Er setzt nicht nur auf den Pkw-Markt, sondern auch auf Lastwagen, in denen Verbrennungsmotoren noch länger eine Rolle spielen dürften.

Dafür braucht Imperial alles in Leverkusen: Der Entwicklungs- und Produktionsstandort „bleibt erhalten“, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Das gelte auch für alle 343 Arbeitsplätze. Die Sanierung sei „auch deshalb gelungen, weil die Kunden, Lieferanten und vor allem die Mitarbeiter dem Unternehmen in den letzten Monaten treu geblieben sind“. So habe man Biebighäuser „fortführen, stabilisieren und einen Investor finden“ können, freuen sich Pirngruber und Potthast.

Aufatmen können auch die Biebighäuser-Beschäftigten in der Slowakei: Die Filiale dort wurde ebenfalls von Imperial übernommen.